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Stipendium Der schwere Weg zu mehr Fachkräften

In einer Debatte haben die Mitglieder des Hauptausschusses über ein mögliches Fachkräftestipendium diskutiert.

Von Alexander Rekow 29.11.2019, 10:43

Salzwedel l Ärztemangel, Lehrermangel, Fachkräftemangel. Wie auch andernorts fehlt es in und um Salzwedel in mehreren Berufsfeldern an Personal. Leidtragend sind die Einwohner, die sich längst politische Lösungen herbeiwünschen. Doch wie dem begegnen? Ideen müssen her, neue Wege gefunden werden.

Einen Vorschlag haben Freie Fraktion, Linke und Grüne im Hauptausschuss mittels Antrag zur Diskussion gestellt. Ihre Idee: ein Fachkräftestipendium. Dieses sieht vor, jährlich Stipendien im Wert von monatlich 1000 Euro zu vergeben. So würden Studierende mit 500 Euro und Auszubildende mit 250 Euro monatlich unterstützt werden. Aber kein Deal ohne Haken. Denn im Umkehrschluss sollen die Nutznießer sich verpflichten, mindestens fünf Jahre auf dem Gebiet der Einheitsgemeinde Salzwedel zu arbeiten. Neben dem Fachkräftestipendium wäre auch ein Landstart-Stipendium möglich. Dies würde sich an Absolventen einer abgeschlossenen Facharztausbildung oder mit abgeschlossener Berufsausbildung richten, beispielsweise in Mangelberufen wie in Pflege, Medizin oder Bildung.

Diesem Vorschlag nahm Bürgermeisterin Sabine Blümel frühzeitig den Wind aus den Segeln: „Wir sind für Stipendien nicht zuständig und können es uns nicht leisten.“ Sie sieht die Landesregierung und die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt in der Pflicht. Außerdem, so Blümel, beteilige sich Salzwedel über den Altmarkkreis daran. Und zwar mittels Kreisumlage – was auch Norbert Hundt von der SPD so sah. Stattdessen sieht Sabine Blümel die Hansestadt in der Pflicht, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen und zu halten. „Bauplätze, große Wohnungen, Miethäuser, Schul- und Kita-Plätze“, listet die Bürgermeisterin auf. Außerdem solle die Landarztquote von fünf auf die möglichen zehn Prozent angehoben werden. Wenn dafür Druck auf die Landesregierung nötig ist, diesen würde sie gern ausüben. „Und wenn sich dann wirklich wer niederlässt, kann man gegebenenfalls finanziell helfen“, stellte Blümel in Aussicht. Aber der Fall müsse erst eintreten.

Erwartungsgemäß anders sah das Stadtrat Marco Heide (Linke), der den Antrag mit Nils Krümmel (Freie Fraktion) und Martin Schulz (Grüne) formulierte. Denn den Antragstellern gehe es nicht nur um Ärzte und Lehrer, sondern um jedes Berufsfeld, das mit einem Mangel Schlagzeilen mache – wie beispielsweise Pflegekräfte oder Erzieher. Vielmehr sehe er darin ein „vielseitiges Werkzeug“ zur Bekämpfung des Fachkräftemangels, welches prinzipiell jeder nutzen könne. „Das ist eine Investition in die Zukunft“, so der Linken-Stadtrat. Außerdem, so Heide, würden 45 000 Euro in die Umzäunung des Seelenbinder-Stadions investiert. Dann könne auch das Finanzieren von Stipendien möglich sein.

Das sah die Bürgermeisterin nicht so: „Wenn der Zaun nicht gebaut wird, richten wir Schaden bei uns an“, sagte Blümel.

Alke Seibt von den Linken sprang Marco Heide zur Seite. Ja, dass Land sei zuständig und vielleicht sei Stipendium der falsche Ausdruck. Aber: „Es geht um einen Anreiz.“ Es seien Stellen gemeint, wo es keine Bewerbungen gebe. Auch Sabine Danicke (Freie Fraktion) befürwortete den Antrag und regte an, den Antrag umzuformulieren, bis jeder damit leben könne. Unterm Strich aber herrschte Uneinigkeit. Marco Heide: „Ich bin weiterhin der Meinung, dass wir mehr tun müssen als andere Kommunen, um Fachkräfte zu bekommen.“ Ob und wie es mit dem Stipendium weiter geht, muss der Stadtrat am 11. Dezember entscheiden.