1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Lokalsport Magdeburg
  6. >
  7. Hoffen auf die zweite Jahreshälfte

Laufsport Hoffen auf die zweite Jahreshälfte

Die Corona-Krise stellt auch den Novo Nordisk-Landescup vor besondere Herausforderungen.

Von Björn Richter 17.04.2020, 10:02

Jerichower Land l Normalerweise pflegen sie bei der Bundespolizei am Standort Berlin-Tegel ein ausgesprochen herzliches Verhältnis. Doch was ist dieser Tage schon normal, erst recht an einem Flughafen? „Der Schichtwechsel erfolgt möglichst ohne persönlichen Kontakt. Befinden sich zwei Kollegen in einem Raum, dann mit gehörigem Abstand“, berichtet Andreas Broska aus dem dienstlichen Alltag. Sucht der 27-Jährige einmal die Flucht daraus, hilft beim Abschalten nach wie vor der Sport, konkreter das Laufen. Doch auch im Leben außerhalb des Berufs muss sich Broska dieser Tage häufiger und intensiver mit der Corona-Krise befassen, als ihm lieb ist. Als Vizepräsident Breitensport und Laufwart des Leichtathletikverbandes Sachsen-Anhalt (LVSA) bekommt er die Auswirkungen nicht minder direkt zu spüren.

Das Dilemma lässt sich vor allem an zwei Ziffern festmachen: acht aus 13. Ging der Auftakt zum Novo Nordisk-Landescup, für den Broska im Verband Sorge trägt, am ersten Märzwochenende in Demker noch problemlos über die Bühne, verfinsterte sich die Lage zwei Wochen später. Inzwischen wurden über die Hälfte der 13 Wertungsläufe zur Cup-Serie abgesagt, beziehungsweise in einzelnen Fällen verschoben. „Wir können aktuell nicht mehr tun, als das Beste aus der Situation zu machen. Die meisten Veranstaltungen bis Juni sind bereits abgesagt. Nun hoffen wir, dass wenigstens die Läufe in der zweiten Jahreshälfte planmäßig stattfinden können“, erklärt Broska.

Denn natürlich ist man sich beim LVSA seiner besonderen Verantwortung bewusst. Landescup-Läufe bringen auf und neben der Strecke regelmäßig über 500 Menschen in Bewegung. Damit bewegt sich der Cup freilich nicht in den Dimensionen von Olympia, der Fußball-Europameisterschaft oder dem Tennisturnier in Wimbledon, die bekanntlich ins nächste Jahr verlegt worden. Großereignisse und damit potenzielle Drehscheiben für das neuartige Covid 19-Virus sind sie dennoch. „Dazu kommt das Durchschnittsalter. Laufveranstaltungen sind auch Anziehungspunkt für Risikogruppen.“

Inwiefern das bis Ende August gültige Verbot von Großveranstaltungen auch abseits der professionellen Sportbühne greift, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen. „Wir sind aber in jedem Fall abhängig von den Beschlüssen und Entscheidungen der Politik. Im Klartext heißt das: Ab absehbares Zeit wird es keine sportlichen Events im Namen des LVSA geben.“ Neben dem übergeordneten gesundheitlichen Aspekt ginge es dabei auch um die Auswirkungen für die ausrichtenden Vereine. „Vier bis sechs Wochen Planungssicherheit sollten es sein.“

Im Gegensatz zur großen Sportwelt steht kein ganzer Industriezweig hinter hiesigen Laufveranstaltungen, dennoch sind Vereine nun vielerorts auf Solidarität der Athleten und Sponsoren angewiesen. Würde etwa das komplette Starterfeld des gecancelten Tangermünder Elbdeichmarathons auf die Rückerstattung der Teilnahmegebühren bestehen, die Zukunft des Events wäre allein aus finanzieller Sicht infrage gestellt. Die Macher in der Hansestadt setzen daher auf kreative Lösungen, doch auf den Landescup lässt sich das Modell Tangermünde nicht anwenden, wie Broska klarstellt: „Virtuelle Läufe wären keine Alternative zum Wettkampf vor Ort.“

Trotz des allgegenwärtigen Stillstands ist aber auch Sachsen-Anhalts Läuferfamilie nicht zum Nichtstun verdammt. „Die Situation bietet auch Möglichkeiten. Die Leute können ja allein draußen etwas unternehmen, mancher hat vielleicht mehr Zeit. Es gibt also kleine Vorteile, auch wenn die Einschränkungen überwiegen.“ Und auch, wenn die Krise in der zweiten Jahreshälfte ausgestanden sein sollte, müssen sich Läufer wohl nicht auf eine Flut von Wettkämpfen einstellen. Viele Veranstalter haben ihre Läufe bereits ersatzlos gestrichen und planen lieber für das kommende Jahr. Auch der Solidargedanke spielt dabei eine Rolle, wie Broska weiß: „Der Tenor ist meistens gleich. Jeder Lauf hat häufig seinen angestammten Termin und man will anderen nicht die Teilnehmer wegnehmen.“

Droht 2020 also ein reines Trainings- statt Wettkampfjahr zu werden? Eine Frage, die sich ohne Glaskugel schwer beantworten lässt. Unstrittig dagegen ist, dass die Corona-Krise auch Einschnitte beim Landescup erfordert. Beim LVSA gehen die Überlegungen dahin, den einen oder anderen zusätzlichen Wertungslauf mit ins Programm zu nehmen, „aber die Gesamtzahl 13 werden wir nicht mehr aufholen können. Es wird auf jeden Fall ein verkürzter Landescup werden, bevor hoffentlich 2021 ein schönes Jubiläum ansteht“. Da feiert der Landescup nämlich sein 30-jähriges Bestehen. Und das soll natürlich umso herzlicher begangen werden.