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Fußball Emotionale Achterbahn des FCM

Beim 1:2 gegen den FC St. Pauli hat der FCM in Ansätzen gezeigt, dass er in Liga 2 mithalten kann. Trauriger Held des Tages war Beck.

Von Manuel Holscher 06.08.2018, 01:01

Magdeburg l Zwischen ausgelassenem Jubel und einem nachdenklichen Blick ins Nichts lagen bei Christian Beck gestern gerade mal knapp zwei Stunden. In der 16. Minute brachte der Torjäger seine Mannschaft mit 1:0 in Führung. Der 30-Jährige trug sich mit dem ersten Zweitligatreffer des FCM in die Geschichtsbücher ein. „In der ersten halben Stunde haben wir überragend gespielt. Für mich waren es Glücksgefühle pur, als ich das Tor erzielt hatte“, sagte er. „Ich bin in die Ecke gelaufen, um mit den Fans und meiner Familie, die dort auch saß, zu feiern.“

Im weiteren Verlauf des Spiels stieg er dann aber in die emotionale Achterbahn ein. Hatte Beck vor seinem Treffer schon eine gute Gelegenheit (5.), hing er im weiteren Verlauf oft in der Luft. „Es war sehr, sehr bitter für uns, wie wir die Gegentreffer kassiert haben“, so Beck. „Wir müssen jetzt den Mund abputzen, das Spiel analysieren und es in Aue besser machen.“

So überzeugend die Defensivleistung mit Tobias Müller und Steffen Schäfer in der Innenverteidigung war, so ausbaufähig war die spielerische Vorstellung. Für die Sturmreihe um Beck, Marcel Costly (links) und Philip Türpitz (rechts) gab es viele Momente des Frustes. Nach schnellen Balleroberungen schenkte der FCM die Kugel zu schnell wieder her. Als Alternative diente der lange Ball, der für Beck und Co. aber auch eher undankbar als hilfreich war. „Ich habe versucht, die hohen Bälle an unsere Außenspieler weiterzuleiten. Es war nicht einfach. Wir müssen es besser hinbekommen“, betonte Beck. „Wir haben trotzdem gezeigt, dass wir in der 2. Liga mithalten können, müssen es jetzt nur noch in Punkte umsetzen.“

Zur eigenen Offensivschwäche kam auch noch etwas Pech. „Ich habe nach dem Spiel ein bisschen an unseren Auftakt vor einem Jahr gedacht“, sagte Kapitän Nils Butzen. Am ersten Spieltag der Drittligasaison 2017/18 unterlag der FCM Sonnenhof Großaspach mit 1:4 und kassierte Gegentreffer, von denen mindestens zwei eine Nominierung für das Tor des Monats verdient hätten.

Gegen St. Pauli war es nun ähnlich. Christopher Buchtmann traf nach einem verunglückten Befreiungsschlag von Michel Niemeyer unhaltbar zum Ausgleich (29.). Der direkte Freistoß zum Siegtreffer von Marvin Knoll war sehenswert und bitter für den FCM zugleich (81.).

Vor dieser Standardsituation gab es allerdings für die Gastgeber Redebedarf mit Schiedsrichter Frank Willenborg. Bevor der Ball in die Mitte kam, wurde Aleksandar Ignjovski an der Eckfahne offensichtlich gefoult, Willenborg ließ aber weiterspielen. In der Szene, die zum Freistoß führte, sah sich der Club auch benachteiligt. Niemeyer sollte Waldemar Sobota gefoult haben. „Wir sind beide zum Ball gegangen, und treffen uns dabei gegenseitig. Es war eine 50:50:-Entscheidung“, meinte Niemeyer.

Allen voran Beck machte seinem Ärger Luft. „Für uns zählt jeder Punkt. Umso ärgerlicher ist es, wenn wir durch eine solche Entscheidung verlieren“, sagte der Stürmer. So ging der ehemalige Torschützenkönig der Regionalliga und 3. Liga nicht als gefeierter Held, sondern als trauriger Held vom Platz.

Trainer Jens Härtel wehrte sich trotz der Enttäuschung über die Niederlage aber, von einem schlechten Spiel zu sprechen. „Ich bin jetzt nicht völlig unzufrieden. Ich sehe keine grundsätzlichen Probleme“, betonte er. Aber: „Das Ergebnis steht über allem. Es hat sich gezeigt, dass St. Pauli effizienter war.“

Der Coach sieht genau darin den größten Unterschied zum Gegner. „Wir hatten in der Nachspielzeit auch einen Freistoß durch Philip Türpitz. Bei St. Pauli war er drin, bei uns nicht. Sie haben aus ihren Gelegenheiten mehr gemacht als wir“, urteilte er.

Härtel und sein Trainerteam hatten vor dem Start einige Änderungen vorgenommen. „Wir haben die Grundordnung geändert und auf eine Viererkette umgestellt, weil St. Pauli sehr viel über das Zentrum spielt“, sagte er. „Vor der Viererkette wollten wir stabil sein. Aleksandar Ignjovski hat seine Stärken im Zweikampf und sollte diese im Zentrum einbringen. Aus unserer Sicht ist das auch aufgegangen.“

In der Rückwärtsbewegung machte die gesamte Mannschaft einen guten Job. In der Spieleröffnung hatten aber gerade Müller und Schäfer Probleme. Ihnen fehlte zu oft eine geeignete Anspielstation. So blieb es meistens beim von Beck monierten langen Ball. „Die defensive Stabilität bleibt aber für uns immer die Grundlage“, stellte Härtel klar. In Aue am kommenden Sonntag werde es ein ganz anderes Spiel, meint der Trainer: „Wir müssen flexibel sein und schauen, ob wir mit Dreier- oder Viererkette spielen.“

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