1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Lokalsport Magdeburg
  6. >
  7. In Kentucky lebt Emily Hähnel ihren amerikanischen Traum

Fußball In Kentucky lebt Emily Hähnel ihren amerikanischen Traum

Vor anderthalb Jahren startete Emily Hähnel ins Abenteuer ihres noch jungen Lebens: Von den Regionalliga-Damen des Magdeburger FFC schloss sich die Fußballerin als Studentin der Universität von Kentucky an. Bei den Wildcats hat sie seitdem allerhand erlebt.

Von Kevin Gehring 10.04.2021, 15:05

Magdeburg. „Mir geht es richtig gut“, erzählt Emily Hähnel am Telefon, während sie in ihrer Wahlheimat Lexington spazieren geht. „22 Grad und Sonnenschein“, berichtet sie zufrieden über das Wetter. Das ist in der für Pferdezucht bekannten Stadt im US-Bundesstaat Kentucky längst nicht immer so. „Das Lexington-Wetter ist wechselhaft. Vor einigen Wochen lag noch hoher Schnee und jetzt ist gefühlt schon Sommer. Aber auch innerhalb eines Tages kann es sich mehrmals ändern“, erklärt die 19-Jährige.

Umlaut im Namen als Aussprache-Hürde

Das ist nur eine kleine der zahlreichen Erkenntnisse, die die Offensivspielerin in den vergangenen 20 Monaten auf der anderen Seite des Atlantiks gesammelt hat. So hat die gebürtige Merseburgerin auch am eigenen Leib erfahren müssen, dass ein Umlaut im Nachnamen in den Vereinigten Staaten nicht zuträglich ist.

„Gefühlt hat noch niemand meinen Namen richtig ausgesprochen“, erzählt sie mit einem Lachen. „Wenn ich es ihnen ein paar Mal vorspreche, ist ab und an auch ansatzweise die richtige Aussprache dabei, aber die ist spätestens zwei Minuten später wieder vergessen“, ergänzt sie.

Fußballerisch nicht zu vergleichen

Den größten Unterschied hat Emily Hähnel aber auf dem Platz ausgemacht: „Der Fußball in den USA ist mit dem in Deutschland nicht zu vergleichen“, sagt sie. „Hier geht es viel physischer und athletischer zur Sache.“ Komponenten, weshalb die frühere Regionalliga-Kickerin des Magdeburger FFC doch ihre Eingewöhnungszeit gebraucht hat. Punktete Hähnel an der Elbe noch mit ihrem körperlichen Auftreten, lernte sie in den Vereinigten Staaten eine „ganz andere Art der Physis“ kennen.

„Das hängt aber auch mit unserer Spielklasse zusammen“, sagt die Angreiferin. Die Southeastern Conference (SEC), in der sich Hähnel und die Kentucky Wildcats mit den Universitäts-Teams aus dem Südosten des Landes duellieren, stehe für das körperliche Spiel.

Pandemie bremste Hähnel aus

Dieses konnte Hähnel wegen der Corona-Pandemie erst in einer vollständigen Saison kennenlernen. Als das Virus im vergangenen Frühjahr erstmals in den USA kursierte, wurden die Aktivitäten an der Universität bald heruntergefahren. „Ich hatte erst noch Baltimore besucht und wenig später saß ich im Flieger nach Deutschland“, erinnert sich Hähnel. Dann begann für sie eine neue, spannende Zeit. „Wir hatten Laufpläne von unseren Coaches mitbekommen, aber es war nicht abzusehen, wann wir wieder zurück auf den Campus dürfen“, erzählt Hähnel.

Ihr Ziel, sich permanent verbessern zu wollen, verlor sie aber auch nach der notgedrungenen Rückkehr in die Heimat nie aus den Augen. „Da muss ich meinen Eltern einen riesigen Dank aussprechen“, sagt die Studentin. Mit deren Unterstützung richtete sie sich im Elternhaus eine Sportecke ein. „Mein Papa hat mir dafür extra eine Hantelbank gebaut“, erzählt sie stolz. Und auch für die Übungen mit dem Ball hatte Papa Hähnel einen Einfall: „Er hat mir eine Prallwand aufgestellt, damit ich auch alleine mein Passspiel trainieren konnte.“

US-Saison ist „einfach viel zu kurz“

So war die Studentin auf einem konditionell wie fußballerisch guten Stand, als sie im August vergangenen Jahres wieder zurück auf den Campus durfte – und eine weitere spannende Zeit für sie begann. Die Saison ihrer Kentucky Wildcats wurde nämlich trotz der Pandemie absolviert. „Wir hatten acht Spiele und ein Turnier zum Saisonabschluss“, berichtet Hähnel von der – in diesem Jahr verkürzten – Spielzeit, die in den USA ohnehin nur in den Herbst- und Wintermonaten gespielt wird. „Das ist der einzige Punkt, den ich kritisieren muss“, sagt Hähnel, „die Saison ist für meinen Geschmack einfach viel zu kurz“.

Heimat-Besuch und große Ziele

So steckt sie inzwischen schon wieder in der Vorbereitung für die neue Spielzeit, die im August beginnt. Unlängst hatte eine Corona-Infektion die 19-Jährige im Zuge eines größeren Ausbruchs zwar ausgebremst, „ich bin aber zum Glück glimpflich davongekommen“, erzählt sie. „Anfangs war ich schon vom Treppensteigen aus der Puste, aber inzwischen habe ich mich gut erholt.“

So steht dem Heimatbesuch für Ende April – in diesem Jahr vorab geplant?– nichts im Wege. Ein Ziel für die kommende Spielzeit hat sich Emily Hähnel auch schon gesetzt: „In der neuen Saison möchte ich angreifen und einen Platz in der Startelf einnehmen." Viele nützliche Erfahrungen hat sie dafür in den vergangenen anderthalb Jahren bereits sammeln können.