1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Weniger überschuldete Menschen: Experten befürchten Anstieg

Weniger überschuldete Menschen: Experten befürchten Anstieg

Der stabile Arbeitsmarkt hat nach einer Erhebung den Menschen in Sachsen-Anhalt eigentlich geholfen, um weiter aus der Überschuldung herauszukommen. Doch das könnte sich ändern.

10.11.2020, 14:18

Halle (dpa/sa) - Die Zahl der überschuldeten Menschen in Sachsen-Anhalt ist trotz der Corona-Krise weiter zurückgegangen - das dritte Jahr in Folge. Das geht aus dem Schuldner-Atlas 2020 der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hervor, der am Dienstag vorgestellt wurde. Demnach reichten zum Stichtag 1. Oktober bei 238 283 Menschen die Einnahmen nicht mehr aus, um dauerhaft finanziellen Verpflichtungen nachkommen zu können.

Das waren rund 3500 überschuldete Sachsen-Anhalter oder 1,5 Prozent weniger als im Vorjahr mit 241 846. Dazu beigetragen hätten der bislang stabile Arbeitsmarkt und eine gewisse Vorsicht der Verbraucher bei Ausgaben, sagte Martin Plath, Prokurist bei Creditreform in Halle. In der Stadt gab es laut der Übersicht auch in diesem Jahr die meisten Überschuldungsfälle landesweit, mit 33 200 Menschen, gefolgt von Magdeburg mit 28 500 Menschen. Fast 60 Prozent der Überschuldeten in Sachsen-Anhalt sind den Angaben nach Männer.

Einkommenseinbußen etwa durch Kurzarbeit und weniger Minijobs im Zuge der Corona-Krise hätten noch nicht zu einer höheren Überschuldung im Land geführt, sagte Plath. Die Experten von Creditreform befürchten dies jedoch für das nächste Jahr - auch bundesweit. Dann würden die Folgen der Corona-Krise für die Wirtschaft, die Arbeitsplätze und finanzielle Lage von Familien sichtbarer werden.

Den Angaben nach ist der Anteil der überschuldeten Menschen an der Bevölkerung in Sachsen-Anhalt trotz des Rückgangs binnen Jahresfrist deutlich höher als im Bundesdurchschnitt. So liege die Schuldnerquote des Landes bei 12,62 Prozent, für ganz Deutschland bei 9,87 Prozent. Besorgniserregend sei dabei der hohe Anteil an Senioren ab 70 Jahre.

Zu den klassischen Ursachen einer Überschuldung wie Arbeitslosigkeit, Trennung, Scheidung, Krankheit und Unfälle sei hinzugekommen, dass in Sachsen-Anhalt viele Menschen im Niedriglohnbereich arbeiteten - und auch eine lange Zeit ihres Berufslebens, sagte Plath. Dies führe dazu, dass sie auch im Ruhestand ein geringe Rente zur Verfügung hätten. "Aber für jeden Euro im Minus braucht man zwei Euro, um aus den Schulden wieder herauszukommen", sagte der Finanzexperte.

Pressemitteilung Creditreform zum Schuldneratlas 2020 in Deutschland