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Boxen SES-Kämpfer Schwarz und seine neue Hoffnung

Der Coronavirus verhindert den im Mai geplanten Kampf von Tom Schwarz. Durch Hundewelpen und Joggen bleibt der Boxer aber in Bewegung.

Von René Miller 29.03.2020, 22:59

Magdeburg l Knapp zwei Meter groß, ausgefallener Jogginganzug eines Markenherstellers und einen kleinen Hund an der Leine – Tom Schwarz ist beim Gassigehen an der Elbe unverkennbar. „Zum Glück wohne ich in Flussnähe und kann hier auch ganz gut Joggen gehen. Denn irgendwie muss ich mich ja weiter fit halten“, erklärt der SES-Schwergewichtler.

An richtiges Box-Training ist derzeit natürlich nicht zu denken. Aufgrund der Bestimmungen des Landes Sachsen-Anhalt musste auch das SES-Gym in Magdeburg-Olvenstedt geschlossen werden.

Und für eine Art Sandsack in der Wohnung hat der 25-Jährige noch nicht die ideale Befestigung gefunden. Schwarz: „Ich hatte mir da aus Leder und Sand etwas gebastelt und an die Wand gemacht. Aber das ist leider wieder abgefallen.“ So bleiben vorerst neben dem Gassigehen und Joggen nur ein paar Fitnessübungen in den eigenen vier Wänden.

Nach der Trennung von Freundin Tessa hatte Schwarz eine schicke Loftwohnung direkt an der Elbe bezogen. Schwarz: „Hier fühle ich mich richtig wohl und kann so auch die Zeit mit den beschränkten Ausgangsmöglichkeiten ganz gut überstehen. Aber natürlich würde ich auch gerne mal wieder am Abend in eine Bar gehen oder tagsüber in einem Café sitzen.“

Unter den Vorsichtsmaßnahmen aufgrund der Corona-Epidemie leidet auch seine Oma Elli. Die ist für den Boxer eine ganz wichtige Bezugsperson und war selbst beim Kampf gegen Tyson Fury im letzten Sommer mit in Las Vegas. Schwarz: „Ich war mal kurz bei ihr im Garten. Aber weil meine liebe Oma nun schon ein bisschen älter und dadurch risikogefährdeter ist, musste ich Abstand halten und konnte sie nicht mal richtig drücken.“

Dafür ist aktuell „Hope“, sein elf Wochen alter Welpe, zuständig. Hope heißt auf Deutsch Hoffnung. Einen Namen, den Schwarz nicht zufällig gewählt hat. Denn die Hoffnung ließ sich der gebürtige Hallenser selbst durch die Niederlage gegen Fury und der anschließenden Trennung von Tessa nicht nehmen. „Als ich aus Las Vegas zurückkam, hatte ich viele Schulterklopfer, und ich habe auch fast immer bezahlt. Aber nur ganz wenige waren auch da, wenn ich sie gebraucht habe“, schüttete Schwarz nach seinem bisher letzten Kampf Ende September seine Seele aus.

Mit einer Mischung aus Frust und Cleverness holte er sich in der Magdeburger Stadthalle gegen Ilja Mezencev den IBF-International-Titel und ließ seine Freude darüber mit einem Urschei im Ring raus.

Inzwischen ist Schwarz wieder gelassener geworden und denkt in der aktuellen Situation auch über andere nach. Schwarz: „Für die ganzen Selbstständigen, Kleinunternehmer und auch viele Angestellte ist es eine harte Zeit. Auch für viele Boxer ist es durch die ganzen Absagen schwierig, weil dadurch die Börsen fehlen. Ich selbst konnte mir durch meine Kämpfe etwas zurücklegen. Aber manche sind darauf angewiesen, regelmäßig in den Ring zu steigen.“

Für Schwarz war das am 9. Mai in Riesa geplant. „Für diesen Abend waren wir in guten Gesprächen mit attraktiven Gegnern. Aber leider fällt dieser Kampfabend auch aus und Tom muss sich noch ein bisschen gedulden“, verriet SES-Promoter Ulf Steinforth. Der frühere WBO-Juniorenweltmeister muss nun sogar länger als sieben Monate pausieren, nimmt es aber gelassen. Schwarz: „Ich hätte natürlich sehr gerne geboxt. Aber nun muss ich warten und bereit sein.“

Geplant war seit seinem Duell mit Fury eigentlich auch ein Training beim WBC-Weltmeister in England. Aber da ist der Kontakt ein bisschen abgerissen. „Über die sozialen Netzwerke schreibe ich mit ihm aber schon noch hin und wieder. Ich habe mich auch riesig darüber gefreut, dass er sich gegen Deontay Wilder den WBC-Gürtel geholt hat. Das war ein ganz starker Kampf von ihm“, erzählt Schwarz, der sich die Zeit neben Training und „Hope“ auch mit alten Filmklassikern vertreibt.

„Zuletzt habe ich Nightmare mit Freddy Krueger geschaut“, berichtet Schwarz, der aber viel lieber wieder ein „Nightmare“ („Albtraum“) für seine Gegner im Ring wäre.