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Schwimmen Gegner im Wasser, Freunde an Land

Für Rob Muffels vom SC Magdeburg könnte ein gutes Gespräch vor dem Rennen auch vor seinem EM-Start wertvoll sein.

Von Daniel Hübner 28.06.2018, 01:01

Magdeburg l Ein gutes Gespräch vor dem Rennen löst auch bei Rob Muffels die Anspannung. „Mir persönlich tut das gut“, sagt der Schwimmer vom SCM. Wie zum Beispiel ein Kurzplausch mit Ferry Weertman, den Muffels bereits seit den Junioren-Europameisterschaft 2011 kennt. „Er ist sehr offen, tauscht sich auch übers Training aus. Und er sorgt immer für gute Stimmung“, beschreibt der 23-Jährige den Weltmeister und Olympiasieger über zehn Kilometer aus den Niederlanden. Aber dann kommt der Start, dann kommt der Kampf. Und bei der Europameisterschaft in Glasgow (Schottland/3. bis 12. August) geht es auch für Muffels nicht weniger als um eine Medaille.

Der Freiwasser-Zirkus ist eine große Gemeinschaft von Leidensgenossen, die an Land zuweilen Freunde, im Wasser immer Gegner sind. Nach Tritten und Schlägen im Wettkampf heitern sie die Stimmung mit Erlebnisberichten auf. „Wir haben uns schon mehrfach über unsere Schmerzen ausgetauscht“, sagt Muffels über seinen Konkurrenten Kristof Rasowsky aus Ungarn lächelnd. Beide sehen sich auch im Rennen oft Seite an Seite dem Ziel entgegenschwimmen, selbst wenn Muffels wie beim Weltcup im Mai auf den Seychellen die Orientierung verliert und eine falsche Linie wählt. Und danach von Weertman den Spruch kassiert: „Du musst mal wieder an deiner Navigation arbeiten.“ Ein „Lieblingsthema“ der beiden.

Von Weertman kann Muffels lernen, schon immer. „Er war immer der, der ein bisschen schlauer geschwommen ist, wirkliche Patzer kamen bei ihm selten vor“, erklärt Muffels. Aber auch der Psychologie-Student hat im Laufe der Jahre an Erfahrung gewonnen. Und an Grundlagen zugelegt. Sein dritter Platz auf den Seychellen, sagt Muffels, „war ein sehr schöner Einstieg in einen vierwöchigen Wettkampfblock. Ich habe gesehen, dass ich viel besser regenerieren kann“.

Seychellen, der Europacup in Gravelines (Frankreich/Platz drei), der Weltcup in Setubal (Portugal/21.) im Neopren sowie im Balaton (Ungarn): Ein 40 Kilometer langer Wellenritt innerhalb von 28 Tagen stand für Muffels und SCM-Gefährtin Finnia Wunram auf dem Programm. Und nur ein Magen-Darm-Infekt sorgte dafür, dass Muffels im Balaton vorzeitig aussteigen musste. „Meine Leistungsfähigkeit war trotzdem sehr gut“, resümiert er, wenngleich er in Setubal zu früh aufs Tempo gedrückt hatte und letztlich von der Konkurrenz eingeholt wurde. Für die EM hatte er sich bereits im März mit Rang acht beim Weltcup in Doha qualifiziert.

In Glasgow wird nun wieder im Neopren geschwommen, der Loch Lomond misst circa 16 Grad Wassertemperatur. „Diejenigen, die ohne diesen Anzug europäische Spitze sind, werden auch in Glasgow in der Spitze zu finden sein“, sagt Muffels – und er will dazugehören. Denn nur mit einer Medaille wechselt er vom derzeitigen Perspektiv- in den Olympiakader des Deutschen Schwimmverbandes (DSV), was eine finanzielle Erleichterung bedeuten würde. Die Weltcups und die Höhentrainingslager wären abgesichert – eine Sorge weniger auf dem Weg zu den Sommerspielen 2020 in Tokio, für die er sich bei der Weltmeisterschaft im nächsten Jahr in Gwangju (Südkorea) qualifizieren muss. Auch in Glasgow könnte also ein gutes Gespräch vor dem Start wertvoll sein.