Tag des Friedhofs Etwas geschaffen, das bleibt
Schüler des Jahngymnasiums in Salzwedel gestalten Gedenksteine für den Friedhof am Böddenstedter Weg. Der neueste wurde enthüllt.
Salzwedel l Sich mit dem Tod auseinanderzusetzen, ist für niemanden einfach. 16 Schüler des Jahngymnasiums stellten sich aber als Elftklässler im vergangenen Schuljahr dieser Herausforderung. Im Kunstunterricht widmeten sie sich mit Lehrerin Alexandra Bennett dem Projekt „Wege der Zitate“, das vor einigen Jahren in Zusammenarbeit mit dem Evangelischen Friedhofszweckverband Salzwedel und dem Kalbenser Steinmetz Jens Eichenberg ins Leben gerufen wurde.
Das Ziel: Sinnsprüche, die mit dem Sterben in Verbindung stehen, werden grafisch umgesetzt. Außerdem schreiben die Schüler eine kurze Interpretation, um ihr Werk zu erklären. „Wir wollen den Jugendlichen den nötigen Raum und die Zeit geben, um sich mit dem sicherlich nicht sehr einfachen Thema zu beschäftigen“, erklärt Sebastian Hempel vom Evangelischen Friedhofszweckverband Salzwedel.
Eine Arbeit wurde ausgewählt, um auf einem Gedenkstein, der auf dem Friedhof am Böddenstedter Weg aufgestellt wird, verewigt zu werden. In diesem Jahr entschieden sich Alexandra Bennett, Sebastian Hempel und Jens Eichenberg für den Entwurf von Melanie Thebus. Sie hatten die Zeilen des Liedes „Leave out all the rest“ (auf Deutsch: Kümmere dich nicht um die anderen) der amerikanischen Rockband „Linkin Park“ inspiriert.
Ins Deutsche übersetzt und mit filigranen Buchstaben typografisch umgesetzt und mit zwei Calla-Blüten ergänzt, ziert nun folgender Text den vierten Zitate-Stein: „Ist meine Zeit genaht, vergiss Fehler, die ich tat/verzeih sie mir nicht, aber wenn Leere in dir spricht/Nimm die guten Erinnerungen raus und blend‘ all die anderen aus.“ „Darauf bin ich eher zufällig gekommen“, sagte die 17-Jährige am Sonntag, als sie den Gedenkstein feierlich enthüllt hat.
Eines Tages habe sie während einer Autofahrt mit ihrem Freund den Song im Radio gehört. „Da bin ich auf die Idee gekommen, den Text zu übersetzen und habe dann gemerkt, dass er wirklich gut zum Kunstprojekt passt“, erinnerte sich die Salzwedelerin.
„Melanie hat inhaltlich den Kern vortrefflich getroffen. Ästhetisch hat sie ebenfalls sehr gut gearbeitet. Die Umsetzbarkeit auf dem Gedenkstein war außerdem ein wichtiges Kriterium“, beschreibt Sebastian Hempel, weshalb Melanie Thebus‘ Entwurf ausgewählt wurde. Das soll allerdings nicht heißen, dass die Arbeiten der übrigen 15 Schüler unter den Tisch fallen.
Im Gegenteil, sie sind momentan in der Altstädter Friedhofskapelle ausgestellt. Denn ausgelöst hat die Auseinandersetzung mit dem Thema bei jedem etwas. „Es war schön, etwas zu schaffen, das für alle einen großen emotionalen Wert hat“, berichtet etwa Jahnschüler Max Rolapp über das Projekt.