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James-Simon-Galerie Eine Million Besucher

Am 12. Juli wurde mit der Eröffnung der James-Simon-Galerie die Museumsinsel Berlin komplettiert.

Von Grit Warnat 21.12.2019, 00:01

Berlin l Die Museumsinsel ist seit etlichen Jahren eine Dauerbaustelle, und Kräne drehen sich nach wie vor. Doch mit der Eröffnung der James-Simon-Galerie habe das Unesco-Weltkulturerbe einen neuen Hotspot, sagte Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Nach kürzester Zeit habe die Galerie „alle Besucherrekorde“ gebrochen. Mehr als eine Million Menschen seien seit der Eröffnung im Sommer gezählt worden.

Dabei ist das Wort Galerie mehr eine Verniedlichungsform für das gewaltige, vom britischen Stararchitekten David Chipperfield entworfene Gebäude mit seinen an griechische Antike angelehnten Säulen. In seiner Architektur hat er Bezug genommen auf das unmittelbar angrenzende Pergamonmuseum und auf die Kolonnadengänge, die das Neue Museum und die Alte Nationalgalerie umschließen. Wer in diesem dreigeschossigen zentralen Eingangsbereich sein Ticket holt, die Garderobe abgibt, im Café mit Blick auf den Kupfergraben sitzt oder den Raum für Sonderausstellungen besucht, der erfährt dieses Haus als „zentralen Ort des Dialogs und kulturellen Austauschs für Gäste aus Berlin und der ganzen Welt“, wie Eissenhauer sagt. Vor allem aber ist es das Verbindungshaus zum Pergamonmuseum und unterirdisch zum 2009 wieddereröffneten Neuen Museum mit seinem großen Schatz, der so wunderbar präsentierten Nofretete.

Die weltberühmte Büste hat das Haus und damit Berlin dem 1851 in der Stadt geborenen Unternehmer und großen jüdischen Kunstmäzen James Simon zu verdanken. Der Baumwollgroßhändler hatte Grabungskampagnen in Ägypten und Mesopotamien bezahlt, auch jene, bei der die ägyptische Schönheit zutage kam. Sie wie etliche weitere Funde schenkte er seiner Stadt, ebenso hunderte Werke seiner Sammlungen von Renaissancekunst und Kunstgewerbe. Die Berliner Museen haben ihm etwa 10  000 Objekte zu verdanken. Und während Berlin seine Schätze im weltweit so bedeutenden Museumskomplex zeigte, war der Name James Simon fast vergessen. Er war 1932 gestorben. Seine Familie musste aus Nazi-Deutschland fliehen.

Jetzt kennt jeder Besucher der Museumsinsel zumindest seinen Namen. Und wer mehr über ihn erfahren möchte, aus seiner Biografie, von seinen Schenkungen, der kann all das auf Informationstafeln nachlesen. Mit der Galerie erhält er ein Denkmal. Eine späte, schöne Würdigung.

Heute kann man sich kaum noch daran erinnern, dass schon 1999 mit dem einst beschlossenen Masterplan Museumsinsel auch die Errichtung eines neuen Eingangsgebäudes geplant war. Im Herbst 2013 wurde der Grundstein für die James-Simon-Galerie gelegt. es gab etliche Verzögerungen, vor allem aber Verteuerungen. Pfusch und Untergrund – Taucher mussten 1200 Pfähle in den Boden rammen – machten den Verantwortlichen zu schaffen. Immer wieder gab es Kritik, weil die Kosten explodierten. Ursprünglich waren 71 Millionen Euro geplant. Letzlich standen 134 Millionen zu Buche.

Mit der Eröffnung der James-Simon-Galerie im Sommer hat die Spreeinsel im Herzen von Berlin nicht nur ein sechstes Gebäude erhalten. Das Haus als Schnittstelle ist vor allem ein weiterer wichtiger Baustein Richtung Zukunft des Museumskomplexes. Drei der historischen Gebäude sind saniert. Bodemuseum, Neues Museum und Alte Nationalgalerie sind schon allein der prachtvollen Architektur wegen einen Besuch wert.

Großbaustelle sind noch Teilbereiche des Pergamonmuseums. Seit Herbst 2012 wird es generalsaniert und erweitert. Auch dort gibt es Verteuerungen und terminliche Verzögerungen. Gebaut werden wird noch Jahre. Mit Eröffnungsterminen hält man sich zurück. Die Rede war von 2023, auch 2024.

Als Ersatz aber macht Großbildmeister Yadegar Asisi seit einem Jahr in unmittelbarer Nähe Pergamon mit einem 360-Grad-Panorama erlebbar. Es ist ein temporäres Ausweichquartier, ein Gemeinschaftsprojekt der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin und des Künstlers Asisi. 80 antike Werke, darunter zahlreiche Platten des Telephos-Frieses und der „Schöne Kopf aus Pergamon“ sind dort zu sehen und machen Appetit darauf, was kommen wird, wenn auch das Pergamonmuseum wieder in Gänze Besucher empfangen wird.