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Ernährung Straußenfleisch bleibt Nischenprodukt

Straußenfleisch bietet eine Alternative in der Ernährung. Die Produktion ist ein Nischenangebot. Auch in Sachsen-Anhalt gibt es Farmen.

24.06.2018, 11:45

Halle (dpa) l Über die Weide wuseln rehbraune, mit dunklen Tupfen versehene Küken. Ihr Rückengefieder ist igelartig, borstig aufgestellt. Kaum zu glauben, dass daraus in wenigen Wochen über zwei Meter große Strauße werden, die größten Vögel der Welt. Beheimatet in Afrika, sind die flugunfähigen Tiere mittlerweile auch in Deutschland heimisch und seit mehr als 20 Jahren alternative Fleischlieferanten. 

Sabine Scholz betreibt seit 14 Jahren in Stichelsdorf (Saalekreis) bei Halle ihren Straußenhof. "40 Tage brauchen die Küken in den Brutapparaten bis sie schlüpfen." Derzeit hat sie 100 Tiere auf der Farm, davon 40 Küken. Einmal in der Woche wird ein Strauß geschlachtet. Von 90 Kilogramm sind 30 Kilogramm reines Fleisch. Auch in Klein Rosenburg bei Schönebeck gibt es eine Straußenfarm. Sie wird von Norman Schnitzendöbel betrieben.

Im Hofladen von Sabine Scholz gibt es etwa 30 Produkte, vom Grillfleisch, Steak bis hin zu Würsten. Dazu auch Eierlikör und Taschen aus Straußenleder. Ebenso sind Straußenfedern und Eier im Angebot, wobei ein Straußenei etwa 20 bis 25 Hühnereiern entspricht. Die Ware wird auch auf Bauernmärkten verkauft, einmal im Monat ist Hoftag. 1300 Kilogramm Straußenfleisch produziert Scholz jährlich. "Das cholesterinarme Straußenfleisch erinnert im Geschmack an Rindfleisch", sagt sie.

"Die Straußenzucht ist eine Nische", sagt Margit Beck von Marktinfo Eier & Geflügel, Informationsdienst des Verlages Eugen Ulmer (Stuttgart). "Die Jahresproduktion beträgt derzeit 115 Tonnen Straußenfleisch, die übrige Geflügelproduktion in Deutschland liegt bei rund 1,5 Millionen Tonnen jährlich."

"Eigentlich gibt es genügend Fläche in Deutschland, nur ist sie durch eine verfehlte Subventionspolitik rar", sagt Christoph Kistner, Präsident von "artgerecht e.V. – Berufsverband Deutsche Straußenzucht" (Rülzheim/Rheinland-Pfalz). "Der Grund: Für Ackerland gibt es mehr Subventionen von der EU als für Weideland. Aber wenn einmal Ackerland in Weideland umwandelt wurde, gibt es kein zurück und somit auch keine entsprechend höheren Subventionen." Deshalb scheuten viele Eigentümer, ihre Flächen als Weideland zu verpachten.

Andererseits könnten Milchviehbauern, die viel Land haben und derzeit wenig mit der Milchproduktion verdienen, gewinnbringend in die Straußenhaltung einsteigen. "Das wird aber nicht gemacht, weil die Bauern offenbar das Risiko vor dem Unbekannten scheuen", sagt der Präsident. In seinem Verband sind deutschlandweit etwa 15 große Straußenfarmen organisiert. Sie produzierten etwa 80 Prozent des Straußenfleisches in Deutschland.

Auch Scholz hat mit der Flächenknappheit zu kämpfen. "Es ist eben keine Massentierhaltung", sagt die studierte Landwirtin. "Reich kann man davon nicht werden, für mich allein langt es und mein Mann hat seine Arbeit", sagt sie.

Der Deutsche Tierschutzbund (Bonn) lehnt die nutztierartige Haltung von Straußenvögeln hierzulande ab. Dagegen ist in Südafrika die Farmhaltung dieser Wildvögel seit 1820 üblich. "Strauße sind Wildtiere. Ihre Haltung ist nicht vergleichbar mit der anderer Nutztiere", sagt Sprecherin Lea Schmitz. Selbst unter optimierten Bedingungen werden die Tiere den Angaben zufolge hinsichtlich ihres Bewegungsbedürfnisses, Nahrungssuch-, Fortpflanzungs- oder Sozialverhaltens erheblich eingeschränkt. Zudem bestehe keine wirtschaftliche Notwendigkeit, diese Tiere alternativ zu anderen Nutz- und Schlachttieren zu halten.