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Boxen "Day of Thunder" lautet das Motto des "Fightclub-Anhalt" / 14 spannende Kämpfe Internationale Boxkämpfer verwandeln Zerbster Stadthalle in Kampfsportarena

Von Daniela Apel 11.04.2012, 05:21

"Day of Thunder" lautet das kampfstarke Motto des "Fightclub-Anhalt". Die am 14. April steigende Sportveranstaltung mit internationalen Boxkämpfern will an die lange Tradition des Zerbster Boxsports anknüpfen.

Zerbst l Um eine "Hochburg des Boxsports" ging es im Zerbster Heimatkalender von 1999. In dem mehrseitigen Beitrag schilderte Rainer Frankowski die lange Geschichte des Zerbster Boxsports. Dessen Ursprünge reichen zurück bis zum "I. Zerbster Athletenclub 1894". Aus diesem ging eine Gruppe Sportenthusiasten hervor, die 1922 einen Wettkampfabend ausrichteten.

Neben Gewichthebern und Ringern traten dort erstmals Boxer gegeneinander an. Zu den Faustkämpfern gehörten damals Willi Brandt, Richard Woche, Otto Flick und Karl Kietz. 1927 waren es bereits 30 Boxer, die unter dem neuen Namen "Kampfsportverein Adler 1925" trainierten. Die erfolgreichsten dieser Zeit waren Woldemar Schwichtenberg, Willi Alex, Karl Sperfeld, Willi Schneider, Otto Meinhardt und Franz Richter.

Als 1933 die Arbeitersportvereine aufgelöst wurden, entschlossen sich die Boxer 1934, dem bürgerlichen Verein "Viktoria 03" beizutreten. In den folgenden Jahren machten sich Richard Dräger, Herbert Tauber, Harry Brandtscheit, Heina Schmidt, Helmut Sandmann, Kurt Schwichtenberg und Ernst Brudloff über Zerbst hinaus einen Namen. Mit Erlaubnis der sowjetischen Besatzungsmacht wurden Harry Brandtscheit, Heina Schmidt und Herbert Tauber kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges sogar Berufsboxer.

Im Mai 1951 fand schließlich eine Profi-Boxveranstaltung in Zerbst statt. Die Kulisse bildete das Schwimmstadion - im mittleren Becken wurde der Ring aufgebaut. Über 5 000 Zuschauer verfolgten die Kämpfe, die allesamt durch K.o. entschieden wurden. Das galt auch für den Hauptkampf, bei dem Herbert Tauber aus Zerbst den Erfurter Herbert Görlach besiegte, wie sich einer der besten Kenner der Materie, der Zerbster Gerhard Könnecke, erinnerte.

Mit Gründung des Deutschen Turn- und Sportbundes 1948 formierte sich die Sektion der Zerbster Boxer unter der Leitung von Fritz Thiele, Erich Quast, Willi Brandt und Franz Richter neu. Wie Frankowski schrieb, trainierten sie anfangs unter schwierigen Bedingungen in der Turnhalle der Max-Sens-Oberschule (jetzt Ratshaus). In den folgenden Jahren entwickelte sich Zerbst zu einer Boxerschmiede. Paul Nickel beispielsweise erlernte 1949 im Papiergewicht das Boxen und holte sich von 1957 bis 1960 jährlich den Titel des DDR-Meisters. Von 227 Kämpfen soll er nur 21 verloren haben. Oder Otto Richter. Er boxte seit 1932 aktiv in Zerbst, wurde nach 1950 Übungsleiter und international eingesetzter Punktrichter.

Zu den Aktivsten der ersten Stunde gehörte Gerhard Könnecke, von seinen Freunden "Eipe" genannt. Der gelernte Schwimmmeister und Heizungstechniker boxte von 1948 bis 1958 in Zerbst. Von 200 Kämpfen gewann er 160. Es folgten zwei Jahre Oberliga in Dessau. Danach wurde er Übungsleiter der BSG Motor Zerbst und widmete sich dieser Aufgabe bis 1992. Viele Ehrungen hat er erhalten, unter anderem die höchste Auszeichnung des Deutschen Boxverbandes.

1982 zog die BSG Motor Zerbst in die als Trainingszentrum ausgebaute Sporthalle der Richard-Bläß-Oberschule (heute Ganztagsschule Ciervisti). Dort wurde an fünf Tagen in der Woche in zwei Gruppen trainiert. Weitere Übungsleiter späterer Boxgenerationen waren Harald Schmidt, Claus Schulz und Fritz Schmohl.

Einige ihrer Schützlinge entwickelten sich zu erfolgreichen Boxern. Zu ihnen zählte Andreas Wornowski, der 1983 seine Box-Laufbahn begann. Seine ersten Schritte absolvierte er unter Könnecke. 1986 wurde er DDR-Meister und 1987 Vize-DDR-Meister. International belegte er mehrfach erste und vordere Plätze.

Ihr erfolgreichstes Wettkampfjahr verzeichneten die Zerbster Boxer 1984/85. Bei den Bezirksmeisterschaften aller Altersklassen belegten sie 14mal den ersten und fünfmal den zweiten Platz. Bei der X. DDR-Kinder- und Ju- gendspartakiade in Berlin holten sie einmal Gold, zweimal Silber und weitere vordere Plätze. Mario Barucker, Dirk Trejbal, Stefan Mähler, Torsten Eisfeld, Silvio Niemann, Frank Schalow und Torsten Tams sind die Namen der Zerbster Sieger.

1986 fanden die DDR-Juniorenmeisterschaften in Zerbst statt. Michael Schmohl wurde 1991/92 Deutscher Juniorenmeister.

Mit der Wende und dem Wegfall staatlicher Sportförderung kam das Aus für das Zerbster Trainingszentrum. Seit Oktober 1995 trafen sich dann wieder Zerbster Boxfreunde, um zweimal wöchentlich im Fit- und Fun-Studio am Industrieweg zu trainieren. Betreut wurden die Sportler von Friedhelm Friedrich, der auf 25 aktive Boxerjahre zurückblicken konnte und neben fünf Bezirksmeistertiteln zwei Bronzemedaillen bei DDR-Meisterschaften errang. 1998 gründeten diese Amateurboxer innerhalb des 1. Kampfsportvereins Zerbst eine Sektion Boxen.

Kampfsportarena mit barockem Flair

Die Zerbster Stadthalle verwandelt sich am kommenden Sonnabend in eine Kampfsport- arena mit barockem Flair. Im aufgebauten Ring werden sich beim Fightclub-Anhalt Kämpfer der Klassen A bis D im Boxen, Thaiboxen, Kickboxen und K1 gegenüber stehen. Das Starterfeld ist international. Die Kämpfer kommen nicht nur aus Zerbst, Dessau, Bitterfeld, Burg, Erfurt, Berlin und Magdeburg wie beispielsweise der Schwergewichtsboxer Jerry Otto. Aus Polen und Tschechien treten ebenfalls Boxer an.

"Day of Thunder" lautet das Motto des vielversprechenden Abends. Die Zuschauer dürfen sich auf über 14 spannende Kämpfe und wohl manches K.o. freuen. Auch zwei Frauen steigen zum Kräftemessen in den Ring. Zwar muss Sascha Poppendieck verletzungsbedingt pausieren, als Gast wird er jedoch bei dem hochklassigen Box-Event erwartet. Dieses startet um 18 Uhr, der Einlass erfolgt ab 17 Uhr.

Zu Beginn wird der Nachwuchs des "AH-Gym" Dessau einen Kindershowkampf präsentieren. Zudem erwartet die Besucher eine Vorführung des 1. Kampfsportvereins Zerbst. Allen Auto-Fans sei noch gesagt, dass es auch einen vor Ort ausgestellten Lambor- ghini Gallardo zu gewinnen gibt.

Veranstaltet wird der Fightclub-Anhalt von der Elbe Coast Events UG aus Zerbst. Kartenvorbestellungen sind im Internet unter www.fightclub-anhalt.de oder direkt in den Geschäftsräumen der Elbe Coast Events UG in der Coswiger Straße 12 in Zerbst montags bis freitags zwischen 10 und 16 Uhr möglich.