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Ressourcen schonen Weniger Fleisch hilft beim Wassersparen

Duschen statt baden, Eco-Waschprogramme nutzen, den Wasserhahn zudrehen beim Zähneputzen: Die Deutschen sind wahre Meister im Wassersparen - jedenfalls im eigenen Haushalt. Doch auch durch einen cleveren Einkauf lässt sich der Wasserverbrauch reduzieren.

Von Katja Fischer, dpa 03.05.2019, 11:21

Berlin (dpa/tmn) - Ob Kaffee oder Klamotten, landwirtschaftliche Erzeugnisse oder Rohstoffe wie Aluminium: Für die Produktion wird oft viel Wasser verbraucht - das können auch deutsche Verbraucher reduzieren.

Wie viel Wasser verbraucht ein Deutscher am Tag?

"Mit 120 Litern Trinkwasser pro Tag für Duschen, Trinken, Kochen und Putzen liegen die Deutschen beim Wasserverbrauch im Mittelfeld", sagt Silvia Bender vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Berlin. Beim sogenannten virtuellen Wasser, das zur Herstellung von Lebensmitteln und anderen Produkten benötigt wird, liege Deutschland jedoch mit 4200 Litern pro Tag über dem weltweiten Durchschnitt.

Wo wird das meiste virtuelle Wasser verbraucht?

In der Landwirtschaft, erklärt Bender. 85 Prozent des virtuellen Wassers werden zur Bewässerung von landwirtschaftlichen Produkten verwendet. "Daran hat das graue Wasser einen großen Anteil. Das ist Wasser, das nicht direkt verbraucht, aber verschmutzt wird, zum Beispiel durch Pestizide." Sehr wasserintensiv ist zum Beispiel der Anbau von Kaffee und Kakao. Aber auch Erdbeeren, die durchgängig etwa in Südspanien produziert werden, brauchen viel Wasser, das eigentlich in der Region nicht vorhanden ist.

Welche Produkte schlucken besonders viel Wasser?

"Fleisch ist einer der größten Klimakiller und Wasserverbraucher", betont Philipp Wagnitz vom WWF Deutschland in Berlin. So werden für die Erzeugung von einem Kilo Rindfleisch 15.000 Liter benötigt. Ein Baumwoll-T-Shirt kommt auf 2000, eine Jeans auf 11.000 Liter. Eine Tasse Kaffee verbraucht 140 und ein Liter Bier 300 Liter Wasser. Regional kann das dazu führen, dass viel Brauchwasser in die Produktion fließen muss. Wird etwa Kaffee in regenreichen Regionen angebaut, muss nur wenig zusätzlich gegossen werden.

"Insgesamt zählen Lebensmittel und Textilien zu den größten Wasserverbrauchern", so Wagnitz. Auch bei technischen Produkten ist die Wassermenge für die Herstellung groß. "Je mehr Hightech, desto mehr Wasser steckt drin", bringt es Tristan Jorde von der Verbraucherzentrale Hamburg auf den Punkt. Ein Auto verbraucht zum Beispiel 400.000 Liter, ein Computer 20.000 Liter.

Wie können Verbraucher sinnvoll sparen?

Es seien kleine Schritte, sagt Wagnitz. "Immer mehr Menschen leben vegetarisch. Und sie verhalten sich insgesamt umweltbewusster. Wenn zunehmend regional, saisonal und ökologisch eingekauft wird, dann wirkt sich das positiv auf den virtuellen Wasserverbrauch aus." Allerdings sind auch Unternehmen in der Verantwortung, ihre Lieferanten zu unterstützen, sorgsam mit Wasser umzugehen. "Verbraucher sollten ihren Händler durchaus fragen, woher die Produkte kommen und unter welchen Bedingungen sie produziert werden."

Wo ist Sparen besonders effektiv?

Viele technische Produkte und Textilerzeugnisse haben eine sehr schlechte Wasserbilanz. "Also nicht zuviel davon kaufen", rät Silvia Bender. "Verbraucher sollten sich schon überlegen, ob sie die vierte Jeans wirklich benötigen oder ob es alle zwei Jahre ein neues Handy sein muss." Noch stärker zu Buche schlägt aber der tägliche Konsum von Obst, Gemüse und verarbeiteten Lebensmitteln. "Hier kann man viel erreichen, wenn statt weit gereister Produkte öfter Früchte und Gemüse aus der eigenen Region ausgewählt werden."

Wie hoch ist der Ressourcen-Verbrauch in Deutschland?

Ökologisch gesehen leben die Deutschen weit über ihre Verhältnisse: Würden es alle Erdbewohner ihnen gleichtun, wären bereits am Freitag (3. Mai) die für dieses Jahr nachhaltig zur Verfügung stehenden Ressourcen verbraucht und die ökologisch verkraftbaren Emissionen ausgestoßen. Das geht zumindest aus einer theoretischen Überlegung von Germanwatch und anderen Umweltorganisationen hervor, die auch in diesem Jahr den Deutschen Erdüberlastungstag berechnet haben. Hierzulande seien insbesondere die Energieversorgung und der Verkehr durch ihren hohen CO2-Ausstoß Schuld an der schlechten Umweltbilanz.

Den weltweiten Erdüberlastungstag erwartet das Global Footprint Network für den Sommer, im vergangenen Jahr lag er am 1. August. Er ist in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter nach vorn gerückt, die Ressourcen verschwinden immer schneller. Vor allem der Lebensstil in den USA und anderen reichen Industrienationen belastet dieses Konto, ärmere Länder gleichen es noch ein wenig aus.

Statt zu exotischen Früchten sollte öfter zu Obst und Gemüse aus der eigenen Region gegriffen werden. Foto: Benjamin Nolte
Statt zu exotischen Früchten sollte öfter zu Obst und Gemüse aus der eigenen Region gegriffen werden. Foto: Benjamin Nolte
dpa-tmn
Erdbeeren gibt es bei uns das ganze Jahr zu kaufen - doch sie werden in Südspanien produziert und brauchen viel Wasser, das eigentlich in der Region gar nicht vorhanden ist. Foto: Franziska Gabbert
Erdbeeren gibt es bei uns das ganze Jahr zu kaufen - doch sie werden in Südspanien produziert und brauchen viel Wasser, das eigentlich in der Region gar nicht vorhanden ist. Foto: Franziska Gabbert
dpa-tmn
Die Produktion des Aluminiums in Kaffeekapseln schluckt eine Menge Wasser. Foto: Christin Klose/
Die Produktion des Aluminiums in Kaffeekapseln schluckt eine Menge Wasser. Foto: Christin Klose/
dpa-tmn
Tristan Jorde ist Diplom-Ingenieur und Umweltberater bei der Verbraucherzentrale Hamburg. Foto: Karin Gerdes/Verbraucherzentrale Hamburg
Tristan Jorde ist Diplom-Ingenieur und Umweltberater bei der Verbraucherzentrale Hamburg. Foto: Karin Gerdes/Verbraucherzentrale Hamburg
Verbraucherzentrale Hamburg
Silvia Bender ist Abteilungsleiterin Biodiversität beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Foto: BUND e. V.
Silvia Bender ist Abteilungsleiterin Biodiversität beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Foto: BUND e. V.
BUND e. V.
Philipp Wagnitz ist Referent für Süßwasser beim WWF Deutschland. Foto: Daniel Seiffert/WWF
Philipp Wagnitz ist Referent für Süßwasser beim WWF Deutschland. Foto: Daniel Seiffert/WWF
WWF