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Keine Angst vor Zahlen Wie werde ich Finanzwirt/in?

Finanzbeamten eilt ein schlechter Ruf voraus: Sie seien träge, angestaubt, hätten eine Ärmelschonermentalität. Doch das sind bloß Vorurteile. Wie sieht der so trocken klingende Ausbildungsberuf tatsächlich aus?

Von Anke Dankers, dpa 21.05.2018, 04:09

Lüneburg (dpa/tmn) - Für Abenteurer ist der Beruf des Finanzwirts wohl nicht die erste Wahl. Zu krisensicher. Das macht den Beruf aber noch lange nicht langweilig, findet zumindest Christopher Ruttmann. "Es ist nicht so, dass man den ganzen Tag in seinem grauen Büro vor dem Computer sitzt", sagt er.

Es sei sogar ein abwechslungsreicher Beruf, findet Ruttmann, angehender Finanzwirt im ersten Lehrjahr. Das gelte gerade in der Ausbildung, wenn man zwischen den verschiedenen Steuerstellen wechseln und unterschiedlichste Aufgaben kennenlernen dürfe - wie die Annahme der Steuererklärungen.

Genau das tut Ruttmann derzeit beim Finanzamt Lüneburg. Aber auch die Verwaltungs- und Bearbeitungsstellen durchläuft der 18-Jährige in seiner Ausbildung. "So bekommt man einen Überblick über alle Tätigkeiten, die im Finanzamt verrichtet werden", erklärt er. "Steuer ist ein Thema, mit dem sich nicht viele Menschen gern auseinandersetzen. Ich sehe es als Herausforderung."

Ansporn braucht es, denn mit nur zwei Jahren ist die Ausbildung vergleichsweise kurz. Für die Beamtenanwärter bedeutet das: Sie müssen viele Informationen in kurzer Zeit lernen und verstehen. Finanzwirte im mittleren Dienst arbeiten in erster Linie den Kollegen des gehobenen Dienstes zu. Sie prüfen und bearbeiten Steuerunterlagen, führen Akten, erlassen Steuerbescheide oder kontrollieren die Buchführung in anderen Unternehmen. Auch das Erteilen von Auskünften rund um das Thema Steuern und - mit genug Berufserfahrung - die Steuerveranlagung, Bilanzierung und Buchführung können zum Tätigkeitsbereich eines Finanzfachwirts zählen.

Auf dem Stundenplan stehen Mathematik, Buchführung, Wirtschaft und natürlich das Steuerwesen. Die Einstellungsvoraussetzungen zwischen den einzelnen Bundesländern variieren, doch im Allgemeinen gilt: Bewerber müssen einen Realschulabschluss oder gleichwertigen Bildungsstand haben, eine EU-Staatsangehörigkeit und gesundheitliche Eignung sind ebenfalls gefordert.

Wer alle Bedingungen erfüllt, erhält laut der Bundesagentur für Arbeit ein monatliches Grundgehalt von ungefähr 1170 Euro. Abgeschlossen wird der Vorbereitungsdienst mit einer Laufbahnprüfung. Mit Bestehen werden die Auszubildenden zu sogenannten Beamten auf Probe. Nach drei Jahren Berufserfahrung erfolgt in der Regel die Ernennung zum Beamten auf Lebenszeit.

Reizvolle Aussichten, findet Bernd von Karchowski, Ausbildungsleiter im Finanzamt Lüneburg. Er schränkt jedoch ein: "Es ist eine tolle Geschichte, sicher beim Staat unterzukommen, aber nur diese Motivation hilft nicht weiter." Azubis sollten sich für Wirtschaft interessieren und ein Verständnis für Zahlen mitbringen.

Christopher Ruttmann fühlt sich mit seiner Berufswahl wohl. Auch, wenn er noch vorsichtig optimistisch in die Zukunft blickt: "Ich möchte die Ausbildung auf jeden Fall gut abschließen. Und ich hoffe, dass der Ausbildungsinhalt nicht noch komplizierter wird, als er schon ist."

Job-Steckbrief im Berufenet der Bundesagentur für Arbeit

Broschüre beim Landesamt für Steuern Niedersachsen

Im Aktenarchiv musste sich der angehende Finanzwirt Christopher Ruttmann erst mal zurechtfinden. Foto: Markus Scholz
Im Aktenarchiv musste sich der angehende Finanzwirt Christopher Ruttmann erst mal zurechtfinden. Foto: Markus Scholz
dpa-tmn
Ausbilderin Romy Strohmenger bearbeitet mit Azubi Christopher Ruttmann eine Steuererklärung. Der Taschenrechner hilft, den Überblick über die Zahlen zu behalten. Foto: Markus Scholz
Ausbilderin Romy Strohmenger bearbeitet mit Azubi Christopher Ruttmann eine Steuererklärung. Der Taschenrechner hilft, den Überblick über die Zahlen zu behalten. Foto: Markus Scholz
dpa-tmn
Auch das gehört zum Beruf: Azubi Christopher Ruttmann nimmt die Steuerunterlagen eines Bürgers persönlich in Empfang. Foto: Markus Scholz
Auch das gehört zum Beruf: Azubi Christopher Ruttmann nimmt die Steuerunterlagen eines Bürgers persönlich in Empfang. Foto: Markus Scholz
dpa-tmn
Noch kann Christopher Ruttmann sich von Ausbilderin Romy Strohmenger beim komplizierten Steuerrecht helfen lassen. Im nächsten Jahr muss er alles alleine können. Foto: Markus Scholz
Noch kann Christopher Ruttmann sich von Ausbilderin Romy Strohmenger beim komplizierten Steuerrecht helfen lassen. Im nächsten Jahr muss er alles alleine können. Foto: Markus Scholz
dpa-tmn
Christopher Ruttmann absolviert eine Ausbildung zum Finanzwirt beim Finanzamt Lüneburg. Foto: Markus Scholz
Christopher Ruttmann absolviert eine Ausbildung zum Finanzwirt beim Finanzamt Lüneburg. Foto: Markus Scholz
dpa-tmn
Christopher Ruttmann ist erst 18 Jahre alt. Wenn alles glatt läuft, steht ihm als Finanzwirt ein lebenslang sicherer Beamtenjob in Aussicht. Foto: Markus Scholz
Christopher Ruttmann ist erst 18 Jahre alt. Wenn alles glatt läuft, steht ihm als Finanzwirt ein lebenslang sicherer Beamtenjob in Aussicht. Foto: Markus Scholz
dpa-tmn
Ausführliche Erläuterung: Ausbilderin Romy Strohmenger erklärt dem angehenden Finanzwirt Christopher Ruttmann anhand eines Tafelbildes die Struktur eines Gesetzes. Foto: Markus Scholz
Ausführliche Erläuterung: Ausbilderin Romy Strohmenger erklärt dem angehenden Finanzwirt Christopher Ruttmann anhand eines Tafelbildes die Struktur eines Gesetzes. Foto: Markus Scholz
dpa-tmn