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Fußball „Mada“ ist sein Spitzname

Der TSV Adler Jahrstedt hat schon einige Nachwuchstalente herausgebracht. Leon Bätge ist sogar auf dem Sprung in die Fußball-Bundesliga.

Von Florian Schulz 14.11.2015, 04:00

Frankfurt/Jahrstedt l Über Jahrstedt in die Bundesliga – das klingt zunächst einmal wie ein schlechter Witz. Ist es aber nicht, wie das Beispiel Leon Bätge zeigt. Der 18-Jährige erlernte das Fußball-Abc bei den Adlern in der Westaltmark, ehe es ihn über den FC Brome und den VfL Wolfsburg nun zu Eintracht Frankfurt zog. In der A-Jugend des Bundesligisten ist Bätge die klare Nummer 1 zwischen den Pfosten, dazu sogar stellvertretender Kapitän, und darf bereits bei den Profis mittrainieren.

„Fußball spiele ich eigentlich schon, seit ich denken kann“, verrät Leon Bätge. Gerade mal zweieinhalb Jahre jung war der in Wolfsburg geborene Kicker, ehe er zum ersten Mal gegen das runde Leder trat – in Diensten des TSV Adler Jahrstedt und unter der Leitung von Trainer Andreas Kroggel. Dem Coach wurde schnell klar, dass Bätge seine Stärken eindeutig auf der Torhüterposition hat. Genau diese bekleidete der Youngster dann auch in seiner Jahrstedter Zeit. „Ich glaube, ich habe damals einfach gut die Bälle gehalten – besser als die anderen. Zudem war das Eins-gegen-Eins ziemlich früh meine große Stärke“, erinnert sich der heute 18-Jährige an seine Anfangszeit zurück. Bei den Adlern stand damals mehr der Spaß im Vordergrund. Leon Bätge allerdings hatte andere Ziele. „Wir standen zwar sicherlich meist ganz gut da, doch ich wollte einfach gefordert werden“, so der Westaltmärker. So wechselte er als Neunjähriger nach Niedersachsen zum benachbarten FC Brome. Der spielte höherklassig und hatte mit Mark-Oliver Schmidt einen seriösen Trainer, der ebenfalls in höheren Etagen unterwegs war. Beim FC wurde Bätge zum Verteidiger umgeschult. „Die Torhüterposition war damals schon bekleidet und ich hatte auch Spaß daran, auf dem Feld zu spielen. Wobei ich zugeben muss, dass die Ausdauer nie meine Stärke war“, gibt der 18-Jährige mit einem Schmunzeln zu. Am Ende seiner Zeit in Brome wechselte Leon Bätge aber wieder zurück zwischen die Pfosten. „Da habe ich mein Talent wieder entdeckt“, verrät der Youngster.

2009 wagte Bätge einen großen Schritt – nämlich den zum VfL Wolfsburg. Bei den VW-Städtern hatte der Westaltmärker bereits zuvor im Rahmen der Ferienfußballschule überzeugen können. Zu einem Camp über Ostern hatten ihn seine Eltern, mit denen er bis zu seinem 14. Lebensjahr in Jahrstedt wohnte, ehe man sich nach deren Trennung in Wolfsburg niederließ, angemeldet. Schon am ersten Tag hinterließ Leon Bätge einen starken Eindruck und wurde zu einem Probetraining beim VfL eingeladen. Auch dort, nur einige Wochen nach dem Camp, konnte Bätge U14-Trainer Danny Wedel auf Anhieb überzeugen. „Er hat direkt nach dem ersten Training zu mir gesagt, dass er mich zur nächsten Saison haben möchte“, berichtet der gebürtige Wolfsburger. In seiner Anfangszeit bei den „Wölfen“ wohnte Leon Bätge noch in Jahrstedt und besuchte die fünfte und sechste Klasse des Gymnasiums in Beetzendorf. Dann wechselte der Westaltmärker auch schulisch nach Wolfsburg, um den Fahrstress zu umgehen. Um 6.45 Uhr ging es von Brome aus mit dem Bus in die VW-Stadt, wo um 7.45 Uhr die Schule begann. Meistens musste bis 15.30 Uhr die Schulbank gedrückt werden, ehe sich um 16.30 Uhr eine Trainingseinheit anschloss. „Ich habe mich von Anfang an sehr wohl gefühlt und auch mit unserem Trainer Danny Wedel sehr gut verstanden“, erklärt der 18-Jährige. Nach dem Training holten ihn seine Eltern wieder nach Hause, wo er gegen 19.30 Uhr ankam. „Es hat Spaß gemacht, mit so vielen starken Spielern und somit auf hohem Niveau zu trainieren und zu spielen. Ich musste mich erst einmal an das hohe Tempo gewöhnen“, schildert der Youngster, der übrigens schon im nächsthöheren Jahrgang (1996) mitspielte.

Die Zeit in Wolfsburg hat Leon Bätge viel gegeben – sowohl sportlich als auch menschlich. „Die Ausbildung dort hat mir sehr geholfen, das merke ich auch jetzt noch. Vor allem das tägliche spezifische Torwarttraining hat mich sehr weit voran gebracht. Auch von der Persönlichkeit her wurde ich selbstbewusster, was du im Leistungssport auch brauchst“, blickt Bätge, der selbst seit frühester Kindheit VfL-Fan war, gern auf die sechs Jahre zurück. „Ich vermisse an Wolfsburg vor allem meine Familie und meine Freundin. Rein sportlich gesehen war es eine schöne Zeit, wenngleich die letzten zwei Jahre nicht ganz so schön verliefen“, erklärt der Schlussmann, der mit den Niedersachsen im Nachwuchs immer eine gute Rolle spielte und auch einige Hallenturniere gewann. Neben einem guten dritten Platz 2014 in der Bundesliga mit dem VfL wurde Leon Bätge im gleichen Jahr Norddeutscher Meister mit der Niedersachsenauswahl – sein bis dato größter Erfolg. Vor dieser Saison entschloss sich Bätge, bei der Frankfurter Eintracht seinen Weg fortzusetzen. „Es war die absolut richtige Entscheidung. Ich hatte zu lange dasselbe gesehen, wollte einfach mal etwas Neues ausprobieren und brauchte zudem einfach einen Tapetenwechsel“, begründet der 18-Jährige seinen Schritt ins Hessische. Sein Berater, der aus der Region um Frankfurt stammt, hatte den Kontakt zur Eintracht hergestellt. Zwar stellte sich der Westaltmärker, der sich in Wolfsburg zu weit von den Profis entfernt sah, auch beim 1. FC Kaiserslautern und beim Karlsruher SC in Probetrainings vor, doch er folgte seinem Bauchgefühl. Beim Probetraining bei der Eintracht wollte ihn U19-Trainer Alexander Schur, mit 251 Pflichtspielen selbst eine Legende im Verein, sofort holen.

Den Lockrufen der Hessen folgte Leon Bätge und wohnt seit Sommer dieses Jahres im Internat in Frankfurt. „Ich bin nun natürlich noch selbständiger geworden, doch so haben mich meine Eltern auch erzogen. Heimweh an sich hatte ich vielleicht nicht, doch es fiel mir schon schwer, meine Familie, meine Freundin und auch meine Heimatstadt zu verlassen“, gesteht der ehemalige Wolfsburger. Nach seinem Abitur, das der 18-Jährige im kommenden Jahr ablegen möchte, verfolgt er das klare Ziel, Profi zu werden. „Ich denke, dass ich bis jetzt auf einem guten Weg bin. Ich habe schon früh alles dem Fußball untergeordnet und war sehr ehrgeizig“, erklärt der Torhüter. Discobesuche oder Alkohol sind genau genommen Fremdwörter für den Youngster. „Ich habe lieber trainiert oder mich für das Training oder die Spiele ausgeruht“, verrät der gebürtige Wolfsburger. Auch mit Freunden traf er sich nicht allzu oft, verbrachte die Abende lieber mit seiner Freundin oder seiner Familie. In der A-Jugend der Frankfurter fühlt sich Bätge („Ich bin froh, hier zu sein“) pudelwohl. Er erhält das Vertrauen von seinen Trainern Alexander Schur und Uwe Bindewald und auch sportlich läuft es momentan rund. „Die Jungs sind alle sehr nett und respektieren mich dank meiner guten Leistungen“, sagt die Nummer 1 der Hessen, die in der Bundesliga Süd/Südwest im Tabellenmittelfeld platziert sind. „Wir haben eine gute Truppe und auch das Klima ist gut, denn wir verstehen uns untereinander super“, schildert der 18-Jährige, der in Anlehnung an den früheren Weltklassekeeper Oliver Kahn von seinen Kollegen „Olli“ genannt wird. „Ich soll wohl ähnlich bekloppt sein“, grinst Bätge. Der bezeichnet die Elf als „Arbeitertruppe“. Heißt: Werden nicht einhundert Prozent Einsatz und Kampf in die Waagschale geworfen, kann alles schnell nach hinten losgehen. „Aber wenn wir als Mannschaft geschlossen arbeiten und kämpfen, was unsere große Stärke ist, können wir dieses Jahr im oberen Drittel landen. Wenn nicht vielleicht sogar mehr“, sagt Leon Bätge. Bisher ist die Eintracht diesbezüglich auf einem guten Weg.

In jeder Länderspielpause erhält Bätge zudem die Möglichkeit, mehrere Tage bei den Frankfurter Profis unter Coach Armin Veh mitzutrainieren. Der Youngster war zudem mit den Erstliga-Männern auch im Sommertrainingslager vor der Saison. „Ich kann sagen, dass ich alle zwei Wochen mindestens einmal dabei bin und in den Länderspielpausen die ganze Woche. Es ist natürlich noch mal ein ganz anderes Niveau als in der A-Jugend. Bei den Profis ist jeder mindestens so gut wie der Beste bei uns“, staunt der junge Torhüter. Beeindruckt ist er vor allem von der Härte, Schnelligkeit und Schusskraft der Veh-Schützlinge um Goalgetter Alexander Meier. „Das ist natürlich ein ganz anderes Level, doch genau das macht mir Spaß und da möchte ich auch hin“, gibt der 18-Jährige zu verstehen. Verbessern – so glaubt der Youngster („Das kommt beim täglichen Bundesligatraining sicherlich automatisch“) – muss er sich für sein großes Ziel noch in einigen Bereichen. Vor allem an der Athletik muss Leon Bätge laut eigener Aussage noch arbeiten und geht deshalb oft nebenbei noch in den Kraftraum. Rein spielerisch sieht sich Bätge als sehr reifen Torwart. Er wird oft von seinen Mitspielern mit einbezogen. „Ich wollte nie ein klassischer Torhüter sein, sondern immer mitspielen. Mein Ziel ist es, eine Art Mischung aus Manuel Neuer und Oliver Kahn zu werden“, erklärt der Ex-Jahrstedter. Bei den Profis schätzt Trainer Armin Veh die Leistungen des jungen Schlussmannes. Auch wenn es nicht sonderlich viel Kontakt zum ehemaligen Stuttgarter Meistertrainer gibt, spürt Leon Bätge das Vertrauen. In dieser Saison errechnet sich Bätge bei vier Keepern bei den Profis, die dem Youngster regelmäßig Tipps geben, keine Chance auf einen Einsatz, doch zur kommenden Spielzeit würde er gern einen Profivertrag unterschreiben. „Ich möchte dazu lernen und arbeite hart dafür, irgendwann in der Bundesliga zu spielen – auch wenn ich von diesem Ziel noch ein ganzes Stück entfernt bin“, so der bescheidene 18-Jährige. Der wird immerhin auch von den erfahrenen Profis nach guten Trainingsleistungen immer mehr geschätzt und hat bereits einen Spitznamen von Constant Djakpa verpasst bekommen. Aufgrund seiner Ähnlichkeit zum Ex-Frankfurter Alexander Madlung wird er jetzt vorwiegend „Mada“ genannt.

Den Verein sieht Leon Bätge gut und vor allem seriös aufgestellt und organisiert. „Viele ehemalige Größen der Eintracht arbeiten hier im Nachwuchs und geben ihre Erfahrung an uns junge Spieler weiter“, staunt Bätge. Kein Grund also, an einen erneuten Wechsel zu denken. Selbst in späterer Zukunft kann es sich der 18-Jährige, der vor allem seinen verstorbenen Großvater, aber auch seine gesamte Familie als Dank für die stetige Unterstützung stolz machen möchte, nicht vorstellen, sportlich noch einmal sein Glück in seiner Heimat, der Westaltmark, zu suchen. „Ich weiß nicht, wohin mich mein Weg später mal führen wird, doch in die Altmark werde ich wohl nicht wechseln, weil ich eher ein Wolfsburger bin. Außerdem fühle ich mich in Frankfurt bislang sehr wohl und denke noch nicht viel über die Zukunft nach“, erklärt der Schlussmann. In der VW-Stadt ist Bätge alle vier Wochen zu Gast, um seine Freundin Victoria und seinen Vater zu besuchen. Nur ganz selten ist er bei seiner Großmutter in Jahrstedt zu Gast, wobei seine gesamte Familie so oft es geht zu Besuch beim 18-Jährigen ist. Einen wirklichen Draht zu den Jahrstedter Adlern hat der Youngster auch nicht mehr. „Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was da im Verein vor sich geht. Ich verfolge aber noch die Ergebnisse meiner ehemaligen Bromer und Wolfsburger Kollegen“, erklärt der Fußballenthusiast. Der verfolgt das Ziel, ein gutes Abitur abzulegen, um für die Zukunft abgesichert zu sein. „Auch als Mensch möchte ich mich weiterentwickeln und reifen“, verrät Bätge, der in den nächsten zwei bis drei Jahren unbedingt mal ein Bundesligaspiel für die Frankfurter Eintracht bestreiten möchte. Bei diesem Ziel werden dem ehrgeizigen Leon Bätge sicherlich auch der TSV Adler Jahrstedt sowie die gesamte Westaltmark kräftig die Daumen drücken.