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Black Friday Die vermeintliche Schnäppchenjagd

Der Black Friday ist längst nicht mehr nur ein Tag. Vom US-Trend ist die Aktion zu ganzen Shopping-Monaten geworden.

23.11.2019, 23:01

Düsseldorf (dpa) l Immer mehr Online-Händler machen aus dem Rabatt-Festival Black Friday am 29. November eine ganze Sonderangebotswoche oder gar einen Black-Friday-Monat. Eine aktuelle Preisstudie zeigt jedoch, dass die Preissenkungen an den Rabatttagen oft gar nicht so spektakulär sind wie von den Kunden erhofft.

Der US-Internetgigant Amazon lockt in diesem Jahr erstmals gleich mit einer ganzen Black-Friday-Woche, die schon sieben Tage vor dem eigentlichen Schnäppchentag beginnt. Amazon ist nicht allein: Die Elektronikhandelskette Saturn lädt zum Black Weekend ein und der Online-Möbel-Verkäufer Home24 wirbt seit Anfang November gar mit einem ganzen Black Month, also einem ganzen Rabattmonat, um Kunden.

Laut einer Umfrage der Unternehmensberatung PwC wollen mehr als zwei Drittel der deutschen Verbraucher (71 Prozent) in diesem Jahr den Black Friday oder den unmittelbar folgenden Cyber Monday zum Shoppen nutzen. Andere Umfragen kommen auf etwas niedrigere, aber immer noch beeindruckende Teilnahmequoten. Der HDE rechnet an beiden Rabatttagen mit Umsätzen von zusammen rund 3,1 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahr wäre das eine Steigerung um 22 Prozent. Ein Großteil der Schnäppchenjagd findet online statt, doch auch in den Einkaufsstraßen und Shopping-Centern wird es am 29. November viele Sonderangebote geben.Allerdings sind die Preisnachlässe am Black Friday laut einer Studie des Preisvergleichsportals Idealo trotz aller vollmundigen Ankündigungen häufig eher bescheiden.

Die Markenbeobachter hatten im vergangenen Jahr rund um den Black Friday die Preisentwicklung bei mehr als 2500 Produkten beobachtet: Drei Viertel der Produkte waren am Schnäppchentag zwar günstiger als in den vier Wochen davor. Doch lag die durchschnittliche Preisersparnis in den 50 wichtigsten Produktkategorien lediglich bei 6 Prozent. Nur jedes siebte überprüfte Produkt verdiente mit einer Preisreduzierung um mindestens 20 Prozent wirklich den Namen Schnäppchen. Wer richtig günstig einkaufen wolle, müsse vor allem flexibel sein, raten die Marktbeobachter. Wer nicht auf ein bestimmtes Modell, eine gewünschte Ausstattung oder Farbe festgelegt sei, erhöhe seine Chancen deutlich. Die Verbraucherzentrale rät, bei der Schnäppchenjagd auf jeden Fall einen kühlen Kopf zu bewahren. Preisvergleiche in Suchmaschinen könnten sich mehr lohnen als Sonderangebote am Aktionstag.

Für den Handel sind die Schnäppchentage zu Beginn der Weihnachtssaison ohnehin ein zweischneidiges Schwert. Denn Verkaufserfolge am Rabatt-Tag bedeuten nicht unbedingt auch ein gutes Weihnachtsgeschäft. So war der Black Friday 2017 für die Elektronikketten Media- Markt und Saturn zwar der umsatzstärkste Tag in der Unternehmensgeschichte. Doch dieser Erfolg kam die Ketten teuer zu stehen. Das folgende Weihnachtsgeschäft verlief deutlich schlechter als erhofft, weil offenbar viele Kunden den Rabatttag genutzt hatten, um sich schon mit Weihnachtsgeschenken einzudecken. Unter dem Strich machte der Elektronikhändler im Weihnachtsgeschäft am Ende deutlich weniger Gewinn als erwartet.

Verschwinden wird der Black Friday wohl nicht mehr – im Gegenteil. Demnächst könnte es noch mehr solche „künstlichen“ Rabattanlässe geben. In den USA finden Verbraucher neben dem klassischen Black Friday Ende November auch schon eine Frühlingsversion des Schnäppchen-Tages: den Black Friday Spring.

Hier der Kommentar zum Thema.