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Handball TSG scheitert an sich selbst

Nichts hielt die Schönebecker Fans nach dem 29:28 (15:13)-Sieg in der Sachsen-Anhalt-Liga mehr auf den Plätzen.

Von Tilman Treue 20.03.2016, 23:01

Calbe l „Derbysieger, Derbysieger“, schallte es nach Abpfiff durch die Calbenser Hegersporthalle. Die Spielerinnen ließen sich feiern, umarmten ihren Coach Dirk Schedlo und Betreuerin Susi Virkus. Zu diesem Zeitpunkt lag TSG-Torjägerin Kristin Sroka, die die Verantwortung für den letzten Freiwurf übernommen hatte, noch auf dem Boden. Betroffene Gesichter auf der Bank, Wut und Ärger prägten die Szenerie bei den gastgebenden Saalestädterinnen. Dem glücklichen Sieger fiel das Statement natürlich leicht. „So ausgeglichen wie das Ergebnis war auch das Spiel“, resümierte Schedlo und hob das hohe Niveau beider Teams hervor. Er schätzte ein: „Gewonnen hat die etwas diszipliniertere Mannschaft“, und spielte damit den Ball zum TSG-Trainergespann Marina Sroka und Ralf Bertram, die genau das im Vorfeld von ihren Schützlingen gefordert hatten. Statt Erfahrung und Überlegenheit erlebten die Calbenser Fans einen nervösen Aufbau und unnötig überhastete Abschlüsse. Schönebeck nutzte die Ballverluste clever aus, konnte sich dank Katharina Depta und Lisa Wolf zum 6:2 (10.) absetzen. Mit jedem Treffer wuchs das Selbstvertrauen der SG Lok, die in der Tabelle mit dem Rücken zur Wand steht und sich zusehends von diesem Druck befreite. Antje Schreiber und Lisa-Marie Prokop stellten sieben Minuten später den Anschluss her, doch als Josephin Hecker einen Strafwurf vereitelte, war endgültig der Höhepunkt erreicht. Bei jeder gelungenen Aktion jubelte die gesamte Schönebecker Bank, auf TSG-Seite hingegen fehlte diese Motivation völlig, stattdessen regierte schon weit vor der Niederlage Grabesstille.

Die entscheidende Phase folgte unmittelbar nach der Pause. Calbe kam stark zurück, agierte in der Abwehr aggressiver, was die geforderten Ballgewinne einbrachte. Alicia Sophie Gröst, Marie Zilke und Kristin Sroka warfen ihr Team schließlich zum 18:16 (34.) in Führung. „Wir schaffen es aber nicht, das dritte Tor zu machen und scheiterten wieder an unserer Ausbeute“, ärgerte sich Sroka. Zweimal binnen einer Minute vergab die TSG Konter, warf Hecker den Ball förmlich auf die Hände. Davon irritiert, lahmte auch das Umkehrspiel und die Schönebeckerinnen übernahm per Siebenmeter wieder die Führung. Überhaupt waren es in entscheidenden Momenten oft Strafwürfe, welche die Lok-Frauen wieder nach vorn brachten. Die Reaktion der Calbenser Fans auf diese Entscheidungen – zehn Siebenmeter für Schönebeck, zwei für Calbe – war deutlich. Die zehn Minuten nach dem Wechsel waren der einzige Kritikpunkt, den Schedlo fand: „Wir haben es verpasst, den Deckel draufzumachen, fanden aber zum Ausgleich zurück.“ Dieser fiel beim 23:23 (48.), aus dem heraus vier Minuten später das 26:23 für die SG Lok wurde. In dieser Phase konnte zudem Carolin Schedlo, die über die komplette Zeit von Marie Zilke bewacht wurde, ihr einziges Feldtor markieren. Der Rest ging im Trubel der letzten Minuten, Auszeiten und Ausgleiche unter. Als das Schlusssignal ertönte, hatte Schönebeck das eine Tor mehr auf der Anzeigetafel zu stehen.

Die SG Lok darf nach dem Sieg in Calbe weiter auf den Klassenerhalt hoffen, auch wenn das Restprogramm mit dem HC Salzland, Schkopau und dem MSV 90 kein Spaziergang wird. Die TSG bestreitet am Donnerstag das nächste Derby und hat sich, auch wenn der Ligaverbleib keine Frage ist, gegen Anhalt Bernburg selbst Druck aufgebaut.

TSG: Suchan – Gröst (2), Hüls (4), Karlstedt, Neetz, Prokop (5), Rust (1), Schmidt, Schreiber (5), Sroka (7/1), Wenzel, Wurbs, Zilke (4)

Lok: Hecker, Krakau, Nowicki – Bauer (5), Bullert (4/3), Depta (6), Krüger, Mittwollen, Moschner (1), Schedlo (6/5), Sejdovic, Stagge (2), Wolf (5)

Siebenmeter: Calbe 2/1 – Schönebeck 10/8; Zeitstrafen: Calbe 4 – Schönebeck 2