1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Zahl der Corona-Infizierten steigt

Zahl der Corona-Infizierten steigt

Erst ist Sachsen-Anhalt fast eine Woche das letzte Bundesland ohne nachgewiesenen Corona-Fall. Jetzt steigt die Zahl der Infizierten deutlich. Von der Pflege bis zum Museum werden die Auswirkungen sichtbar.

10.03.2020, 23:01

Magdeburg/Halle (dpa/sa) - Bei immer mehr Sachsen-Anhaltern wird das Coronavirus nachgewiesen. Einen Tag, nachdem die ersten Fälle bekannt geworden waren, stieg die Zahl nach Angaben der Kommunen am Mittwoch auf etwa 20. Zu den acht am Dienstag bekannt gewordenen Infizierten kam laut Sozialministerium am Mittwoch etwa ein Paar aus Magdeburg dazu, das mit einer Reisegruppe in Südtirol unterwegs gewesen war. Die Landkreise Harz, Anhalt-Bitterfeld und Mansfeld-Südharz meldeten jeweils ihren ersten Fall. Nicht alle aus den Landkreisen und kreisfreien Städten gemeldeten Fälle fanden sich auch in der Statistik des Ministeriums, nach der bis zum Abend 14 Menschen nachweislich erkrankt waren.

Die Stadt Halle berichtete von drei weiteren Patienten, die positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden seien. Sie seien in einer Reisegruppe aus Israel zurückgekehrt. Im Salzlandkreis stieg die Zahl der Infizierten auf drei, wie ein Sprecher mitteilte.

Der Landkreis Harz berichtete von einem 56-jährigen Infizierten aus Blankenburg, der gemeinsam mit seiner Frau aus einem Ägypten-Urlaub zurückgekehrt sei. Bei der Ehefrau sei kein Sars-CoV-2 nachgewiesen worden, sie sei aber an einer Lungenentzündung erkrankt und werde in einer Klinik behandelt. Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld teilte mit, bei einem 31-Jährigen sei die Ansteckungsquelle unbekannt. Im Krankenhaus Zerbst, in dem ein infizierter Arzt gearbeitet hatte, würden weiter keine neuen Patienten aufgenommen, Besuche blieben untersagt. Mehr als 100 Tests bei Kontaktpersonen des Arztes aus Sachsen seien bislang negativ ausgefallen.

In vielen Bereichen des öffentlichen Lebens sind die Auswirkungen inzwischen spürbar - von der Wirtschaft über Kultur bis zur Pflege und der Bildung.

VERANSTALTUNGEN: Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, hat Sachsen-Anhalt landesweit Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern verboten. Sicherheit und Gesundheit der Menschen seien die obersten Ziele, teilte Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) mit. Die Ausrufung der Pandemie durch die Weltgesundheitsorganisation am frühen Mittwochabend zeige, dass konsequentes Handeln unerlässlich sei. Ein entsprechender Erlass gehe Donnerstag an die Landkreise und kreisfreien Städte.

MUSEEN: Die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt hat wegen eines Coronavirus-Verdachtsfalls vorübergehend drei Museen geschlossen. Seit Mittwoch seien der Dom und Domschatz Halberstadt, das Museum und Musikakademie Kloster Michaelstein und die Lyonel-Feininger-Galerie in Quedlinburg nicht mehr für Besucher geöffnet, teilte eine Sprecherin in Halle mit. Zuvor sei eine Mitarbeiterin einer Servicegesellschaft, die für die Kulturstiftung arbeite, vom Gesundheitsamt als Verdachtsfall eingestuft worden. Die Schließung sei eine Vorsichtsmaßnahme, hieß es.

WIRTSCHAFT: Das Coronavirus wirkt sich mittlerweile auf den Alltag mancher Unternehmen in Sachsen-Anhalt aus, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit in Halle mitteilte. In den Arbeitsagenturen fragten Firmen verstärkt zum Thema Kurzarbeitergeld an. "Da sind zum Beispiel Unternehmen dabei, die von den Zulieferengpässen betroffen sind oder auch solche aus der Tourismus- und Messebaubranche, denen Aufträge wegbrechen, weil Großveranstaltungen abgesagt werden."

PFLEGE: Träger von Alten- und Pflegeheimen haben angesichts der Ausbreitung des Coronavirus in Sachsen-Anhalt zu besonderer Umsicht aufgerufen. Viele DRK-Einrichtungen wie in Sangerhausen, Naumburg und Halle haben ?Angehörigen empfohlen, die Häufigkeit ihrer Besuche einzuschränken. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) teilte mit, Besucher würden darum gebeten, Pflegeheime nicht aufzusuchen, wenn sie eine akute ?Atemwegserkrankung oder auch Fieber haben.? Empfehlungen, Besuche einzuschränken, gab es auch in Krankenhäusern.

BILDUNG: Die Schüler, die derzeit wegen des neuartigen Coronavirus vorsorglich zu Hause bleiben müssen, können die Zeit aus Sicht von Bildungsminister Marco Tullner (CDU) gut mit digitalen Lernangeboten überbrücken. "Wir haben da ein bewährtes System, das auch schon ein paar Jahre läuft", sagte der Minister der Deutschen Presse-Agentur. "Die Lehrer werden es im individuellen Mailverkehr oder in anderen Kommunikationsformen möglich machen, dass die Kinder in den 14 Tagen am Unterricht teilhaben." Das sei bewährt etwa für den Fall, dass Kinder länger krank sind.

Derzeit sind laut Ministerium Schülergruppen aus acht Schulen sowie ihre Begleiter in verschiedenen Regionen des Landes in häuslicher Quarantäne, nachdem sie aus Skilagern in Südtirol zurückgekehrt waren. Auch Kinder von Erkrankten müssen zu Hause bleiben. Bei keinem der Schüler wurde bislang der Erreger Sars-CoV-2 nachgewiesen.

HOCHSCHULEN: Berlin und Baden-Württemberg haben den Semesterstart wegen der Ausbreitung des Coronavirus verschoben. Der Beginn des Semesters sei nunmehr am 20. April geplant, hieß es in Berlin. Sollte es notwendig sein, werde dieser Termin gegebenenfalls weiter geschoben. Darüber wird laut einem Sprecher des Wissenschaftsministeriums auch für die sachsen-anhaltischen Hochschulen beraten. Eine Entscheidung werde es in Kürze geben.

Stadt Halle zum Coronavirus

Infos zur Lernplattform Moodle

Robert Koch-Institut zu den Fallzahlen

Infos des Landesamts für Verbraucherschutz Sachsen-Anhalt