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Biathlon Hildebrand findet vor WM zu ihrer Form

Pünktlich zur WM in Schweden hat Biathletin Franziska Hildebrand aus Köthen zur Stabilität am Schießstand und in der Loipe gefunden.

Von Daniel Hübner 03.03.2019, 00:01

Magdeburg l Von wegen, bei der Weltmeisterschaft im schwedischen Östersund (7. bis 17. März) würde sich ein Kreis für Franziska Hildebrand schließen. Und das Karriereende nach dieser Saison folgen. Daran hat die Biathletin aus Köthen vielleicht mal gedacht, aber daran denkt sie längst nicht mehr. Franziska Hildebrand ist 31 Jahre, das ist nicht mehr sonderlich jung für eine Leistungssportlerin, das ist aber auch noch nicht sonderlich alt. „Ich hänge noch eine Saison dran“, sagte sie also. Und nach dem nächsten Winter schaut sie wieder ein Jahr weiter. Und weiter. Und weiter.

So ist Östersund wieder ein Saisonhöhepunkt, wie sie ihn schon seit dem Winter 2011/12 erlebt. Damals hat sie 560 Kilometer nördlich von Stockholm ihr erstes Weltcup-Rennen bestritten, damals ist sie auf Anhieb Sechste im Einzel über 15 Kilometer geworden. Östersund wäre deshalb ein perfekter Abschluss ihrer Laufbahn gewesen. Aber Franziska Hildebrand hat noch keinen Frieden mit Olympia geschlossen. Bei ihren Teilnahmen an den Winterspielen 2014 in Sotschi (Russland) und 2018 in Pyeongchang (Südkorea) ist sie selbst in der Staffel ohne Medaille geblieben. Geht also ihr Blick bereits zu den Spielen 2022 in Peking (China)? „Allenfalls mit einem halben Auge“, erklärte sie lächelnd. Aber man konnte selbst durchs Telefon hören, wie ihre Gedanken um das nächste Ringe-Spektakel bereits kreisen.

Mit beiden Augen richtet sie ihren Fokus aber zunächst auf Östersund. Auf die Titelkämpfe haben sich die Athleten des Deutschen Skiverbandes (DSV) in den vergangenen Tagen in Hochfilzen (Österreich) vorbereitet. Direkt nach der Rückkehr von der Weltcup-Tour in Übersee. „Ich habe immer noch einen Jetlag, fühle mich totmüde“, berichtete Hildebrand am vergangenen Montag. Dafür ist sie aber gesund. Und gerade Gesundheit hat ihr nach dem Jahreswechsel zunächst gefehlt, um gute Leistungen abzurufen.

„Ich hatte nach Silvester einen grippalen Infekt, den ich bis Ruhpolding mitgeschleppt habe“, berichtete Hildebrand. Ausgerechnet bis zum Weltcup am dritten Januar-Wochenende in ihrer Wahlheimat. „Ich habe mich in den Rennen wirklich sehr schwergetan, und dann hänge ich auch mal durch“, gab sie einen Einblick in ihr Gefühlsleben zu jener Zeit. Im Sprint belegte sie damals Rang 18, im Massenstart Rang 23, in der Staffel wurde sie geschont. „Die Pause danach war für mich wichtig, um mein System noch einmal zu überprüfen.“

Nicht nur das System wollte analysiert werden, gerade am Schießstand, wo sie ihre Stabilität verloren hatte. Für Hildebrand war es ebenso wichtig, zurück zum Spaß zu finden, den ihr der durchwachsene Saisonverlauf ein bisschen genommen hatte. Nach Übersee, sagte sie, „bin ich schon mit dem guten Gefühl gefahren, dass es funktionieren wird“.

Dort also platzte zunächst im kalten Canmore (Kanada) unterhalb der Rocky Mountains der Knoten, als sie bei minus 18 Grad im Einzelrennen Vierte wurde. Dann gewann sie mit der Staffel. Aber es folgte noch Soldier Hollow (USA). Und es folgten Bronze im Sprint und Silber in der Verfolgung. Ihre ersten beiden Einzel-Podestplätze nach mehr als einem Jahr. Hildebrand: „Für mich war es vor der WM wichtig zu sehen, dass die Form ansteigt.“

An diesem Montag starten die DSV-Athleten ihre Tour zur WM, die am kommenden Donnerstag ihren Auftakt mit der Mixed-Staffel erfährt. Am Freitag wird die Siegerin im Sprint gesucht. Dass sie als zweifache Staffel-Weltmeisterin auch diesmal mit der Mannschaft nach Gold greifen will, versteht sich von selbst.

Über eine Einzelmedaille, die ihr bei einer WM ebenso fehlt wie olympisches Edelmetall, spricht Hildebrand diesmal nicht. „Ich will die Erwartungen nicht zu hoch setzen, sonst ist am Ende die Enttäuschung umso größer“, sagte sie. „Ich versuche einfach, so gut wie möglich abzuschneiden.“