1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Lokalsport Magdeburg
  6. >
  7. Aufgalopp mit viel Defensivarbeit

Fußball Aufgalopp mit viel Defensivarbeit

Verbandsligist Union 1861 Schönebeck trotzt Oberligist Askania Bernburg im Testspiel ein 0:0 ab.

Von Enrico Joo 09.07.2017, 23:01

Schönebeck l Kleine Traditionen müssen gepflegt werden. Auch unbewusst. Das Testspiel am Sonnabend zwischen Verbandsligist Union Schönebeck und Oberligist Askania Bernburg war gerade mit einem 0:0 zu Ende gegangen, da war Neutrainer Torsten Brinkmann schon auf den Rasen in die Mitte der Mannschaft geeilt, um eine erste Analyse direkt auf dem Platz vorzunehmen.

Der neutrale Beobachter von außen hätte denken können: So wie früher. Denn auch unter Ex-Coach Mario Katte war das analytische Gespräch gleich auf dem Rasen oft ein fester Bestandteil der unmittelbaren Spielnachbetrachtung. So schickte sich also der Sonnabend an, einen fließenden Übergang zu schaffen zwischen Alt- und Neu-Union.

Was Brinkmann seinem Team mit in die Kabine gab? „Ich habe ihnen gesagt, dass ich mit dem Spiel zufrieden bin“, sagte er. „Die Spieler haben sich gequält.“ So hatte er sich das gewünscht. Der Coach musste aber auch anerkennen, dass die Bernburger in der ersten und zu Beginn der zweiten Hälfte das klar bessere Team waren. Vor allem Martin Salis, Tom Fraus und Kapitän Mario Hesse rissen in der Offensive mit ihren schnellen Antritten und gefährlichen Pässen in die Tiefe immer wieder Lücken im Schönebecker Defensiv-Verbund. Es brauchte schon einige dazwischen spritzende Verteidiger-Beine, manchmal etwas Glück und vor allem gute Keeper, um die null zu halten.

So musste Christopher Becker aus Unions Zweite mehrmals in höchster Not eingreifen. Becker vertrat in der ersten Hälfte Stammkeeper Stephan Pingel, der erst am Sonnabend von seinem Urlaub an der Ostsee zurückgekehrt war. In der 19. Minute hielt Becker einen freien, aber unplatzierten Schuss aus zehn Metern. Auch in der 43. und 44. Minute zeichnete sich der 31-Jährige aus. Erst tauchte Becker nach einem Freistoß in die linke Ecke ab und faustete den Ball in höchster Not aus der Gefahrenzone. Dann hielt er einen Schuss aus zehn Metern von Mario Hesse, nachdem Unions Verteidiger Robert Soethe dem Bernburger zu viel Platz ließ.

Dass Union diese Probleme bekam, war aber normal und irgendwie auch eingeplant. „Ich wollte, dass die Mannschaft ihre Defizite aufgezeigt bekommt“, sagte Brinkmann. Daher auch der starke Gegner beim ersten Testspiel. Und der Trainer sah dann auch einige lockere Schrauben, an denen noch gedreht werden muss. „Ich habe sehr viele taktische Fehler zum Beispiel beim Anlaufen gesehen. Die Handlungsschnelligkeit war noch nicht da. Die Viererkette hat zu wenig ballorientiert gearbeitet und die Lücken manchmal nicht geschlossen.“ Unruhe kehrt aber nicht ein. Zum einen fehlten ja zum Beispiel mit Mathias Braunert, Philipp Glage (beide Urlaub) und Christoph Irmscher (verletzt) wichtige Spieler, zum anderen war es nur das erste Testspiel.

Brinkmann zog aus dem Spiel ohne Torchancen für Union trotzdem ein positives Fazit, das lag auch an der momentanen Trainingssituation. Denn der Übungsleiter scheucht seine Spieler momentan durch harte Zeiten. Am Donnerstag stand der Trainingsauftakt an. Auch am Freitagabend wurde trainiert. Am Sonnabend schoben die Unioner von neun bis elf Uhr eine weitere Einheit ein, bevor Union drei Stunden später gegen Bernburg spielte. Grundlagen- und Ausdauertraining steht momentan bei Schönebeck an. „Da waren die Beine schon schwer“, meinte Brinkmann. Und so war auch klar, dass „ein Offensiv-Leckerbissen nicht zu erwarten war. Die Defensivarbeit stand im Fokus.“ Und die erledigte Union trotz mancher Schwierigkeiten doch ansprechend. Pingel, der in der zweiten Hälfte eingewechselt wurde, musste dann in der 56. und 57. Minute nochmal klären. Danach passierte nicht mehr viel auf beiden Seiten.

Wichtiger als das Endergebnis waren andere Eindrücke und Erkenntnisse. Neuzugang Florian Dethlefsen spielte von Beginn an und zeigte sich agil als hängende Spitze. Als Kapitän lief Mathias Rhode auf. Ein Fingerzeig für die Saison? „Die Kapitänsfrage ist noch offen. Mathias ist aber einer der Spieler, die meinen Vorstellungen von einem Kapitän entspricht“, sagte Brinkmann. Kapitän heißt bei ihm nicht nur verlängerter Arm des Trainers auf dem Platz, sondern auch Vorzeigefunktion im charakterlichen Sinne.

Am Montag haben die Spieler von Brinkmann frei bekommen. Ab Dienstag steht bis zum Freitag pro Tag wieder eine Einheit auf dem Programm. Auch da geht es nochmal um Grundlagen- und Ausdauertraining. Denn da gibt es Defizite. Das zeigte das Auftakttraining am Donnerstag. Die Schönebecker bekamen beim Trainingsstart eine Pulsuhr umgehängt. Brinkmann wollte sehen, wie die Herzfrequenzen der Spieler unter Belastung sind. „Bei einem Drittel sieht es sehr gut aus“, erzählte der Trainer. „Bei einem weiteren Drittel gibt es aber argen Nachholbedarf.“ Was nicht schlimm ist. Die ersten Trainingswochen sind ja dazu da, solche Rückstände aufzuholen. Am Sonntag steht dann in Neugattersleben die erste Runde im Sparkassen-Cup an. In der Woche darauf beginnt Brinkmann mit spielspezifischen Übungseinheiten. Laufwege und Passwege stehen auf der Agenda.

Union: Becker - P. Neugebauer, Schäfer, Klepel, Kühn, Rhode, F. Neugebauer, Soethe, Garmann, Balder, Dethlefsen (Pingel, Schliemann, Schulz, Lorenz); Tore: keine; SR: Hendrik Strackeljan (Besiegdas Magdeburg), ZS: keine Angabe