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Handball Die Routine macht den Unterschied

Und plötzlich Tabellenführer: Wacker Westeregeln entthront mit einem 33:32 (14:17)-Heimsieg den bisherigen Spitzenreiter aus Haldensleben.

Von Björn Richter 12.09.2017, 01:01

Westeregeln l Zugegeben, die Vorstellung mutet recht knuffig an: Da saßen die Verbandsliga-Handballer des SV Wacker Westeregeln am Samstagabend in der Kabine und schauten reichlich verliebt auf ihre Handys. Und schauten und schauten und konnten sich kaum satt sehen an der Schönheit des Augenblicks. Denn genau das ist es für den SVW, der mit einem 33:32 (14:17)-Heimsieg über den bisherigen Spitzenreiter aus Haldensleben für mindestens eine Woche die Tabellenführung der Nord-Staffel übernommen hat und als einziges Team noch ohne Minuspunkt da steht: eine sehr angenehme Momentaufnahme. „Natürlich grinsen wir, wenn wir auf die Tabelle schauen, können das nach drei Spieltagen aber auch richtig einschätzen“, erklärte Co-Trainer René Loewe.

Der Bezug zum Realismus rührt vom genaueren Blick auf die Zahlen, die da sagen: Mit einem Torverhältnis von Plus vier liegen drei sehr knappe Erfolge hinter den Wackeren. In Sachen Spannung dürfte dann auch der jüngste Heimauftritt gegen den HSV den neuen Maßstab der bisherigen Saison gesetzt haben. Lange Zeit deutete nämlich wenig auf einen Westeregelner Erfolg hin. Doch mit einem der erfahrensten Kader der Liga riss der Gastgeber die Partie zum Ende an sich. Auch für Loewe war es ein Erfolg der größeren Routine: „Es zeichnet die Mannschaft eben auch aus, dass sie die Ruhe bewahrt, wenn sie mal mit drei Treffern zurückliegt.“

Genau das war nämlich am Sonnabend nach 16 Minuten erstmals der Fall. Haldensleben legte den besseren Start hin und ein 9:6 vor. Doch anstatt sich nur irgendwie noch in die Pause zu retten, sortierte sich der SV Wacker neu, vor allem defensiv. „Wir sind in erster Linie über die gute Abwehrarbeit wieder herangekommen.“ So bewegte sich der Rückstand halbzeitübergreifend meist bei einem bis zwei Treffern, so auch noch beim 20:22 (39.).

Weil bei den Gästen David Stolze im rechten Rückraum verletzt passen musste, war der HSV-Positionsangriff in erster Linie auf den Halblinken Hannes Kruse zugeschnitten, gelegentlich erfolgte das Kreisanspiel auf Robert Krause. Darauf konnte sich die 6-0-Formation der Hausherren aber immer besser einstellen. Gefährlich wurde es nur, wenn die Gäste ihre gefährlichste Waffe – das Tempospiel – auspackten.

Mit fortlaufender Dauer gab allerdings Wacker zunehmend den Rhythmus der Partie vor. Hinzu kam, dass die Hausherren im Angriff zu mehr Disziplin fanden, ihre Chancen ausspielten und dem HSV sichtlich zusetzten. Der 23:23-Ausgleich (42.) durch Mike Garbaczok, der wenig später auch beim 25:24 die erste Führung erzielte (44.), war die logische Folge.

Den offenen Schlagabtausch in der Schlussphase entschied schließlich Westeregeln für sich. Nach der letzten Auszeit schloss Sebastian Schneider sieben Sekunden vor dem Ende zum umjubelten 33:32 ab. Der letzte HSV-Angriff verpuffte.

So kommt es nun, dass der SV Wacker am Freitag, 15. September, erstmals in der Rolle des Gejagten auftritt. Beim SV Eintracht Gommern, der nach dem Abstieg aus der Sachsen-Anhalt-Liga im Sommer einen personellen Umbruch zu verkraften hatte, „wird es schwer, egal in welcher Besetzung“, so Loewe. Doch am Ende will es natürlich wieder der SVW sein, der sein Siegerlächeln aufsetzt.
Westeregeln: Howahl – Kuhle (1), T. Fischer (1), Klockmann (12), Gorges (4), Chrzan, Pufahl (2), Garbaczok (5), Schneider (8/5), Liebscher, Linke, Otto
Siebenmeter: Wacker 5/5 – HSV 6/5; Zeitstrafen: Wacker 4 – HSV 3