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Handball SCM verursacht tiefen Kratzer im Lack

Die insgesamt sehr erfolgreiche Handball-Saison des SCM hat durch die indiskutable zweite Halbzeit beim Auswärtsspiel in Minden einen tiefen Kratzer bekommen. Die vielen mitgereisten Fans sind maßlos enttäuscht. Durch die 26:35 (14:15)-Niederlage wurde auch die Minimalchance auf Rang drei verschenkt.

Von Janette Beck 01.06.2015, 01:24

Magdeburg/Minden l Mindens überragender Keeper Gerrie Eijlers war in der Stunde des Erfolges ("Ich habe vorher gewusst, dass wir gewinnen. Alle waren heiß und wollten unbedingt die letzte Chance auf den Klassenerhalt nutzen.") erstaunt über den Auftritt seines Ex-Vereins. "Dass uns der Sieg so leicht gemacht wird und man sich in der zweiten Hälfe kaum wehrt, hat mich doch etwas überrascht. So kenne ich den SCM nicht", erklärte der Torhüter, der mit 17 Paraden neben dem 13-fachen Torschützen Christoffer Rambo der Matchwinner am Freitagabend war.

"Einfach nur peinlich", fand Matthias Musche das kampflose Ergeben des Clubs in der zweiten Hälfte. "Das sind wir nicht, und dafür müssen wir uns entschuldigen. Ein solcher Einbruch ist völlig unverständlich, denn beim 14:15 zur Halbzeit war noch alles drin." Doch kurz nach Wiederanpfiff nahm Eijlers den Magdeburgern drei klare Chancen weg - das reichte aus, um den Willen des SCM, der mit 15:19 in Rückstand geriet (36.), zu brechen.

So nahm das Drama seinen Lauf: 20 Gegentreffer in 30 Spielminuten zeugen von einer kampflosen Aufgabe der SCM-Abwehr. Rambo (acht Treffer zweite Hälfte) konnte schalten und walten, wie er wollte. Dieser Einbruch war weder damit zu entschuldigen, dass der mit dem Rücken zur Wand stehende Abstiegskandidat wie entfesselt aufspielte, noch damit, dass dem SCM mit Andreas Rojewski, Yves Grafenhorst, Marko Bezjak drei Stammkräfte fehlten und vier Youngster zum Einsatz kamen. "Wir müssen uns schon fragen, wie so etwas passieren kann. Es darf einfach nicht sein, dass wir uns von einem couragierten, starken Auftreten des Gegners so beeindrucken lassen", gab sich Michael Haaß selbstkritisch und kündigte für den Saisonabschluss am Freitag gegen die Rhein-Neckar Löwen "eine entsprechende Reaktion aller" an.

"Verlieren kann man in Minden, aber nicht so. Die zweite Halbzeit tat richtig weh," zeigte SCM-Sportchef Steffen Stiebler Verständnis, dass die rund 100 mitgereisten Fans verärgert waren - vor allem eben, weil ihre Grün-Roten Verrat an den Magdeburger Tugenden wie Kampf, Herz und Leidenschaft geübt hatten. Für das Spiel gegen die Löwen fordert Stiebler unabhängig davon, dass Flensburg Rang drei nicht mehr zu nehmen ist, Wiedergutmachung: "In der ausverkauften Halle erwarte ich, dass die Mannschaft geschlossen an die vielen sehr guten Leistungen in der Saison anknüpft und unseren fantastischen Zuschauern einen guten Abschluss bietet."

Auch Trainer Geir Sveinsson konnte nicht nachvollziehen, was sich in der Kampa-Halle abspielt hatte: "In der ersten Halbzeit war ich zufrieden. Das war nicht super, aber wir sind drangeblieben. Was dann passiert ist, war einfach ganz, ganz schlecht. So habe ich meine Spieler noch nie in dieser Saison gesehen. Wir haben uns fast aufgegeben."

Derweil lobte GWD-Coach Frank Carstens seine Mannschaft: "Das war ein Überlebensspiel für uns. Wir standen unter großem Druck, aber den haben wir in eine gute Leistung umgewandelt", so der Ex-SCM-Coach, der neben Eijlers auch Rambo hervorhob: "Die Höhe des Sieges geht auf sein Konto. So wie heute habe ich ihn noch nie gesehen. Ich kann der Vereinsführung nur danken, dass es gelungen ist, so einen Spieler zu verpflichten."

Doch auch die Magdeburger hatten neben dem achtfachen Torschützen Robert Weber (siehe Zahl des Tages) einen Lichtblick zu bieten: Bruno Zimmermann. Der 19-Jährige kam in der 56. Spielminute auf der Spielmacherposition zu seinem Bundesliga-Debüt und wusste mit einem klasse Anspiel auf Bartosz Jurecki sowie seinem Tor zum 25:35 eine Minute vor Abpfiff Akzente zu setzen.