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Fußball Wiechert: Eine sportverrückte Powerfrau

Melanie Wiechert hat viele Jahre Fußball gespielt, bis sie für sich den Triathlon entdeckt hat.

Von Jeannette Heinrichs 23.07.2020, 05:00

Stendal l Mit der positiv verrrückten Powerfrau hat sich Volksstimme-Sportredakteurin Jeannette Heinrichs unterhalten.

Volksstimme: Sie haben über 20 Jahre erfolgreich Fußball bei Eintracht Walsleben und Sparta Erxleben gespielt. Welche Erfolge konnten Sie mit beiden Mannschaften feiern?

Melanie Wiechert: Es waren viele Erfolge mit beiden Mannschaften. Mit Walsleben mehr, das resultiert aus der längeren Zugehörigkeit. So bin ich mit Walsleben zum Beispiel zwei Jahre hintereinander aufgestiegen - von der Altmarkliga über die Landesliga in die Verbandsliga, die damals höchste Spielklasse des FSA der Frauen. Wir haben einen sehr erfolgreichen Fußball gespielt, sind unter anderem, Volksstimme-Mannschaft des Jahres geworden.

Welche Fußballspiele sind Ihnen noch in besonderer Erinnerung geblieben und warum?

Die Derbys gegen Erxleben oder Arneburg bleiben natürlich in Erinnerung. Hier ging es heiß her, jede Spielerin musste ihr bestes fußballerisches Können zeigen und die zahlreichen Zuschauer sorgten für eine motivierende Stimmung. Da können die aktuellen Frauenfußballmannschaften nur von träumen. Weiterhin haben wir gegen die afghanische Frauenfußball-Nationalmannschaft im heimischen Eichengrund gespielt. Ebenso sind mir das Spiel gegen den VfL Wolfsburg II oder der Woman Soccer-Cup im Hölzchen mit dem VfL Wolfsburg und dem 1. FFC Turbine Potsdam II gut in Erinnerung. Gegen solch hochkarätige Mannschaften zu spielen war schon klasse, auch wenn wir vorallem an Erfahrung gewonnen haben, außer gegen Afghanistan.

Dann gab es da noch das Hallenturnier in Magdeburg (Landesmeisterschaften 2009). Als Außenseiter haben wir uns unerwartet gut geschlagen - Platz 5. Zudem haben wir die beste Spielerin mit Loreen Berkau gestellt und ich musste als Feldspielerin im ersten Spiel unsere verletzte Torhüterin Dana Busse unerwartet ersetzen. Am Ende erhielt ich die Auszeichnung der besten Torhüterin.

Warum haben Sie mit dem Fußball aufgehört?

Kurz gesagt: Ich war verletzt und konnte zunächst nicht mehr so, wie ich wollte. Das machte mich unzufrieden und ich widmete mich dem Ausdauersport, dem Laufen. Die Verbindung zur Mannschaft ließ nach und ich merkte, dass ich allein meinen sportlichen Drang auch sehr gut ausleben kann. Ich hätte es mir zuvor nie vorstellen können, aber ich entschied mich mit Fußball aufzuhören. Und es hat wirklich nicht weh getan. (lacht)

Wie sind Sie zum Triathlon gekommen?

Da haben mehrere Personen ihren Anteil: Mein Bruder (macht schon ein paar Jahre länger Triathlon, zuvor auch Fußballer) hat mich im Herbst 2009 mit nach Mallorca zum Rennradfahren geschleppt, obwohl ich zu dem Zeitpunkt noch nicht mal eins hatte. 2011/2012, als ich verletzt war, habe ich mir dann ein Rennrad zugelegt und bin nach mehrfachen Überredungskünsten meines Arbeitskollegen Marco Treu im April 2012 mit den Triathlonfüchsen Osterburg und meinem Bruder im Schlepptau mit dem Rennrad in den Harz gefahren. Auf Anhieb 180 km (Walsleben - Wernigerode) und drei Tage später wieder zurück. Das war schon heftig, aber hat mir einen Riesenspaß bereitet. Mit meinem damaligen Laufkumpel Hoffi (Christian Hoffmann) bin ich des Öfteren schwimmen gegangen und wir haben uns gemeinsam auf unseren ersten Halbmarathon und Marathon vorbereitet. Da blieb mir keine andere Wahl als auch den ersten Triathlon in Angriff zu nehmen.

Wo und wann haben Sie Ihren ersten Triathlon absolviert? Was war das für ein Erlebnis?

Im Juli 2012 habe ich dann meinen ersten Triathlon in Wischer absolviert. Das war ein Spaß, vor allem wenn man mit Radhelm auf die Laufstrecke geht (lacht). Schwimmen war die Hölle, aber es gehört eben dazu. Zumindest kam ich nicht als Letzte aus dem Wasser, sondern nur als Vorletzte. So konnte ich immerhin das Feld von hinten aufräumen, so ging der Spaß auch nicht verloren. Und wie heißt es so schön – einmal ist keinmal und irgendwann kommt die Sucht.

Ihr größtes Highlight im Triathlon war sicherlich der Ironman im Oktober 2019 in Barcelona. Wie war das für Sie daran teilzunehmen?

Es war nicht nur der Saisonhöhepunkt, sondern das Highlight aller Highlights. Unbeschreiblich und unvergessen sage ich immer wieder. Herzklopfen, Tränen, Freude, Angst, Zweifel, Hoffnung und natürlich viel Ehrgeiz waren immer dabei. Schön war die Gemeinschaft mit den anderen teilnehmenden Triathlonfüchsen. Mein Bruder nahm die Strecke ebenfalls in Angiff. Beides stärkte mich ungemein, auch wenn im Wettkampf jeder für sich kämpft. Noch heute kommen mir die Freudentränen beim Gedanken an die Zeit in Barcelona.

Wie oft trainieren Sie in der Woche? Wie funktioniert das, wenn Sie arbeiten gehen?

Wenn ich es zeitlich hinbekomme, trainiere ich fast jeden Tag in der Woche. Ist der Körper mal ausgelaugt und braucht ein wenig Ruhe, tobe ich mich eben im Garten aus. Auf Grund meiner Schichtarbeit kann ich meine Trainingspläne ganz gut durchziehen. Wobei ich mich in der dunklen Jahreszeit aber auch für drei Stunden auf die langweilige Radrolle ins Arbeitszimmer setze. Beim Absolvieren meines Trainings bin ich schmerzfrei, wenn es nicht anders geht, stehe ich schon mal um 3 Uhr in der Früh auf, um noch vor dem Frühdienst zu Laufen.

Durch die Corona-Pandemie sind viele Triathlonveranstaltungen abgesagt worden. Was haben Sie während dieser Zeit gemacht?

Trainiert und trainiert und trainiert. Aber alles nach Lust und Laune, einfach mal ohne Plan. Wir haben mehrere lange Radausfahrten gemacht (über 200 km) und auf Schwimmen habe ich gern mal verzichtet. Mittlerweile trainiere ich aber wieder nach Plan, das „Lotterleben“ kann ja nicht immer so weitergehen. (lacht)

Hoffen Sie darauf, in diesem Jahr noch an einem Triathlon teilnehmen zu können?

Nachdem nun auch der Ironman 70.3 Duisburg abgesagt wurde, hoffe ich auf keinen Triathlon mehr. Ich freue mich, wenn demnächst noch die ein oder andere Laufveranstaltung stattfindet. So sind ja auch noch unsere Läufe, der Salzwedeler Altstadtlauf und der Osterburger Altmarklauf, im Herbst und die Schlammschlacht offen.

Welche Ziele haben Sie sich für 2021 gesteckt?

Für 2021 habe ich meine zweite Langdistanz bei der Challenge Roth geplant. Das stand ursprünglich schon für dieses Jahr im Kalender wurde aber abgesagt. Neues Jahr, neues Glück! Da freue ich mich total drauf, denn dort bin ich bereits in der Staffel als Radfahrerin gestartet und habe mehrfach als Zuschauerin teilgenommen. Bei dieser Veranstaltung lässt sich wirklich nicht sagen, wer mehr Gänsehaut hat, Teilnehmer oder Zuschauer. Deswegen heißt es da einfach nur genießen.