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MDCC-Arena Neuer Rasen für den FCM

Der 1. FC Magdeburg kann sich schon zum Heimspiel gegen Erzgebirge Aue über neuen Rasen unter den Füßen freuen.

Von Bernd Kaufholz 16.01.2019, 13:37

Magdeburg l Ein Kleintraktor tuckert übers Spielfeld, ein Spezialwagen mit dicker Grasrolle  am Bug legt in Minutenschnelle eine 15 Meter lange, 2,40 Meter breite und gut vier Zentimeter dicke Bahn aus. Gleich dahinter senkt ein anderes Fahrzeug seine schwere Eisenplatte, versehen mit Spitzen, die den neuen Grasteppich zurechtruckeln, ihn ausrichten. Im Schlepptau Männer mit lärmenden Wärmepustern, die die Grashalme aufrichten.

Frank Beschke, Chef der Schönebecker Firma KT Sport, die für den Rasen den Hut aufhat, ist seit Jahren mit dem Spielfeld vertraut. Er kennt die Problemzonen. Dazu gehört besonders der südöstliche Bereich, der zu einem Drittel im Schatten liegt, den Greenkeepern Kopfzerbrechen bereitet.

Jede Rollrasen-Firma setze zwar auf dieselben Grasarten, aber deren Verhältnis und die Beimischungen sind „Top secret“. „So dumm wie das jetzt klingt“, schmunzelt Beschke, „aber da lassen wir uns nicht in die Karten gucken.“

Pieter Derks von der holländischen Firma Hendriks glättet den Rasen. „So ein Stadion ist nichts Besonderes für uns“, winkt er ab. „Tagesgeschäft.“ Und er zählt auf, wo seine Truppe in jüngster Zeit verlegt hat: „Bei Tottenham in England, letzte Woche bei Hannover 96, im belgischen Anderlecht. Demnächst sind wir in Duisburg und machen den Trainingsplatz von Red Bull Leipzig.“

Apropos RB:  Der Greenkeeper des  Clubs, Jan Neumann, läuft langsam über den gerade verlegten Rasen in der MDCC-Arena, schaut mal hierhin, bückt sich mal dort. KT-Sport-Chef Beschke kommentiert: „Wir arbeiten eng und sehr gut mit den Leipzigern zusammen.“

Vom Rand des knapp 8000 Quadratmeter großen Spielfelds betrachtet Steffen Schüller, Geschäftsführer des Stadionbetreibers, der Messe- und Veranstaltungsgesellschaft (MVGM), die Arbeiten. „Im Zuge der Arbeiten haben wir gleich noch die Bewässerungsanlage erneuert und die 14 Regner ausgewechselt“, sagt er. Sie sei in die Jahre gekommen und es gebe inzwischen bessere Systeme.

Nun laufe alles computergesteuert. Regensensoren erfassten die Feuchtigkeit des Rasens und dosierten danach die Wassermenge.

Dass der Rasen aus den Niederlanden komme, sei nichts Besonderes, sagt er. „Vor zwei Jahren kam er aus dem Allgäu. Aber wir haben Winter und da gibt es sowieso nicht so viele Anbieter – nun also Holland. Im Notfall hätten wir auch in Portugal ordern können. Doch dann wäre die ganze Sache noch teurer geworden.“

Dass die Spielstätte des 1. FC Magdeburg kurzfristig überhaupt einen neuen Rasen bekommen konnte, liegt an der Entscheidung der sogenannten Task Force, in der Vertreter des FCM, der Stadt und der Spezialrasenfirma KT Sport und die MVGM Nägel mit Köpfen gemacht haben. Letztlich kam man unisono zu dem Schluss: Nicht kleckern, sondern klotzen. Aufgrund der Schäden kam nur ein Komplettaustausch des Rasens infrage.

„Wir müssen uns auf die Gegebenheiten der 2. Bundesliga einstellen“, sagt Schüller. „Und das nicht nur auf dem Spielfeld. Dazu gehört auch, dass in der Regel jedes Jahr der Rasen gewechselt wird, manchmal sogar zweimal.“

Ohne ordentliches Grün sei  Profifußball illusorisch. „Wie sorgsam mit dem Rasen umgegangen wird, zeige auch die Tatsache, dass Spieler ihre Fußballschuhe desinfizieren müssen, bevor sie ihn betreten, um keine Sporen oder Unkrautsamen einzuschleppen. Das gab es bei uns übrigens auch schon mal.“

Doch so ganz freiwillig sei der Komplettaustausch nicht vonstattengegangen, wird hinter vorgehaltener Hand berichtet. „Sky media“,  eine der führenden Vermarktungsgesellschaften in Europa und solventer Geldgeber in der 2. Liga, habe „ganz schön Druck gemacht“, damit in der Arena nach der Winterpause ordentlich und auch optisch ansprechend gespielt werden kann.

FCM-Kapitän Christian Beck freut sich auf das neue Geläuf. „Zum Schluss war der Rasen schon grenzwertig“, sagt er, „deshalb ist es wichtig, dass jetzt etwas passiert ist und wir dann auch hoffentlich erfolgreichen und schönen Fußballspielen können. „Ein guter Untergrund helfe der Elf dabei, „den spielerischen Stil, den wir jetzt verfolgen, in Tore umzumünzen“.

FCM-Sportchef Maik Franz fügt an: „In den meisten Bundesligastadien gibt es Top-Plätze und dadurch auch Top-Bedingungen. Da haben wir jetzt nachgezogen.“ Das sei ein kleines, wenn auch wichtiges Mosaiksteinchen der Mission „Klassenerhalt“.
Den neuen Rasen auszulegen ist die eine Sache, die Pflege eine andere. „Es gibt einen maßgeschneiderten Düngerplan“, weiß Rasenexperte Frank Beschke. Zwei- bis viermal die Woche würden die Düngerwerte ermittelt.

Bis zum Frühjahr ruht das neue Grün. Erst dann wachse es an. Das sei aber bei Rollrasen, der im Winter ausgelegt wird, ganz normal. „Trotzdem liegen die Streifen so fest, dass man sehr gut darauf spielen kann.“  Die Rasenheizung, die eine Bodentemperatur von sechs bis acht Grad gewährleiste, sei Voraussetzung dafür.

Stadionbetreiber-Chef Schüller nimmt ein Stück des frischen Grüns in die Hand und nickt zufrieden. Ein paar Tage lang muss der Rasen noch ruhen, dann können Beckus & Co. darauf ihre Spuren hinterlassen. Der Rahmen stimmt. Hinter einem Stolperacker kann sich niemand mehr verstecken.

Mehr zum FCM gibt es in unserem Blog.

Mehr Informationen gibt es hier.