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Leichtathletik Rüh braucht ein weites Wunder

Diskuswerferin Anna Rüh vom SC Magdeburg braucht ein Wunder, um noch das WM-Ticket zu lösen. Ist Berlin das richtige Pflaster dafür?

Von Daniel Hübner 02.08.2019, 07:00

Magdeburg l Nach Anna Rüh hat man in den vergangenen Wochen vergeblich gesucht. Womöglich auch, weil sie bei den Wettbewerben auf ihrer Skandinavien-Tour durch Schweden und Finnland nicht die Leistungen abrufen konnte, „die ich mir vorgestellt habe in dieser Saison“, sagt sie. Mal waren es 57, mal waren es 58 Meter, mit denen sie aus dem Ring gegangen ist. Rüh meint: „Aber man muss auch ehrlich gestehen, das ist eben momentan mein Leistungsstand.“

Nicht ganz: Am 23. Juni legte sie eine 61,32 Meter bei den Bezirksmeisterschaften in Magdeburg vor. Zum zweiten Mal hatte sie damit die Norm für die Weltmeisterschaften in Doha (Katar/61,00) übertroffen nach dem Solecup im Mai in Schönebeck (61,50). „Das war gar nicht so schlecht“, stellt Rüh fest.

Die 26-Jährige mag trotzdem nichts schönreden, sie mag auch nicht darüber reden, was sie „hätte besser machen können“, sagt sie. Das Gespräch läuft dann zwangsläufig auf ihr Gewicht hinaus – wie schon seit Jahren. In dieser Hinsicht ist die Konkurrenz im Vorteil. Sie mag lieber reden über die deutsche Meisterschaft, darüber, „dass ich ein Wunder brauche, um doch noch das WM-Ticket zu lösen, so realistisch muss man sein“. Es müsste ein weites Wunder sein, eines, dass sie zum Titel trägt, natürlich mit übertroffener WM-Norm. „Ansonsten“, erklärt sie, „war die Saison ein Satz mit x.“

Um diesen noch umzuschreiben, dafür hat sie in der vergangenen Woche viel geworfen im Training, ehe sich der Körper ein wenig erholen konnte. „Ich versuche, einfach das Beste rauszuholen“, erklärt Rüh vor ihrem Start am Sonntag im Berliner Olympiastadion (15.20 Uhr). „Ich hoffe natürlich, dass ich sechs Versuche habe. Aber ich denke: Es wird ein toller Wettkampf.“ Gegen eine starke, aber trotzdem schlagbare Konkurrenz.

Das größte Achtungszeichen hat Claudine Vita aus Neubrandenburg gesetzt: Sie hat 66,64 Meter mit der Ein-Kilo-Scheibe übertroffen, 50 Zentimeter mehr als Anna Rüh bei ihrem persönlichen Rekord vor vier Jahren.In der Rangliste folgen Nadine Müller aus Halle (64,52) und Kristin Pudenz aus Potsdam (64,32). Diese drei Damen haben also die beste Ausgangsposition für einen Start in Doha. Trotzdem ist es für die Magdeburgerin ein wichtiger Wettkampf, bei dem „ich hoffe, dass die vergangenen Trainingswochen fruchten“, erklärt sie.

Berlin könnte also ein Fingerzeig für die Vorbereitung auf die Olympische Spiele 2020 in Tokio sein, für die sie sich erstmals über eine Weltrangliste qualifizieren muss. Inwiefern sie den bisherigen Weg weitergeht, inwiefern sie Änderungen vornimmt. Eine Änderung muss sie wohl oder übel vornehmen: die Zunahme ihres Körpergewichts, um den Nachteil zur Konkurrenz zu reduzieren. „Dafür muss ich noch einen richtigen Weg finden“, sagt Rüh. „Aber ich suche.“