1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Familien-Trio mit einem großen Ziel

Story Familien-Trio mit einem großen Ziel

Die Temmlers geben in der Herrenmannschaft des SV Arendsee den Takt vor.

Von Florian Schulz 26.01.2019, 03:00

Arendsee l Während Vater Dietmar (55 Jahre) als Trainer beim Kreisligisten fungiert, zählen seine beiden Söhne Michael (34) und Kevin (31) auf dem Platz zu den absoluten Leistungsträgern. Das Familien-Trio hat in der Seestadt in den kommenden Jahren ein festes Ziel vor Augen: Den Aufstieg in die Kreisoberliga.

Michael Temmler nennt es „Schicksal“, dass er mit seinem Vater Dietmar sowie seinem jüngeren Bruder Kevin bereits zum zweiten Mal gemeinsam in einem Verein arbeitet. Man könnte die Temmlers durchaus als „Wandervögel“ bezeichnen, doch beim SV Arendsee fühlen sie sich pudelwohl und möchten dort möglichst noch ein paar Jahre zusammen verbringen. Vor längerer Zeit arbeitete das Trio bereits durchaus erfolgreich bei der SG Eintracht Mechau zusammen.

In seiner Heimat, genauer gesagt beim TuS Empor Burg, begann Dietmar Temmler einst mit fünf Jahren seine Laufbahn. Ein Freund nahm ihn mit und begeisterte Temmler vom runden Leder. „Ich habe angefangen und konnte nicht mehr aufhören“, verrät der 55-Jährige, der seinen Platz im Team als Angreifer fand. Nur vier Jahre später zog es Dietmar nach Salzwedel. Dort schloss er sich dem ESV Lok an und durchlief dort die gesamte Nachwuchsabteilung.

Im Männerbereich wechselte Temmler zu Motor Salzwedel und gewann mit diesem Klub unter anderem den Kreispokal. Zumeist war er mit den Hansestädtern in der Bezirksklasse unterwegs, ehe sich Motor nach der Wende mit Aktivist zusammenschloss und sich der SV Eintracht Salzwedel bildete. Mit der Eintracht schaffte Dietmar Temmler sogar den Aufstieg in die Verbandsliga und spielte gegen die Traditionsmannschaft von Uwe Seeler.

1998 führte sein Weg zur SG Eintracht Mechau, wo er abwechselnd in der ersten und zweiten Mannschaft zum Einsatz kam. Mit 50 Jahren absolvierte Dietmar sein letztes Spiel für die SGE-Reserve, in der er auch noch gemeinsam mit seinen beiden Söhnen auf dem Platz stand. Seit 2016 war der 55-Jährige, der mittlerweile auch in der Seestadt wohnt, Co-Trainer beim SV Arendsee, seit Sommer des vergangenen Jahres ist der C-Lizenz-Inhaber zum Chefcoach aufgestiegen.

Michael Temmler war gerade einmal vier Jahre alt, als er von seinem ersten Trainer Klaus Hilgenfeld beim SV Eintracht Salzwedel seine ersten Anweisungen erhielt. Aufgeboten wurde er zumeist im zentralen Mittelfeld. Im Nachwuchs bei der Eintracht durfte sich Michael über viele tolle Erfolge freuen. So wurde er unter anderem in der B-Jugend unter der Regie von Coach Sigmar Pätzold Landesmeister und stand kurz vor dem Aufstieg in die Regionalliga. Nach einem Jahr Pause infolge seiner Jugendzeit kam der heute 34-Jährige durch seinen Vater zur SG Eintracht Mechau. Dort spielte der Mittelfeldakteur unter Trainer Peter Wassersleben in der ersten Männervertretung, die damals noch in der Landesklasse aktiv war. Den Aufstieg in die Landesliga erlebte Michael Temmler noch hautnah mit.

2004 folgte der Techniker allerdings Coach Wassersleben zum niedersächsischen TuS Wustrow. Dort suchte er ein Jahr lang sein Glück und wurde sogar Kreispokalsieger. Anschließend ging es für zweieinhalb Jahre zurück nach Mechau, dann schloss sich Michael für eine Saison dem SV Eintracht Chüden an. Nachdem sein Weg danach wiederum nach Mechau führte, spielte der 34-Jährige ab 2009 für den ESV Lok Salzwedel.

Als Zweiter der 2. Kreisklasse Nord reichte es nicht ganz zum erhofften Aufstieg. Nach einem halben Jahr in der zweiten Mannschaft des SV Eintracht Salzwedel wechselte Michael ein viertes Mal zur Mechauer Eintracht. Seit 2017 ist der Mittelfeldakteur nun allerdings für den SV Arendsee in der Kreisliga aktiv. „Wir wollen in die Kreisoberliga aufsteigen. Wann und wie das klappt, werden wir sehen. Doch wir wollen schon in dieser Saison angreifen“, gibt sich der Routinier, der in Salzwedel lebt und auf Dauer auch noch eine Trainertätigkeit anstrebt, kämpferisch.

Genau wie sein älterer Bruder begann auch Kevin Temmler seine Karriere beim SV Eintracht Salzwedel. Mit fünf Jahren hießen seine ersten Trainer Dietmar Temmler und Helga Hilgenfeld. Nachdem Kevin zu Beginn als Stürmer aktiv war, wechselte er ab der E-Jugend ins Tor. Als Keeper feierte der heute 31-Jährige mit den B- und A-Junioren der SG Arendsee/Mechau jeweils den Kreismeistertitel sowie den Kreispokalsieg.

 Zu Beginn seiner Herrenzeit ging Kevin Temmler für die Mechauer Zweitvertretung auf Punktejagd. Wenig später stieg er sogar zum Stammtorhüter der Landesliga-Vertretung von Coach Dieter Förster auf. Mit dieser freute sich Kevin über mehrere Kreispokalsiege und einen zweiten Platz in der Landesliga.

Mit der Zeit wollte er allerdings lieber als Feldspieler fungieren. „Die Torhüter-Position hat mich einfach nicht mehr gereizt. Ich wollte mich auf dem Platz mehr bewegen“, verrät Kevin Temmler, der fortan zumeist in der in der Kreisliga angesiedelten Reserve-Vertretung der SGE aktiv war und eher sporadisch in der Ersten aushalf. Anschließend führte sein Weg für zwei Jahre zum damaligen Landesklasse-Vertreter SV Arendsee, ehe es nach einem weiteren Jahr in Mechau zum SV Eintracht Vienau ging. Für die Vienauer war Kevin insgesamt vier Jahre lang aktiv.

Zwischenzeitlich probierte er sich für anderthalb Jahre beim in der Landesklasse beheimateten SV Rot-Weiß Arneburg aus. „Ich war fit und wollte höherklassig spielen“, begründet der 31-Jährige, der auch schnell zum Stammspieler avancierte, diesen Schritt. Aufgrund des personellen Engpasses wollte Temmler, der übrigens in der B- und A-Jugend der damaligen SG Arendsee/Brunau/Mechau/Sanne (ABMS) als Co-Trainer von Andreas Bühnemann fungierte, ab der Rückrunde der Saison 2016/2017 wieder der Vienauer Eintracht helfen.

Diese kämpfte in der Kreisoberliga verbissen um den Klassenerhalt. Mittlerweile hat sich die Vienauer Mannschaft allerdings aufgelöst, so dass Kevin Temmler seit Sommer des vergangenen Jahres dem SV Arendsee angehört. Dazu verfügt er über ein Zweitspielrecht für den niedersächsischen Kreisligisten Helmstedter SV. Kevin ist ein echter Allrounder, kann fast überall eingesetzt werden. Zumeist kommt er im offensiven Mittelfeld zum Einsatz. „Ich spiele da, wo ich gebraucht werde“, so der 31-Jährige, der in Helmstedt wohnhaft ist.

Als Erster aus der Familie Temmler fand Vater Dietmar den Weg nach Arendsee. Bereits vor gut zehn Jahren ging er für die SVA-Altherren auf Torejagd und hatte somit schon eine große Sympathie zum Verein aufgebaut. Nachdem der 55-Jährige bereits im Nachwuchs bei Motor und der Eintracht in Salzwedel sowie aber auch in Mechau in der Jugend sowie bei der zweiten Herrenvertretung als Coach fungierte, übernahm er vor knapp drei Jahren das Amt des Co-Trainers bei der Arendseer Herrenvertretung. „Ich bin eigentlich ein eher ruhiger Vertreter. Auch meine Spieler sollen schließlich auf dem Platz ruhig bleiben“, beschreibt sich der gebürtige Burger selbst. Seit Sommer 2018 hat er nun das Sagen beim SVA.

Der vorherige Chef Klaus Syring ist Dietmar allerdings als Assistent erhalten geblieben. Dietmar Temmler hat das Spielsystem mittlerweile verändert und lässt mit einer Viererkette agieren. „Man merkt, dass wir dadurch mehr Erfolg haben“, erklärt der 55-Jährige. Platz fünf nach der Hinrunde mit nur drei Punkten Rückstand auf Spitzenreiter SV Wacker Lindstedt gibt dem Übungsleiter Recht.

Seine beiden Söhne nehmen in den Plänen des Vaters eine bedeutende Rolle ein. „Ich kann sie eigentlich fast überall einsetzen. Michael kann nur nicht ins Tor gehen“, verrät Dietmar Temmler mit einem Grinsen. Vor allem, um mit Michael und Kevin noch einmal zusammenzuarbeiten, hat er sich dazu entschieden, das Traineramt beim Kreisligisten zu übernehmen. „Allerdings haben wir auch viele junge und gute Spieler dazubekommen, auf die wir aufbauen können. Ich denke, dass wir gute Chancen haben, in den nächsten Jahren aufzusteigen“, klingt Dietmar optimistisch.

Auch seine beiden Söhne (Kevin: „Wir haben eine gute Mannschaft beisammen“) sind von den Stärken des Teams überzeugt. „Papa ist ein guter Trainer“, ist sich Kevin sicher. Bruder Michael ergänzt: „Er bewahrt an der Seitenlinie immer die Ruhe.“ Wenn die Familie Temmler zusammenkommt, geht es zwar oft, aber nicht nur um das Thema Fußball. Dennoch besucht das Trio des Öfteren Partien des Zweitligisten FC St. Pauli am Hamburger Millerntor.

Während Michael Temmler regelmäßig am Arendseer Mannschaftstraining teilnimmt, trifft dies auf Vater Dietmar aufgrund seines Schichtdienstes sowie Kevin, der unter der Woche zweimal mit seinem Helmstedter Klub probt, nicht immer beziehungsweise gar nicht zu. Trainer Dietmar Temmler ist daher froh, dass er mit Klaus Syring einen starken Assistenten an seiner Seite hat. „Klaus ist ein Top-Mann. Es freut mich sehr, dass er geblieben ist, zumal er mit der Mannschaft sehr gut klar kommt. Wir sprechen uns sehr viel ab“, ist der 55-Jährige voll des Lobes. Mit der Arbeit hinter den Kulissen beim SVA ist das Familien-Trio ebenfalls sehr zufrieden. Speziell die Arbeit vom neuen Vorsitzenden Martin Retzlaff heben die Temmlers („Er kümmert sich eigentlich um alles“) hervor. Dazu sind auch die Bedingungen in der Seestadt optimal. Die Anlage ist in einem Top-Zustand und befindet sich laut Kevin Temmler auf „Landesklasse-Niveau“.

Im nächsten Jahr feiert der Verein sein 100-jähriges Bestehen. Gerade dort wäre ein Aufstieg in die Kreisoberliga für die Herrenmannschaft, die zu diesem Anlass gern einen hochkarätigen Freundschaftsspiel-Gegner begrüßen würde, natürlich doppelt schön. „Der Zusammenhalt ist gut, aber wir arbeiten weiter daran. Auch spielerisch machen die Jungs von Spiel zu Spiel Fortschritte“, erklärt Trainer Dietmar Temmler, der die vor allem durch Axel Garz vorangetriebene Nachwuchsarbeit („Davon werden wir im Männerbereich irgendwann auch profitieren“) in der Seestadt lobt.

Der Wahl-Westaltmärker weiß allerdings auch, dass der Kader vor allem in der Breite wachsen muss. In der Hinrunde der laufenden Spielzeit spielten die Seestädter in Brunau sogar nur zu zehnt und erreichten dort ein achtbares 1:1. „Die Brunauer haben das zunächst gar nicht mitbekommen, dass wir in Unterzahl spielen“, erinnern sich die Temmlers an die wohl kurioseste Partie in ihrer gemeinsamen SVA-Zeit zurück.

„Man muss sagen, dass die Arendseer Zeit sehr schön ist, doch die Erfolge in Mechau bleiben ebenso unvergessen“, so Kevin. Für die damalige Eintracht-Zweitvertretung standen die drei Temmlers sogar einmal gemeinsam auf dem Platz. Gegen den SSV 80 Gardelegen II fuhren sie in besagter Begegnung einen deutlichen 5:0-Erfolg ein. Es war aber auch der einzige und definitiv letzte Auftritt des Vaters mit seinen beiden Söhnen.

Dietmar Temmler ist eigentlich noch für die Mechauer Eintracht spielberechtigt, möchte aber nicht mehr auf das Feld zurückkehren. Doch auch wenn Dietmar, Michael und Kevin Temmler nicht mehr gemeinsam den Platz betreten werden, so möchten sie den SV Arendsee dennoch möglichst bald in die Kreisoberliga führen und womöglich auch noch einmal den Kreispokal in die Höhe recken.