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Fußball Als Härtel das Haar in der Suppe suchte

In der Volksstimme-Serie "Unser Aufstiegsjahr" sprechen Christian Beck und Nils Butzen über die Qualitäten von FCM-Trainer Jens Härtel.

Von Manuel Holscher 31.05.2018, 01:01

Magdeburg l In den vergangenen Monaten klappte beim FCM fast alles. Was allerdings auffällt: Der Club ist kein Frühstarter. Nach der Sommer- und Winterpause hatte das Team in den vergangenen Jahren immer wieder Schwierigkeiten. So auch in der vergangenen Rekordsaison, als die erste Partie in Großaspach mit 1:4 und das Duell zum Auftakt 2018 mit 1:3 in Erfurt verloren gingen. „Wir hatten in Großaspach ja eigentlich kein schlechtes Spiel gemacht. Es war sensationell, wie der Gegner die Bälle getroffen hatte. Sie hätten an diesem Tag wahrscheinlich auch noch Lotto spielen können und gewonnen“, erinnert sich Beck. „Es war eigentlich ein Schritt in die richtige Richtung, das Ergebnis passte allerdings natürlich überhaupt nicht. Wir haben uns dann aber schnell gefangen.“  

Bei der Videoanalyse eines Spiels, egal ob Sieg oder Niederlage, spricht Trainer Jens Härtel zunächst die Sachen an, die nicht gut waren. „Das macht er immer so“, betont Beck. „Hinten raus kommen dann aber auch die Dinge zur Sprache, die gut waren.“ Der Torjäger findet dieses Vorgehen auch sinnvoll. „Wir gucken uns die Fehler ja genau deshalb an, um sie möglichst nicht zu wiederholen. Es gehört dazu, so etwas anzusprechen.“ Butzen ergänzt, dass Härtel bei Siegen sogar mehr negative Szenen in die Videoanalyse reinnimmt als bei Niederlagen. „Es geht darum, trotz eines Sieges weiter erfolgreich sein zu wollen“, sagt der Mittelfeldspieler. „Im Umkehrschluss hilft es uns auch, bei Niederlagen ein paar positive Szenen zu sehen, um zu wissen, dass nicht alles schlecht war.“ 

In Großaspach beim 1:4 war der Ansatz, dass ein Gegner zwar mal einen Tag haben kann, an dem er Traumtore schießt, das Team aber dafür sorgen müsse, dass der Gegner gar nicht in diese Situationen kommt. „Wir hätten beispielsweise einen Freistoß nicht verursachen dürfen. Bei einem Eckball war der Rückraum frei. Solche Details haben wir etwas justiert“, so Butzen. „Es wurde ein bisschen das Haar in der Suppe gesucht, wie man selbst solche Traumtore verhindern kann.“ 

Diese Akribie bei der Vor- und Nachbereitung einer Partie ist Härtel besonders wichtig und war in den vergangenen Jahren auch immer wieder ein Schlüssel zum Erfolg. Die Mannschaft hat diese Herangehensweise voll angenommen. „Wenn der Trainer einen Fehler angesprochen hat, dann will man ihn nicht noch einmal machen. Wir merken uns bestimmte Szenen und wollen es dann besser machen“, sagt Beck. „Es ist gut, dass wir so etwas ansprechen und auswerten. Dann kann man sich neu fokussieren.“  

Taktisch präsentierte sich der FCM noch mal deutlich flexibler als in den vergangenen Jahren. Zu Saisonbeginn setzte Härtel zunächst auf eine 3-5-2-Formation mit dem Fokus auf mehr Ballbesitz. Im Verlauf einer Partie passte er die Grundordnung aber auch häufig an – ob auf ein 4-2-3-1 oder 4-3-3. Die Aufstiegs-Taktik war aber das 3-4-3, in dem sich die Mannschaft offensichtlich besonders wohl fühlte. Der Vorteil dieser Grundordnung liegt auf der Hand. In der Offensive schieben die beiden Außenspieler im Mittelfeld nach vorne und schaffen dadurch viele Optionen in der Offensive. Nach einem Ballverlust oder gegen eine Mannschaft, die häufiger den Ball hat, ziehen sich diese beiden Außenspieler, meistens Butzen auf der rechten Seite und Michel Niemeyer oder Tobias Schwede auf der linken Seite, zurück. Das Team steht dann hinten mit einer Fünferkette sehr kompakt. 

Bei den Trainern hatte der FCM um Geschäftsführer Mario Kallnik zuletzt ein gutes Händchen. „Ex-Trainer Andreas Petersen konnte eine Mannschaft sehr gut zusammenstellen. Ich persönlich habe durch ihn wieder Spaß am Fußball gehabt. Wir haben dann unter Jens Härtel den nächsten Schritt gemacht. Wir haben uns in den vergangenen Jahren alle weiterentwickelt. Das haben wir diesen beiden Trainern zu verdanken“, sagt Beck. „Ich hätte nie gedacht, dass ich so große Schritte mache. Ich dachte damals, dass ich noch ein paar Jahre in der Regionalliga spiele und dann aufhöre. Dass ich mit 30 Jahren noch mal in der 2. Bundesliga spiele, ist grandios.“

Für Butzen spielte Härtel eine große Rolle. „Ich hatte in der Saison 2013/14 nur 30 Minuten gespielt und deshalb auch mit Mario Kallnik ein Gespräch geführt, dass ich so etwas nicht noch einmal mitmachen wollte“, erinnert er sich. „Das erste Gespräch mit Jens Härtel war dann sehr gut. Er sagte, dass er gehört hatte, dass ich immer Vollgas gebe, und dass er mir eine Brücke bauen wird, über die ich dann aber auch gehen muss. Das Beste, was mir passieren konnte, war, dass alle bei null angefangen hatten und wir mit einem völlig neuen Spielsystem agiert haben.“ 

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