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Kann "lebensgefährlich" sein Informationslücken bei Ärzten und Patienten über Medikamente

Millionen von Menschen nehmen mindestens fünf Medikamente gleichzeitig ein. Ärzte und Patienten sind über die Liste der Mittel nach einer Umfrage aber nur unzureichend informiert.

13.08.2020, 18:02

Berlin (dpa) - Ärzte in Krankenhäusern wissen häufig nicht genau, welche Medikamente ihre Patienten bereits einnehmen.

Vor allem bei Patienten, die mindestens fünf Medikamente gleichzeitig benötigen, gebe es Informationsmängel, die gefährliche Folgen haben können, stellt die Krankenkasse Barmer in ihrem Arzneimittelreport fest, den sie in Berlin präsentierte. Auch die Patienten selbst wüssten oft nicht über die Medikamente Bescheid.

"Es ist unverständlich, dass die Aufnahme in ein Krankenhaus als millionenfacher Prozess so fehleranfällig ist. Das kann lebensgefährlich sein. Es muss verhindert werden, dass Patienten aufgrund von Informationsdefiziten zu Schaden kommen", kritisiert der Barmer-Vorstandsvorsitzende Christoph Straub. Auch bei der Entlassung aus den Krankenhäusern mangele es häufig an ausreichenden Informationen für die behandelnden Ärzte.

Jeder dritte in einem Krankenhaus behandelte Patient mit geänderter Therapie habe dort keinen aktualisierten Medikationsplan erhalten. Viele Befragte hätten angegeben, dass ihnen die neue Therapie vom Arzt nicht erklärt worden sei. "Eine Arzneitherapie kann nur erfolgreich sein, wenn der Patient sie versteht und mitträgt. Dazu muss er sie entsprechend erklärt bekommen", so der Autor des Arzneimittelreports, Daniel Grandt, Chefarzt am Klinikum Saarbrücken.

Jedes Jahr kommen demnach mehrere Millionen Menschen ins Krankenhaus, die mindestens fünf Arzneimittel zugleich einnehmen. Allein im Jahr 2017 waren demnach bundesweit 2,8 Millionen Personen am Tag ihrer Klinik-Aufnahme so genannte Polypharmazie-Patienten. Dem Bericht zufolge hatten nur 29 Prozent der Patienten bei der Klinikaufnahme den bundeseinheitlichen Medikationsplan, der Informationsverluste zwischen Ärzten verhindern soll. Dabei habe seit Oktober 2016 jeder Patient, der mindestens drei Medikamente regelmäßig einnehme, ein Recht auf einen solchen Plan. 17 Prozent verfügten über gar keine aktuelle Aufstellung ihrer Medikamente. Vorhandene Pläne seien zudem häufig unvollständig gewesen.

Ursache der Informationsdefizite sei weniger der einzelne Arzt, als vielmehr der unzureichend organisierte und nicht adäquat digital unterstützte Prozess einer sektorenübergreifenden Behandlung, kritisierte Straub. Die Barmer habe daher für ihre Versicherten ein Konzept entwickelt, das den Informationsfluss verbessern soll.

Für den Bericht wurden laut Barmer rund 2900 Versicherte Polypharmazie-Patienten über 65 Jahren und 150 Hausärzte befragt.

© dpa-infocom, dpa:200813-99-151707/4

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