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Kanu Als Weltmeister auf die Luftmatratze

Von Wolke sieben zurück auf die Luftmatratze: Weltmeister Yul Oeltze vom SC Magdeburg startet bei den deutschen Meisterschaften in München.

Von Janette Beck 31.08.2017, 13:00

Magdeburg/München l So seh‘n Werbegesichter im Sport aus: Yul Oeltze überstrahlte bei der Ehrung durch den Verein am Dienstag alles. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn das breite Lächeln, das ihm der grandiose Sieg bei den Weltmeisterschaften am Sonntag in Rasice ins braungebrannte Gesicht gezaubert hat, ist von Bestand. Und wahrscheinlich ist es auch in den nächsten Tagen noch das sympathiegewinnende Markenzeichen des Magdeburgers – auch wenn ihn nach der WM-Kür ab heute bei den 93. nationalen Titelkämpfen in München die Pflicht ruft.

Der Alltag hat den 23-Jährigen vom SCM schneller zurück, als es ihm vielleicht gebührt. Aber Oeltze hat kein Problem damit. Es ist ihm recht: „Ich brauche den Sport. Das ist sogar so krass, dass ich am Montagmorgen nach der Rückkehr aus Rasice um 7 Uhr beim Crossfit-Training auf der Matte stand.“

Die Meisterschaften will der Europa- und nunmehr auch Weltmeister nicht nur zur Titeljagd, sondern verdientermaßen auch ein wenig zum Schaulaufen, Nachfeiern und Genießen nutzen: „Das eine oder andere Kaltgetränk wird sich in diesem Rahmen, in dem die ganze Magdeburger Kanu-Familie zusammenkommt, wohl nicht vermeiden lassen. Aber das ist okay so, denke ich. Vor allem aber möchte ich ein wenig Spaß haben beim Saisonabschluss.“

Dennoch: Die Landung von Wolke sieben auf dem Boden der Realität, sprich Luftmatratze, ist hart. Diese liegt nämlich bis zum Sonntag in dem Transporter aus, in dem der Weltmeister an der Olympia-Regattastrecke München-Oberschleißheim übernachten wird, wie er verrät: „Die meisten DM-Starter des Vereins übernachten wie eh und je aus Kostengründen in Zelten. Aber ich bin einfach kein Freund davon. Also mache ich es mir in Papas Transporter gemütlich.“

In München trifft Oeltze, der gleich über fünf Strecken auf Medaillenjagd gehen wird, auch auf seinen Leipziger Gold-Partner Peter Kretschmer wieder. Und dann wird sicher die Sprache noch einmal auf das super spannende Rennen und das „Finale Furioso“ kommen. „,Kretsche‘ ist ja eh keiner, der große Reden schwingt. Und so haben wir in Rasice auch gar nicht mehr viel übers Rennen gesprochen“, so der Magdeburger, der sich die Gold-Fuhre „fünf- oder sechsmal“ auf Video angeschaut hat, und jedes Mal aufs Neue eine Gänsehaut bekommen habe. „Was gab es dazu auch zu sagen? Unsere Taktik war voll aufgegangen und wir haben hintenraus den Sack zugemacht. Gold! Punkt!“

Aber auch Ausrufezeichen! Denn beide Kanuten, die zu Saisonbeginn den Olympiasieger Sebastian Brendel/Jan Vandrey bei der nationalen Qualifikation den Schneid abgekauft hatten, haben sich mit Gold bei der EM und WM für die verpatzte Olympiasaison rehabilitiert. Und auch Eik Ruddat, Vizepräsident Leistungssport beim SCM, meinte bei der Ehrung am Dienstag: „Yul ist das beste Vorbild dafür, dass es nach einer Talsohle wieder ganz nach oben gehen kann.“

Der „Phönix aus der Asche“ hofft nun, dass das tolle Comeback auch seinen Marktwert erhöht: „Vielleicht werde ich ja doch für den einen oder anderen Sponsor interessant. Und ich würde mir wünschen, dass der Verein und die Sporthilfe den Erfolg zu würdigen wissen.“