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Trauer über Hanauer Gewalttat: Erinnerung an Halle

Parteien und Verbände in Sachsen-Anhalt äußern Bestürzung über die Geschehnisse in Hessen. Politiker sehen Parallelen zum rechtsextremen Terror von Halle. Migrantenorganisationen berichten von der Angst ihrer Mitglieder.

20.02.2020, 16:39

Magdeburg (dpa/sa) - Die Gewalttat von Hanau hat in Sachsen-Anhalt Bestürzung und Trauer ausgelöst. Ministerpräsident Reiner Haseloff äußerte am Donnerstag "tiefe Betroffenheit". "Diese entsetzliche Tat schmerzt uns alle", sagte der CDU-Politiker bei einem Festakt der Nationalakademie Leopoldina in Halle.

Der Regierungschef zog Parallelen zum rechtsextremen Terroranschlag von Halle im Oktober vorigen Jahres. "Ich kann angesichts des Terroranschlags von Halle sehr gut nachvollziehen, was mein hessischer Amtskollege, Volker Bouffier, und die Menschen vor Ort in diesen Stunden empfinden." Den Opfern und ihren Angehörigen drückte Haseloff seine "herzliche Anteilnahme" aus und wünschte den Verletzten gute und schnelle Genesung.

Ein 43-jähriger Deutscher hat in der Nacht zu Donnerstag zehn Menschen und sich selbst getötet. Nach Angaben des hessischen Innenministers gibt es Hinweise auf ein "fremdenfeindliches Motiv". Der Generalbundesanwalt ermittelt demnach wegen Terrorverdachts.

Parallelen zu Halle zog auch die innenpolitische Sprecherin der Linke-Fraktion, Henriette Quade. "So wie in Halle mag der Täter allein gehandelt haben - ein Einzeltäter ist er nicht", teilte Quade am Donnerstag mit. Auch in Sachsen-Anhalt habe die Politik aus dem Anschlag keine ausreichenden Lehren gezogen: "An der dramatischen Unterschätzung rechten Terrors hat sich auch nach Halle nicht viel geändert." Die Magdeburger Linke rief auf Twitter für 19.00 Uhr zu einer Solidaritätskundgebung vor dem Hauptbahnhof auf.

"Mehrere Menschen werden ermordet aufgrund ihrer angenommenen Zugehörigkeit zu einer Gruppe", twitterte der SPD-Bundestagsabgeordnete Karamba Diaby aus Halle. "Sprechen wir es aus: Das ist Terror in Hanau." Auch SPD-Chef Andreas Schmidt sprach von einem "furchtbaren Akt rassistischen Terrors". "Gemeinsam müssen wir aber auch darüber nachdenken, wie eine wehrhafte Demokratie diesen Terror stoppen kann."

Die AfD bezeichnete die Gewalttat ebenfalls als Terror eines nach ersten Informationen "rechtsextremen Verschwörungstheoretikers". Der Landeschef und Bundestagsabgeordnete Martin Reichardt sprach von einem "verabscheuungswürdigen Anschlag" und sprach den Opfern sein Mitgefühl aus.

Grünen-Fraktionschefin Cornelia Lüddemann bezeichnete die Ereignisse auf Twitter als "unfassbar". "Ich bin untröstlich in Gedanken bei den Angehörigen." Parteichef Sebastian Striegel schrieb, er sei "nur noch unendlich traurig" und gedenke der Opfer und ihrer Angehörigen. Überrascht sei er aber nicht: "Ich bin nicht mehr geschockt. Denn wir wussten, wozu Hass führt."

Das Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (Lamsa) kündigte für den Freitag eine Solidaritätsfahrt von Halle nach Hanau an. "Nach dem NSU, dem Anschlag auf die Synagoge in Halle, der Festnahme der rechtsextremen Terrorzelle in Coswig und jetzt den Ereignissen in Hanau können wir nicht mehr einfach zum Alltag zurückkehren", teilte Lamsa-Geschäftsführer Mamad Mohamad mit. "Die Angst sitzt bei uns so tief wie nie zuvor".

Das Innenministerium ordnete am Nachmittag Trauerbeflaggung an. Bis einschließlich Freitag sollten die Flaggen an allen staatlichen Gebäuden im Land auf Halbmast wehen, teilte die Behörde mit.

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