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Handball Michaela Möhring wird zur Heldin

Frauen der TSG Calbe holen einen 23:22 (10:10)-Erfolg gegen die SG Seehausen. Möhring hält Siebenmeter in letzter Sekunde.

Von Tilman Treue 27.11.2017, 23:01

Calbe l TSG-Torfrau Michaela Möhring hatte noch nicht einmal Zeit, den gehaltenen Ball aus der Hand zu legen, da stürzten schon ihre Mitspielerinnen auf die Platte und schmissen sich auf ihre Heldin, die in letzter Sekunde alles rettete.

Wenige Augenblicke vorher trennte genau ein Siebenmeter Sieg und Unentschieden. Das Duell zwischen Laura Lenk, immerhin Platz zwei in der Torschützenliste der Liga, und der routinierten Keeperin hatte die Altmärkerin bereits vier Mal für sich entschieden. Doch beim fünften Anlauf, als die Hegerhalle für diesen entscheidenden Moment den Atem anhielt, siegten Möhrings Nerven. Der Rest ging in Helene Fischers „Atemlos“, dem Siegersong der Calbenser Frauen, unter.

Seehausen hingegen blickte enttäuscht zur Anzeige. Das Team um Trainer Frank Krüger hatte sich in den letzten sechs Minuten von 18:23 bis auf 22:23 herangearbeitet, hätte das Unentschieden gewiss als gerecht empfunden. Nun stand es aber mit leeren Händen da und weiterhin auf einem Abstiegsplatz, während die TSG auf Rang neun vorrückte.

So sehr der 23:22 (10:10)-Sieg auch glänzte, so wichtig die Punkte für den Ligaverbleib waren, wirklich überzeugend waren die Saalestädterinnen gegen Seehausen nicht. Es gehört viel Nervosität dazu, eine Sechs-Tore-Führung (22:16, 52.) fast aus der Hand zu geben oder eine Freiwurf-Standardsituation sieben Sekunden vor dem Halbzeitpfiff harmlos wegzuspielen. Dennoch überwog bei Trainer Frank Falke das Positive.

Das Ergebnis dieser harten und guten Arbeit war der bisher schlechteste Angriff der Altmärkerinnen, die in Calbe nur zu 22 Toren kamen, davon sieben Strafwürfe und einige Konter.

Nun kann den Gästen zu Gute gehalten werden, dass sie unter enormen Druck standen, das galt aber auch für Calbe. „Am Anfang war das deutlich zu spüren, daraus sind auch etliche einfache Fehler entstanden“, sagte Falke, machte aber keinen Vorwurf. Stattdessen mahnte er: „Wir dürfen die Leichtigkeit des Handballspielens nicht verlieren, denn nur so klappt es auch.“

Wie recht er damit hatte, bewies die zweite Hälfte. Calbe brauchte lange, um in die Partie zu kommen, hatte sich aber bis zum Wechsel aus teils deutlichem Rückstand zum 10:10 gearbeitet. Mit viel Elan und dem ersten erfolgreichen Konter, abgeschlossen von Juliane Gaul, kam der Zug doch noch ins Rollen. Die Fehlerquote war niedrig, der Angriff lief bestens, was auch der starken Regie von Kristin Sroka zu verdanken war. Von der Aufbauposition aus brachte sie ihre Mitspielerinnen in Stellung und bewies selbst mit zehn Treffern Durchsetzungskraft. Vor allem Klara Lehmann, die auf der linken Seite nie aufhörte Druck zu machen, und Juliane Gaul, die teilweise einzeln gedeckt wurde, ließen sich von der erfahrenen Schützin mitziehen.

Michelle Feilhaber, Mandy Wenzel und Lee-Ann Neetz trugen von Außen ihren Anteil bei, während Antje Schreiber am Kreis unermüdlich Lücken aufzog. „Wir haben uns in der ersten Hälfte mit unserer starken ersten und zweiten Welle die Möglichkeit offen gehalten, das Spiel ausgeglichen zu gestalten“, resümierte der Trainer, „in der Mitte der zweiten Hälfte lief es aber richtig gut.“

Aus seinen Worten klang Anerkennung, denn Seehausen kämpfte erbittert und mit viel Einsatz um den Ball. Immer wieder versuchte Bianca Braune aus dem vollen Lauf heraus Lücken in die TSG-Abwehr zu reißen, zog Laura Lenk von Außen auf die sich bietenden Räume. Die TSG zeigte sich in dieser Phase abgeklärter und hatte spätestens ab dem 20:15 (46.) die Zeit auf ihrer Seite. Dass Calbe zehn Minuten vor Schluss die Linie auf einmal verließ, das letzte Tor in der 55. Minute warf, während die Gäste munter aufholten, hätte den Sieg kosten können. Aber zum Glück der TSG stand da ja noch Michaela Möhring und hielt den entscheidenden Wurf.

„Das war grandios“, gestand auch Falke, bezeichnete die Punkte mit Blick auf den Klassenerhalt als wichtig und verdient. Alles andere werde ganz in Ruhe im Training aufgearbeitet. Viel Zeit bis zur nächsten Bewährungsprobe bleibt aber nicht, denn morgen spielt die TSG beim Spitzenreiter Dessau-Roßlauer HV.

TSG Calbe: Baier, Möhring, Weber – Feilhaber (2), Gaul (4), Lehmann (3), Mennecke, Neetz (1), Schreiber (2), Sroka (10), Wenzel (1), Wurbs

SG Seehausen: Krüll – Braune (9), Dechnik (2), König, Lenk (9), Milchert (1), Schönfelder, Schwander (1), Steinke, Theiß

Siebenmeter: Calbe 4/4 – Seehausen 8/7 Zeitstrafen: Calbe 5 – Seehausen 5