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Ausstellung Die Wartburg als Kunstkammer

Dasss die Wartburg mit der deutschen Geschichte auf das Engste verbunden ist, zeigt ihre neue Dauerausstellung.

Von Antje Lauschner 02.04.2018, 23:01

Eisenach (dpa) l Die Wartburg bei Eisenach präsentiert seit Ostern wieder ihre herausragenden Kunstschätze. Mit der neuen Dauerausstellung kehrt die Stiftung nach dem Jubiläum „500 Jahre Reformation“ zum Alltag zurück. Für die nationale Sonderausstellung „Luther und die Deutschen“ 2017 musste die zehn Jahre alte Dauerausstellung in Depots weichen. Grund für die Wartburgstiftung, das bisherige Konzept zu überarbeiten, wie Kuratorin Grit Jacobsen sagte.

„Wir haben die bisherige chronologische Darstellung ab dem Mittelalter aufgegeben.“ Stattdessen werden die Schätze in Malerei, Skulptur oder Kunsthandwerk in Gattungen nach Art einer Kunstkammer gezeigt. Die Wertigkeit der Sammlung lasse sich durchaus mit anderen dieser Art messen, betonte die Kunsthistorikerin.

Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts hatte Johann Wolfgang von Goethe die Idee, ein Museum auf die Burg zu bringen, deren Gründung der Sage nach in das Jahr 1067 zurückreicht. Großherzog Carl Alexander von Sachsen-Weimar und Eisenach, ein kunstsinniger und fortschrittlicher Monarch, ließ die Wartburg in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Stil des Historismus als Museum für ganz Deutschland wieder aufbauen.„Alles geht auf Carl Alexander zurück.“ Den Grundstock der Sammlung bildeten bis 1918 etwa 3500 Objekte. Danach wurde der Fundus Zug um Zug auf 10  000 Stück erweitert.

Der erste Ausstellungsraum versteht sich deshalb auch als Anschluss des Rundgangs durch den historischen Palas und erinnert mit Porträt und Kunstgegenständen an den Großherzog, ohne den die Burg in ihrer heutigen Gestalt nicht denkbar ist. Zu seinem 200. Geburtstag am 24. Juni wird ihm zu Ehren eine Sonderschau mit dem Titel „Zwischen Kunsthandwerk und Industrie. Carl Alexander und die Vision von der Schönheit der Dinge“ öffnen.

„Er hatte eine große Vorliebe für das Kunsthandwerk“, sagt Jacobsen. Viele Objekte hatte er in seinen Privaträumen auf der Burg. „Kleine Dinge erzeugen oft große Pracht.“ Heute werden die kunstvoll gearbeiteten Holzkästchen, farbenfrohen Keramiken, Gläser, historische Uhren oder Elfenbein-Schnitzereien durch eine ausgeklügelte Beleuchtung in den kleinen Räumen in den Fokus gerückt. Unterstützt wird die Wirkung durch eine mutige Farbgebung der Wände - von hellem Grau bis dunklem Weinrot. „Der Mythos der Burg als Musenhof blieb über Jahrhunderte erhalten und gipfelte in Wagners Oper ,Tannhäuser oder der Sängerkrieg auf der Wartburg‘“, ergänzt Burghauptmann Günter Schuchardt. Dem Thema Minnesang und Musenhof ist deshalb extra ein Raum mit der ältesten Laute ihrer Art von 1450 gewidmet. Erstmals gezeigt wird auch ein Minnesänger-Gemälde von August von Wille von 1859.

Für frühere Wartburg-Besucher bietet die Ausstellung auch manchen Aha-Effekt: Die Luther-Gemälde von Cranach etwa oder das originale Schlafzimmer vom Großherzog. Erstmals zu sehen ist das „Bildnis eines Fürsten“ von Lucas Cranach dem Jüngeren. „Experten haben es eindeutig als ein Cranach-Bild identifiziert, aber wir wissen nicht, wen es darstellt“, sagt Schuchardt. „Wir haben vergebens tagelang in der Grafiksammlung nach einem Hinweis gesucht.“

Mit Johannes Heisigs Gemälde „Fackelzug“ aus dem Jahr 2004 will die Wartburgstiftung auch zum Nachdenken anregen und provozieren: Es zeigt heutige lärmende Burschenschafter beim Wartburg-Treffen. 1817 erschallte von der Wartburg der Ruf zur Erneuerung der Demokratie und einem vereinten Deutschland. Seit 1999 gehört die Wartburg zum Unesco-Weltkulturerbe.