TV-Tipp Tatort: Virus

Ein tödliches Virus macht sich in einem kleinen Ort breit und niemand kann fliehen. Der "Tatort" kehrt mit einem brisanten Thema aus der Sommerpause zurück und widmet sich dem Bedrohungsszenario. Die Wiener Ermittler stehen dabei vor großen Herausforderungen.

Von Sandra Walder, dpa 26.08.2017, 23:01

Wien (dpa) - Ein österreichisches Dorf in der tiefsten Provinz im Ausnahmezustand: Quarantäne, Notfallkommandos und Soldaten in Schutzanzügen dominieren das Ortsbild. Todesangst greift bei den Bewohnern im neuen "Tatort" in Windeseile um sich.

Doch der gefürchtete Feind ist diesmal nicht zu greifen. Alles beginnt mit der Entdeckung einer Leiche. Die Wiener Ermittler sollen den Tod eines Mannes aufklären, doch nach der Obduktion ist plötzlich alles anders. Der Afrikaner trägt das gefährliche Ebola-Virus in sich und bringt die Kommissare selbst in Lebensgefahr.

Die Krimireihe meldet sich mit einer sozialkritischen Anklage aus der Sommerpause zurück und will aufzeigen, wie fern geglaubte Krankheiten auch Europa erreichen könnten. "Virus" läuft an diesem Sonntag (20.15 Uhr) im Ersten.

Die beiden Ermittler Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) haben zunächst aber mit eigenen Problemen zu kämpfen. Sowohl die körperlichen als auch die psychischen Ergebnisse ihrer routinemäßigen Belastungstests sind miserabel. Die Stimmung zwischen den beiden langjährigen Kollegen ist wie immer konfliktgeladen.

"Du bist zu früh! Sag einmal, kannst du nicht zu spät kommen, wie jeder normale Mensch?", fährt Fellner ihren Partner an, als dieser ihr mit einem Ständchen zum Geburtstag gratulieren will. Ein Einsatz im steirischen Pollau beendet die Zankereien in Wien zunächst - und offenbart am Ende der Folge nach durchgestandenen Krisen doch die tiefe Zuneigung füreinander.

Gerufen werden die beiden Polizisten wegen eines mysteriösen Mordfalles in einem Steinbruch. Ein etwa 40-Jähriger wird dort mit Löchern im Kopf erschlagen aufgefunden. Woher kommt der gepflegte Mann (David Wurawa) ohne jede Papiere? Hat der Afrikaner etwas mit dem Fluchthof im Ort zu tun? Dort leben seit Jahren mehrere afrikanische Familien auf der Alm in ländlicher Idylle. Die Migranten singen und tanzen in bunten Kleidern ums Lagerfeuer und bedienen dort wohl mehr Klischees als für den Krimi eigentlich nötig. Regisseurin Barbara Eder inszenierte nach einem Buch von Rupert Henning.

Betrieben wird das Haus von Albert Reuss (Andreas Kiendl), der als Arzt oft für Hilfseinsätze in Afrika war und von der Flüchtlingspolitik Österreichs enttäuscht ist. Ins Visier gerät schnell sein wohlhabender Bruder, Steinbruch-Betreiber Thomas Reuss (Martin Niedermair).

Während die Ermittler noch im Dunkeln tappen, verbreitet sich die Nachricht der Ebola-Erkrankung wie ein Lauffeuer. "Die Angst eilt der Wirklichkeit voraus", sagt Eisner. Misstrauen breitet sich aus, die Dorfbewohner machen sich gegenseitig Vorwürfe und selbst Hunde bleiben von Anfeindungen nicht verschont. Rassistische Ressentiments werden hemmungslos ausgelebt. "Du hast keine Ahnung, womit sie uns angesteckt haben, die verdammten Schwarzen", heißt es da im Wirtshaus.

Die Folge zeichnet zudem ein Bild von unprofessionellen, überforderten und stets unfreundlichen Beamten. Das Bedrohungsszenario wird so mit grotesken Charakteren gebrochen.

Das Ebola-Virus selbst gehört zu den gefährlichsten Krankheitserregern weltweit. Je nach Ausbruch sterben daran laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) 25 bis 90 Prozent der Patienten. Es gibt noch kein Heilmittel, Impfstoffe sind in der Erprobung.

In Rückblicken kommt der Tote gegen Ende der Folge selbst zu Wort und bringt Licht ins Dunkel. "Europa wird Afrika sein, mein Freund", sagt er. Denn erst wenn die Krankheit ihren Weg über das Mittelmeer finde, werde es konkrete Lösungen für alle Betroffenen geben. Die westliche Welt sehe dem Leiden Afrikas sonst nur ruhig zu, klagt der Mann an.

Regisseurin Eder habe sich für ihr "Tatort"-Debüt einen "fetten militärischen Einsatz gewünscht", wie sie vor der Ausstrahlung erklärte. Da das Budget für einen "Austro-Outbreak" aber begrenzt gewesen sei, habe sie deshalb Unterstützung des Bundesheers angefragt. Sie wollte die Bilder, die man sonst nur aus den Nachrichten kennt, in ein steirisches Dorf holen.

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