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Boxen SES-Trainer Dzemski greift neu an

SES-Trainer Dirk Dzemski spricht erstmals ausführlich über die Niederlage von Dominic Bösel und verrät die neuen Ziele seiner Schützlinge.

Von René Miller 07.11.2020, 11:19

Magdeburg l Im SES-Gym wird fleißig trainiert. Weil die Boxer allesamt Profis sind, dürfen sie sich trotz der neuen Corona-Beschränkungen in Olvenstedt weiterhin schinden. Dominic Bösel ist zwar in Magdeburg nicht dabei, aber nach seiner K.o.-Niederlage gegen Robin Krasniqi auch schon wieder aktiv. „Er legt ordentlich los und will diese Niederlage unbedingt vergessen machen“, verrät Trainer Dirk Dzemski.

Auf den Tag genau ist es heute vier Wochen her, als Bösel in Runde drei zu Boden ging. Ein Niederschlag, der auch seinen Trainer hart traf. Dzemski: „Der Frustfaktor ist immer noch hoch, weil das Kampfende so plötzlich und unerwartet kam. Ich hatte deshalb bisher auch wenig Lust, darüber zu reden.“ Inzwischen hat er sich den Kampf und vor allem die entscheidende Szene oft angeschaut. Dzemski: „So richtige Analysen fallen trotzdem schwer, weil der Kampf ja noch nicht einmal richtig Fahrt aufgenommen hatte. Bei der entscheidenden Szene bringt Dominic die Führhand nicht richtig durch und Robin nutzt das eiskalt aus.“

Obwohl der Ringrichter seinen Schützling nach dem ersten Niederschlag nicht angezählt hatte, gibt es keinen Vorwurf. Dzemski: „Er konnte das nicht richtig sehen und dachte wahrscheinlich, Dominic wäre mehr gestolpert. Aber vielleicht hätte sich Dominic durch das Anzählen so erholt, dass er erst einmal bis in die Pause kommt. Dann hätte ich das Ruder vielleicht noch einmal herumreißen können.“

Wenn, vielleicht – bei der Analyse rund um die Niederlage prüfen Dzemski und Bösel jedes noch so kleine Detail. Dzemski: „Vielleicht lag es nach der langen Pause am Gewichtmachen. Dadurch hat möglicherweise so ein bisschen die Frische und Schnelligkeit gefehlt. Lange warten und sich auf einen neuen Gegner einstellen zu müssen, ist für einen Titelverteidiger immer schwieriger als für den Herausforderer.“ Und Krasniqi hat auch eine überraschende Taktik gewählt. „Wir haben ihn defensiver erwartet und gingen eher davon aus, dass er hinten raus auf seine Kondition setzt“, bestätigt Dzemski und verrät: „Noch im Krankenhaus hat sich Dominic bei mir für die Niederlage entschuldigt! Aber das muss er nicht. Wir gewinnen und verlieren zusammen.“

Dass es ein stallinternes Duell war, machte die Sache nicht einfacher. Dzemski: „Irgendwie war das komisch. Vor allem Ulf Steinforth saß als Promoter zwischen den Stühlen, konnte weder total enttäuscht noch euphorisch sein. Ich selbst habe zu Robin auch ein gutes Verhältnis, war einige Jahre sein Trainer. So hat er mir nach dem Kampf eine drei Minuten lange Sprachnachricht geschickt und sich bedankt.“

Bösel muss aufgrund des schweren Niederschlags eine Schutzsperre von drei Monaten einhalten, kann also frühestens Ende Januar wieder in den Ring steigen. Ob es dann gleich zum vertraglich fixierten Rückkampf gegen Krasniqi kommt, ist noch offen. „Vielleicht machen wir vorher auch erst noch einen Aufbaukampf“, erzählt Dzemski, der auch Adam Deines zum Weltmeister im Halbschwergewicht machen will. Der SES-Kämpfer trifft am 30. Januar in Moskau auf IBF- und WBC-Champion Artur Beterbijew.

Und zuvor sollen Mitte November oder Dezember noch die von Dzemskis trainierten Tom Dzemski und Jurgen Uldedaj boxen.