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Laufsport Bestes Wetter zum Jubiläum

In Wernigerode an der Himmelfporte ist der 40. Harzgebirgslauf bei herrlichen Temperaturen ausgetragen worden.

Von Florian Bortfeldt 17.10.2017, 01:01

Wernigerode l Besser hätte die Jubiläumsveranstaltung des Harz-Gebirgslauf kaum sein können. Sonnenschein pur, eine riesige Läuferschar und insgesamt ein friedliches Miteinander. An die 40. Auflage mit Start und Ziel an der Himmelpforte in Wernigerode wird man sich gern zurück erinnern.

Schmetterlinge am Waldrand, Wespen rund um den allseits beliebten Kuchenstand und eine Zielsprecherin, die ohne Funktions- und Winterkleidung und dicke Wollmütze auskommt. Alle, die am Sonnabend zur Traditionsveranstaltung nach Hasserode gekommen waren, hatten zunächst nur ein Gesprächsthema: das top Wetter. Wann bitteschön gab es beim Harz-Gebirgslauf schon einmal knapp über 20 Grad, einen strahlend blauen Himmel und Sonne satt?!

Schaut man in die Wetteraufzeichnungen der Veranstaltung, kommt dem die erste Auflage nach der Wende von 1990 mit 17 Grad (gemessen auf dem Brocken) sehr nah. Auf Norddeutschlands höchstem Gipfel war es aber nicht so warm wie am Start-/ Zielbereich. Sprecherin Christiane Schierhorn war die Freude über die sommerlichen Temperaturen jedenfalls anzusehen. Mit deutlich leichterer Bekleidung als in den Vorjahren empfing sie die Läuferschar im Zielbereich.

Sportlich gesehen hatten nicht nur die Veranstalter mit einigen neuen Streckenrekorden gerechnet. In erster Linie über den „langen Kanten“, hatte doch da Berglaufspezialist Thomas Kühlmann vom NSV Wernigerode angekündigt, die 2:39:05 Stunden von Steven Lambeck, aufgestellt 2000, angreifen zu wollen. Vor zwei Jahren verfehlte er diesen Wert um nur wenige Sekunden. Mit 2:45:06 Stunden kam er nicht über die Bestmarke hinaus. Filip Vercruysse (SCB Berlin, 02:49:31) und Mathias Nahen (TV Jahn Bad Driburg, 03:03:41) folgten auf den Plätzen.

Thomas Kühlmann zum eigenen Abschneiden: „Es war ziemlich windig ab dem Ilsetal, das machte die Sache zäh und da hatte man ja schon einige Kilometer in den Beinen.“ Zudem hätte es für den zweifachen Zugspitz-Extremlauf-Sieger kälter sein können, „aber da sind die Bedingungen ja für alle gleich“.

Den Doppelsieg des NSV perfekt machte bei den Frauen Nadine Noack. Nach 03:16:31 Stunden überquerte sie als Erste den Zielstrich. Nach dem Lauf in Bonn war es 2017 der zweite Marathon für sie. Ihr folgten Sarah Heßlich (TSV Cottbus, 03:31:55) und Barbara Drews (Non-Stop-Ultra Brakel, 03:32:52).

Den langen Sporttag gestartet hatten die zahlreichen Wanderer und Nordic Walker. Rafael Ott (NW Weserbergland, 1:17:54 Stunden) und Susanne Ristau (HGL Wernigerode, 1:28:06) waren die Schnellsten über 11 km Nordic Walking. Jens Thiele (SV Stockhütte, 2:59:50 Stunden) und Marion Knoop-Wente (TKH, 3:24:58) siegten über die längere 25-km-Distanz.

„Alles bewegt sich“ – dieses Motto des 40. Harz-Gebirgslauf traf dann auch für den Kinderlauf zu. Mit Seriensieger Jonathan Toppel (HGL), der nun erstmals über 5 km startete, fiel hier ein Topfavorit weg. Deaken Holland vom NSV Wernigerode startete richtig durch und kam beim Kinderlauf nach 08:33 Minuten ins Ziel. Rio Sternkiker (Schwedter Hasen, 08:52) und Lennox Reuter (Bebel-Schule Blankenburg, 09:16) folgten als nächstes. Bei den Mädchen siegte Magdalena Walter (Francke Grundschule Wernigerode, 09:31 Minuten) vor Carla Litwin (Francke Grundschule, 09:40) und Katharina Fischer (10:04).

Einen neuen Streckenrekord gab es dann doch. Über die 5 km war Alina Celine Rippin nicht zu bremsen. Die Bestzeit von 2013 (19:20 Minuten von Thea Louise Thiel) verbesserte sie um mehr als eine Minute (18:18) und sorgte nebenbei für einen weiteren Sieg des NSV. Teamkameradin Melina Holland (21:07) machte den Doppelsieg perfekt. Auch Bronze ging nach Wernigerode, aber an den HGL. Yvonne Brandecker fehlten lediglich drei Sekunden zur Zweitplatzierten.

In der männlichen Konkurrenz siegte Marvin Frederik Küster in 17:06 Minuten. Arne Kapischke (OKMB Mark Brandenburg, 18:31) und Aurelio Kischkies (HGL, 18:57) kamen auch mit auf das Treppchen.

Das insgesamt sehr gute Abschneiden der Lokalmatadoren verdeutlichte der Doppelsieg der Herren auf der 11-km-Strecke. Fabian und Florian Lippe vom Harz-Gebirgslaufverein liefen als Erste ins Ziel. „Das ist sehr erfreulich“, meinte HGL-Vorsitzender Frank Harbrecht. Mit einer Zeit von 40:47 Minuten hatte der Jüngere fast eineinhalb Minuten Vorsprung. Vorne vertreten war der SV Teutschenthal mit Philipp Heinz. Er wurde Dritter der Männer und „Gold“ gab es für den SV bei den Frauen. Maria Heinrich freute sich in 49:23 Minuten über den Siegerpokal. Marion Bathen (51:20) und Doreen Baecke (Ohrekicker Wolmirstedt, 51:34) folgten ihr.

Über die Halbmarathonstrecke unterstrichen die Berliner Läufer ihre Vormachtstellung. Carsten Krüger (LAC Olympia 88 Berlin, 01:20:59 Stunden) siegte vor Martin Butzlaff (Harzer Teufel, 01:22:26) und dem Halberstädter Alexander Pusch (VfB Germania, 01:24:02). Dessen Freundin Nadia Dagher aus Berlin kam nach 01:39:08 Stunde als erste Frau auf der Wiese an der Himmelpforte an. Es war ihr erster Sieg bei der zweiten Teilnahme nach 2012 in Hasserode.

„Alex ist so begeistert von diesem Lauf, darum hat er mich mitgenommen“, berichtete die 22-km-Siegerin, „mir hat es auch gut gefallen“. Sie sprach von „super Bedingungen“. Und mit welcher Zielstellung war die Berlinerin angereist? „Spaß haben.“ Das ist dann wohl mehr als gelungen. Anne Barber (LC Ron-Hill Berlin, 01:41:41) und Melanie Konstanz Buhtz (Offenbacher LC, 01:42:09) folgten auf den Plätzen zwei bis drei.

Ein positives Fazit zog Frank Harbrecht, der in erster Linie allen fleißigen Helfern dankte. „Das war ein langer Tag, ich ziehe den Hut vor jedem einzelnen, der von früh morgens bis abends dabei war. Als in der Hochschule Harz bereits die Sportlerparty mit der Ehrung der City, Seen, Berge-Wertung begann und sich die ersten Aktiven den Muskelkater aus den Beinen tanzten, waren nebenan an der Himmelpforte noch immer einige mit dem Abbau beschäftigt.“

Harbrecht freute sich über die knapp 4000 Teilnehmer (3896) und das top Wetter: „Das war doch die bestmögliche Werbung für den 41. Lauf im nächsten Jahr.“ Zwar hatten die Verantwortlichen um Marketingchef Dietmar Ristau an der Spitze die 4000-Marke zum 40. angestrebt, für Harbrecht war die Zahl jedoch eher zweitrangig. „Ich brauche keine Teilnehmerrekorde, mit 4000 haben wir auch ein Limit erreicht. Ich bin damit absolut zufrieden. So lange wir die 3000-er Marke knacken ist alles gut, dann fahren wir keine Verluste ein.“ Angemeldet hatten sich im Vorfeld sogar 4436 Läufer und Wanderer. „Wenn die wirklich alle auf der Wiese gewesen wären“, so der HGL-Chef, „hätten die Umkleiden und Versorgungsstände nicht gereicht“. Auch so stieß man bei der Versorgung an Grenzen, wurde doch am Ende das Bier knapp. Entlang der Marathon-Strecke ging das Wasser aus. „An der letzten Verpflegungsstelle hat es nicht gereicht. Wir hatten bereits mit mehr Teilnehmern kalkuliert, aber nicht damit, dass diese auch mehr trinken. Bei den Temperaturen war das aber wohl nachvollziehbar“, erkannte Harbrecht später.

„Alex ist so begeistert von diesem Lauf, darum hat er mich mitgenommen“, berichtete die 22-km-Siegerin, „mir hat es auch gut gefallen“. Sie sprach von „super Bedingungen“. Und mit welcher Zielstellung war die Berlinerin angereist? „Spaß haben.“ Das ist dann wohl mehr als gelungen. Anne Barber (LC Ron-Hill Berlin, 01:41:41) und Melanie Konstanz Buhtz (Offenbacher LC, 01:42:09) folgten auf den Plätzen zwei bis drei.

Neu war die Bühne für die Siegerehrungen. Waren Sprecher Klaus Oswald und seinen Assistentinnen Margitta Bönsch und Silvia Hoffmann bislang stundenlang dem feucht-kalten Herbstwetter ausgesetzt, gab es 2017 eine voll überdachte Variante. Die Idee hatte Dietmar Ristau. „Dieses Jahr bei dem Wetter hätten wir sie ausgerechnet nicht gebraucht, aber ich werde dafür plädieren, dass wir es beibehalten.“

Als kleine Überraschung gab es zum Jubiläum zudem das Harz-Gebirgslauflied, das die Veranstalter neu aufgenommen hatten und gleich mehrfach abspielten. Auf großen Schautafeln gab es dazu einen Einblick auf frühere Läufe, Sieger und Bestzeiten, „das ist super angekommen, für die Geschichte der letzten 40 Jahre haben sich etliche interessiert“, war auch Harbrecht begeistert. Und auch das extra entworfene Finisher-Shirt war ein Renner. Schon im Vorfeld war es ausverkauft. Der HGL-Vorsitzende: „Die 500 Stück waren relativ schnell vergriffen, wir werden welche nachproduzieren.“ Ein weiteres „Bonbon“ zum Geburtstag: Jeder Finisher bekam eine Medaille, nicht nur wie üblich die Marathonis.

Überrascht war Frank Harbrecht bei den Laufzeiten, „ehrlich gesagt, hatten wir uns auf mehr Streckenrekorde vorbereitet. Das soll um Gottes Willen keine der Leistungen schmälern, aber auf fast allen Strecken waren die Sieger langsamer unterwegs als in den Vorjahren. Offenbar waren die Bedingungen doch nicht so optimal. Beim Halbmarathon muss man dazu wissen, dass die Strecke nach der Änderung 2016 erneut anspruchsvoller war, da ist es schwer, den Rekord zu brechen.“

Positiv: Eine echte Panne gab es trotz des großen Ansturms nicht. Harbrecht: „Alles reibungslos – das geht nicht, an einigen Stellen mussten wir wieder improvisieren. Erstaunlicherweise gab es aber mehr Einsätze der Sanitäter, nämlich 40 Behandlungen. Es gab wohl viele Stürze und muskuläre Verletzungen. Das macht auf der einen Seite stutzig, auf der anderen ist das bei 4000 Leuten nicht besorgniserregend. Das Wichtigste: Es gab keine lebensbedrohlichen Vorfälle. Auch die Polizei hat nichts beanstandet. Darum bleibt festzuhalten: Dieses 40. Jubiläum ist gelungen.“