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Fußball Die 3. Liga ist zerstritten wie nie

Die Stimmung in der 3. Liga ist extrem angespannt. Die Vereine spaltet die Frage, ob die Saison fortgesetzt oder abgebrochen werden soll.

Von Manuel Holscher 21.04.2020, 01:01

Magdeburg l Trotz des momentan ausgesetzten Spielbetriebs ist in der 3. Liga jede Menge los. In der vergangenen Woche positionierten sich zunächst fünf Vereine aus Bayern mit einem öffentlichen Statement für die Fortsetzung der Saison mit Geisterspielen. Am Freitag konterten acht Vereine, unter ihnen der 1. FC Magdeburg, mit einer schriftlichen Forderung nach einem Saisonabbruch.

Neben der Frage, wie und ob die aktuelle Saison fortgesetzt wird, geht es auch um eine mögliche Reform der 3. Liga. Die Volksstimme beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was denken die Vereine?

1860 München, Ingolstadt, Würzburg, Bayern II, die SpVgg Unterhaching, Braunschweig und Rostock haben sich für die Fortsetzung der Saison ab Mai mit Geisterspielen ausgesprochen. Diesen sieben Vereinen stehen mit dem FCM, Halle, Mannheim, Münster, Großaspach, Zwickau, Chemnitz und Jena acht Klubs gegenüber, die den Saisonabbruch fordern. Als Lösung wurde vorgeschlagen, die in der Tabelle oben stehenden Vereine aufsteigen zu lassen, dafür aber auf Absteiger zu verzichten und die Liga durch Regionalliga-Aufsteiger aufzustocken.

Pikant: Alle genannten Vereine würden von diesem Vorschlag profitieren. Sieben der acht Klubs stehen in der Tabelle momentan weit unten, Mannheim würde hingegen aufsteigen. Auf der anderen Seite wollen aber vorwiegend die Vereine weiterspielen, die noch Aufstiegschancen haben.

Eine spannende Rolle nehmen jetzt Viktoria Köln, Duisburg, Kaiserslautern, Meppen und der KFC Uerdingen ein. Diese Klubs haben sich nämlich noch nicht festgelegt. Aus Köln und Duisburg ist allerdings zu hören, dass sie wohl für einen Abbruch stimmen würden.

Was spricht für eine Fortsetzung der Saison mit Geisterspielen?

In erster Linie geht es bei noch elf ausstehenden und bereits 27 gespielten Partien natürlich darum, möglichst eine sportliche Lösung zu finden. Und die einzig faire Lösung wäre, die Saison zu Ende zu bringen. Aber auch wirtschaftliche Gründe spielen eine große Rolle. Nach Angaben des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) würden die Drittligavereine rund 30 Millionen Euro verlieren, wenn nicht gespielt werden würde. Diese Zahl ist allerdings wohl nicht ganz realistisch: Denn momentan haben die meisten Vereine Kurzarbeit angemeldet und sparen dadurch monatlich im Schnitt eine sechsstellige Summe. Sollte der Spielbetrieb aber wieder aufgenommen werden, würde die Kurzarbeitergeld-Option wegfallen. Genauso wie die eingeplanten Zuschauereinnahmen, weil unter Ausschluss der Öffentlichkeit gespielt werden muss.

Was spricht für einen Saisonabbruch?

FCM-Geschäftsführer Mario Kallnik, der auch Drittliga-Ausschussmitglied beim DFB ist, nennt drei Argumente: Gesundheit, Wirtschaft, Zeit. Allen voran sieht er in der Corona-Krise den gesundheitlichen Aspekt. Das Infektionsrisiko sei bei einer Saison-Fortsetzung enorm hoch, die Vereine hätten eine Fürsorgepflicht für ihre Mitarbeiter. Auch wirtschaftlich sei eine Fortsetzung deutlich kostspieliger als ein Saisonabbruch. Der FCM muss für jedes Heimspiel mindestens 30 000 Euro aufbringen, um die Kosten für die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs zu begleichen. „Der aktuelle Plan von Geisterspielen bringt uns keinen Ertrag ein. Ganz im Gegenteil, wir zahlen erheblich drauf“, sagt Kallnik.

Zudem würde wie erwähnt das Kurzarbeitergeld wegfallen. „Dadurch fangen wir momentan wesentliche Kosten auf. Das wäre bei einer Fortsetzung der Saison natürlich kein Thema mehr“, sagt er. Für Vereine wie Zwickau, Chemnitz und Halle könnten diese Verluste existenzbedrohend sein.

Auch der Zeitplan sei kaum noch zu halten, weil sich die Mannschaften nach der langen Pause mit dem DFB eigentlich auf eine dreiwöchige Vorbereitungszeit geeinigt hatten. Da das Kontaktverbot aber bis 3. Mai verlängert wurde, könnten die Vereine erst am 4. Mai wieder voll ins Mannschaftstraining einsteigen. Der späteste Zeitpunkt für die Wiederaufnahme der Saison ist wiederum Mitte Mai, um die Spielzeit bis zum 30. Juni zu beenden. Dieses Datum gilt als gesetzt, da Ende Juni zahlreiche Spielerverträge auslaufen.

Wie geht es in der kommenden Saison weiter?

Sollte die Saison regulär beendet werden, bleibt alles wie bisher. Es gibt aber Alternativ-Vorschläge: Neben einer Aufstockung wurde eine Aufteilung der 3. Liga in zwei Staffeln (Nord, Süd) genannt. Doch dieser Vorschlag findet wenig Zustimmung. Denn darunter könnte das sportliche Niveau und die Vermarktung leiden.

FCM-Trainer Claus-Dieter Wollitz setzt sich unterdessen für eine Aufstockung der 3. Liga und fünf Absteiger in die Regionalliga ein. „Dann könnten alle Regionalliga-Meister direkt aufsteigen“, sagt er.

Welche Rolle spielt der DFB?

Der DFB würde gerne weiterspielen lassen, wünscht sich bald Klarheit. Am Dienstag findet eine Video-Konferenz mit den Vereinen statt. Am Freitag tagt das DFB-Präsidium. Spätestens nächste Woche soll es eine geheime Abstimmung geben. „Ich hoffe, dass man, nachdem man einen kleinen Boxring aufgebaut hat, wieder zur Normalität übergeht und nach vorn blickt“, so DFB-Vizepräsident Peter Frymuth. Meinung

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