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Handball Mit Teamgeist und Reserve-Akku

Der Güsener HC hat die SV Eintracht Gommern im Verbandsliga-Duell mit 33:31 (15:15) in die Schranken gewiesen.

Von Björn Richter 26.02.2020, 00:01

Güsen l Als Philip Ladwig jubelnd abdrehte und die Fäuste ballte, dürfte er sich insgeheim gewünscht haben, der Weg zurück an den eigenen Kreis wäre ein paar Meter länger gewesen. Einfach, um den Triumph auszukosten. Der Rechtsaußen der Güsener Verbandsliga-Handballer hatte 20 Sekunden vor dem Ende mit seinem siebten Treffer im Spiel für das 33:31 und damit die Entscheidung im Derby gesorgt.

Ausgerechnet Ladwig, der beim Hinspiel im Oktober des Vorjahres eine so unglückliche Figur machte, als er Gommerns Maurice Prokop im Gegenstoß ohne erkennbare Absicht, aber folgenschwer im Gegenstoß abgeräumt und dafür die Blaue Karte gesehen hatte. „Wir wissen, was die Jungs können. Philip hat wie jeder Einzelne im Team einen super Auftritt gezeigt. Anders als über eine geschlossene Mannschaftsleistung wäre es in diesem Spiel auch nicht gegangen“, rückte GHC-Trainer Andreas Fritz das Kollektiv in den Vordergrund.

Denn was beim Blick auf die Aufstellungen offensichtlich wurde: Durch zahlreiche Ausfälle begegneten sich am Sonnabend zwei Rivalen auf Augenhöhe. Während sich auf Güsener Seite vor allem die Spieler aus der zweiten Mannschaft glänzend einfügten, sprang beim SV Eintracht der Nachwuchs in die Bresche.

Auffälligster Mann bei den Gästen war so fraglos Jannek Wucherpfennig. Der A-Jugendliche steuerte bei seinem Debüt nicht nur neun Treffer bei, sondern lenkte auf Rückraum Mitte prompt das Spiel der Eintracht. „Es macht uns natürlich stolz, dass wir die Früchte jahrelanger guter Arbeit im Nachwuchsbereich ernten können. Jannek hilft uns allein durch seine Präsenz unheimlich, dazu hat er bereits viel Verantwortung getragen“, lobte Oliver Schulke, der SVE-Trainer Sebastian Munter in Güsen an der Seitenlinie vertrat. Auch Johannes Sperling meisterte auf Rechtsaußen seine Feuertaufe: „Er hat vor allem defensiv eine gute Aggressivität hereingebracht.“

Aller Einsatz der Youngster brachte jedoch außer Erfahrungsgewinn nichts ein. „Es ist offensichtlich: Wenn ich auswärts 31 Treffer erziele, muss ich auch mindestens einen Punkt mitnehmen. Das zeigt, dass wir in der Abwehr nicht den Zugriff gefunden haben“, erklärte Schulke die sechste Gommeraner Saisonniederlage, die sich jedoch erst in der Schlussphase abzeichnete.

So begegneten sich beide Mannschaften in der ersten Hälfte auf Augenhöhe und mit unterschiedlichen Ansätzen. Der GHC räumte wie gewohnt meist zu den Außen Ladwig und Dominic Schulz ab. Im Gommeraner Spiel war Wucherpfennig Dreh- und Angelpunkt. Entweder zog der wurfgewaltige Youngster selbst ab oder seine Anspiele erreichten Nicolas Schröder am Kreis. Zwei Unterzahlsituationen sorgten jedoch dafür, dass der SVE seine 7:6-Führung (13.) einbüßte, Güsen nun zum 12:10 (21.) vorlegte, ehe die Kontrahenten gegen Ende der ersten 30 Minuten wieder gleichauf lagen.

Was sich mit sechs abgewehrten Würfen vor der Pause bereits abgezeichnet hatte, wurde nach dem Seitenwechsel offensichtlich: Während der GHC-Offensivmotor kurzzeitig stockte, hielt Torhüter Christopher Bretschneider seine Mannschaft im Spiel. Gegen Ende sollten seine Paraden in Verbindung mit einer offensiveren Abwehrausrichtung den Grundstein für Kontertore und damit den späteren Sieg legen.

Erschwerend für die Eintracht kam hinzu, dass sich mit Gordon Kaffenberger eine der wenigen Rückraum-Alternativen bei seinem Treffer zum 20:19 (37.) am Knie verletzte und vorzeitig ausschied. Im Angriff erhielt Wucherpfennig zwar vermehrt Unterstützung durch Stephan Lindner (acht Treffer), doch zusehends schwanden bei den Gästen die Kräfte, so dass der GHC beim 25:22 (43.) erstmals den Blinker in Richtung Siegerstraße setzte. Bemerkenswert, dass die Gastgeber trotz der hohen Intensität im Schlussdrittel den zweiten Akku einlegten, den Coach Fritz so erklärte: „In Spielen zwischen Güsen und Gommern muss man niemanden motivieren und von irgendwo her können die Jungs immer noch eine Schippe drauflegen.“

In den Schlussminuten öffneten die Gäste schließlich die Abwehr, probierten es von 5-0-1- über 4-0-2-Formation bis zur offenen Manndeckung, doch die lautstarke Kulisse im Hexenkessel Elbe-Havel-Halle sah schließlich einen verdienten Sieger. Und einen Gommeraner Coach, der es mit Fassung trug: „Grundsätzlich geht es für uns weiter darum, die jungen Spieler einzubinden. Da sehe ich uns auf einem guten Weg und solche Rückschläge wie am Wochenende gehören dazu.“

Güsen: C. Bretschneider, S. Keil jr. – Schulz (10/4), B. Bretschneider, Lepper (3), Faber (5), Gerlach, Schönfeld (1), Ladwig (7), S. Prause (1), Mäser, Neumeister (3), S. Bretschneider (3)

Gommern: Jo. Wucherpfennig – Schröder (4), Prokop (2), Sperling (2), Kaffenberger (1), Stahlhut (1), Hoffmann, Kaese (4), Ja. Wucherpfennig (9/3), Lindner (8/3)

Siebenmeter: GHC 5/4 – SVE 9/6; Zeitstrafen: GHC 7 – SVE 5; Rot: Marc Stahlhut (41., Foulspiel) -Gommern