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Fußball Pressingmaschine Staßfurt

Mit einem überzeugenden 7:1 (3:0) wift der SV 09 Staßfurt im Salzlandpokal Titelverteidiger Rot-Weiß Alsleben aus dem Turnier.

Von Enrico Joo 13.11.2016, 23:01

Staßfurt l Matthias Lieder hatte schon längst ein Auge für seinen fußballerischen Nachwuchs. Gleich hinter der Bank vom SV 09 Staßfurt spielte der Mittelfeldakteur am Sonnabend im Viertelfinale des Fußball-Salzlandpokals gegen Rot-Weiß Alsleben kurz nach seiner Auswechslung seinen beiden Söhnen im Vorschulalter mit dem Rücken zum Spiel ein paar Bälle zu. Da stand es bereits 4:1 für Staßfurt. Und Lieder strahlte pure Gelassenheit aus. Das Spiel am Sonnabend gab ihm Recht. Noch drei weitere Tore versenkte der SV 09 am Ende im Alslebener Tor beim 7:1-Erfolg gegen den Titelverteidiger.

Trainer Jens Liensdorf strahlte schon während des Spiels vor Glück. Und nach dem Einzug ins Halbfinale konnte er nur loben. „Von der ersten Minute an hatten wir das Spiel unter Kontrolle. Wir haben nie etwas zugelassen.“ Streng genommen hatte Landesklasse-Aufsteiger Alsleben aus der Staffel IV nur eine einzige Torchance. Das war der Treffer zum 1:4. „Aber den haben wir uns selbst reingelegt.“ Patrick Lissek hatte sich den einzigen Abwehrschnitzer des Tages geleistet.

Nun war es nicht der erste Kantererfolg für Staßfurt. In der Liga gab es schon mal ein 5:0 gegen Langenstein oder ein 7:0 gegen Aschersleben. Das 7:1 nun war aber fast noch höher einzuschätzen, weil es das Spiel eins nach dem ersten Punktverlust am vergangenen Wochenende in Darlingerode war. Die Zuschauer waren gespannt. Wie würde Staßfurt mit dem kleinen Misserfolg im Kopf umgehen? Die Antwort war: Im Stile einer absoluten Spitzenmannschaft. „Wir haben da einen Haken dran gemacht. Das war jetzt ein komplett anderes Spiel“, sagte Stürmer Stefan Stein, der drei Tore zum Kantererfolg beisteuerte (49., 78. und 86. Minute). „Das Spiel auf dem Kunstrasen kam uns auch gelegen. Da konnten wir viel mehr Kurzpässe spielen.“

Zu Beginn agierte Staßfurt aber abwartend. 15 Minuten lang gab es keinen Torschuss für den SV 09. Das war genau so geplant. „Wir wollten schauen, was Alsleben macht. Es gab zwei Szenarien. Entweder spielt Alsleben mit oder stellt sich hinten rein. Auf beide Sachen waren wir vorbereitet“, so Liensdorf.

Der zweite Fall trat ein. Staßfurt ging also zur Attacke über. Mit permanentem Pressing zwang der SV 09 Alsleben zu zahlreichen Fehlern im Spielaufbau. Besonders Matthias Lieder auf der rechten Seite zeigte ein starkes Spiel und stibitzte ein ums andere Mal den Gästen den Ball.

Na klar: Alsleben war geschwächt. Leistungsträger wie Vitezslav Brozik oder Martin Machacek fehlten. Das hatte auch Staßfurt erkannt, als kurz vor Spielbeginn die Aufstellungen durchgegeben wurden. „Wir haben das den Spielern dann in der Ansprache bewusst verschwiegen“, so Liensdorf. Der kleine psychologische Trick funktionierte. Die Staßfurter gaben Vollgas. Bis zur letzten Minute. „Da gab es schöne Spielzüge. Die Kommandos kamen zur richtigen Zeit“, sagte Liensdorf. „Es war auch positiv, dass es kein Futterneid gab.“

Denn wieder mal war der Coach mit einem breiten Kader gesegnet. Er hatte die Qual der Wahl in der Aufstellung. „Das ist manchmal sehr, sehr schwierig zu entscheiden. Ich greife da manchmal gefühlt in einen dunklen Lostopf“, seufzte Liensdorf. Toni Härtge musste diesmal zum Beispiel komplett draußen bleiben. „Aber unser Kader hat nicht nur elf, sondern 22 Spieler. Wir haben da überhaupt keine Bauchschmerzen.“ So war es für Liensdorf dann auch kein Problem, als er in der 58. Minute gleich vier Spieler auf einmal auswechselte. Nach der personellen Runderneuerung verflachte das Spiel zunächst für zehn Minuten. Die Zuordnungen und richtigen Laufwegen mussten erst gefunden werden. Dann warf die Pressingmaschine Staßfurt wieder den Offensivmotor an. Ohne Qualitätsverlust kam der SV 09 dann noch zu drei weiteren Treffern. Auch der nächste Gegner hat den Offensivwirbel der Staßfurter vernommen.

Denn gegenüber – auf der anderen Seite des Spielfeldes – stand am Sonnabend die halbe Mannschaft vom Quedlinburger SV. Die Mannschaft aus dem Harz, aktuell Tabellendritter in der Landesklasse III hinter Staßfurt, muss am Sonnabend an die Bode zum Spitzenspiel. „Da haben sie gleich mal gesehen, was sie da für eine Qualität erwartet“, sagte Liensdorf. Das klang bedrohlich selbstbewusst. Quedlinburg ist gewarnt.

Staßfurt: Witte – Nagel (58. Hartmann), Stein, Abresche (58. Moye), Lissek, Müller, Siegel, Lieder (58. Mähnert), Kollmann (58. Unger), Stachowski, Horstmann

Tore: 1:0 Steven Stachowski (20.), 2:0, 3:0 Benjamin Kollmann (23. und 39.), 4:0 Stefan Stein (49.), 4:1 Sebastian Horner (66.), 5:1 Stefan Stein (78.), 6:1 Maximilian Moye (85.), 7:1 Stefan Stein (86.); SR: Fabian Michelbrink (Bernburg); ZS: 108