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Rodeln Hymne in der Dauerschleife

Der Ilsenburger Toni Eggert startet mit Doppelsitzer-Partner Sascha Benecken und mit neuem Schlitten in die Olympia-Saison.

Von Daniel Hübner 16.11.2017, 16:39

Ilsenburg l Die Jak 52 ist ein Propeller-Kunstflugzeug, mit dem man ganz formidabel Loopings drehen kann, für einen Familienausflug reicht es indes nicht. Auf zwei Sitze lassen sich drei Personen nämlich schlecht verteilen, weshalb der passionierte Pilot Toni Eggert doch lieber den Kleintransporter für die Anreise zum Saisonstart der Rodler am Wochenende in Innsbruck (Österreich) wählte. Neben seinem Doppelsitzer-Sozius Sascha Benecken (Suhl) und seiner rodelnden Lebensgefährtin Julia Taubitz (Oberwiesenthal) als Insassen gehörten neue Helme zum Gepäck: Auf dem einen Eggerts Flugzeug, das einem Smiley entgegenfliegt, auf dem anderen eine Notenzeile, die den musisch begabten Benecken als Helmträger identifiziert.

Der 27-Jährige hat ja schon einige Lieder komponiert in seinem Leben. Aber singen wollen Eggert und er in der neuen Saison vor allem die deutsche Nationalhymne. Am liebsten in der Dauerschleife. Nicht nur bei neun Weltcups, auch bei den Winterspielen in Pyeongchang (Südkorea/9. bis 25. Februar). Es wird eine lange Reise bis zum Februar – und eine sehr weite, die die Rodler im Dezember nach Nordamerika führt. Die Haupthürde ist hüben wie drüben immer der Eiskanal. Und der ist nicht immer ein Freund der Rodler – wie jener in Pyeongchang.

Die dortige Bahn hat sich seit dem Weltcup im Februar 2017 nicht wesentlich verändert. Die Kurve neun stellt die Athleten weiterhin vor die größte Herausforderung, hat Eggert im jüngsten Trainingslager festgestellt. Auch er musste das schmerzhaft erfahren. Ohne Sturz verlief die vergangene Woche in Südkorea nämlich nicht. Bundestrainer Norbert Loch startete dort die interne Olympiaqualifikation (siehe Infokasten). Nach den ersten Rennen liegen Eggert/Benecken auf Rang drei hinter Tobias Wendl/Tobias Arlt (Berchtesgaden/Königssee) und Robin Geueke/David Gamm (Winterberg). „Im Training hatten wir uns extrem gut zurechtgefunden. Das Problem dort war aber die Luftfeuchtigkeit“, sagt Eggert. In jedem Rennen hatte das Eis eine andere Konsistenz – mal schnell, mal langsam, immer unberechenbar.

Und: „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass wir jedes Rennen gewinnen, auch wenn wir natürlich verwöhnt sind“, blickte Eggert voraus. Neunmal standen sie im letzten Winter auf dem obersten Podest in den Weltcups, sie entschieden die Gesamtwertung für sich. Sie wurden zum ersten Mal in ihrer siebten gemeinsamen Saison Weltmeister – in Innsbruck. Dort haben die amtierenden deutschen Meister seit vier Jahren nicht mehr verloren. „Trotzdem muss man sich jede Bahn immer wieder neu erarbeiten“, erklärte Eggert. So auch in diesen Tagen von Igls.

Dafür hat er wieder einen neuen Schlitten gebaut, sommernächtelang in der Werkstatt in Ilsenburg. „Es ist eine komplette Neuentwicklung“, so Eggert: „Ich bin mit dem alten und dem neuen in der Vorbereitung gefahren, jetzt müssen wir sehen, welcher am besten läuft.“ Nur der Name hat sich nicht geändert: Beide Geräte heißen „Hugo“.

Aber auch das bayerische Duo Wendl/Arlt wird mit Trainer Georg Hackl in der Vorbereitung gebastelt und getüftelt und das Geheimnis ihres Materials womöglich noch gar nicht gelüftet haben. Die Olympiasieger von 2014 hatten in der vergangenen Saison deutlich das Nachsehen. „Sie haben ganz schön in die Röhre geschaut“, sagte Eggert lächelnd, ergänzte aber wiederum ernst: „Das wollen sie in der neuen Saison sicherlich nicht noch einmal.“ Der Konkurrenzkampf ist eröffnet.