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Annett Louisan "Musik ist wie ein Kleid"

Es war ein kleines, musikalisches Wunder, das auf seinem Weg auf die große Bühne oft belächelt wurde. Dennoch stürmte die junge Frau mit Kulleraugen und einer elfenhaften Stimme mit ihrem Lied "Das Spiel" die Charts. Die Rede ist von Annett Louisan, die jetzt auf zehn Jahre Karriere zurückblickt.

04.11.2014, 01:12

Stendal l Wurde sie anfangs von Kritikern noch als One-Hit-Wonder belächelt, ist Annett Louisan heute aus der deutschen Musiklandschaft nicht mehr wegzudenken. "Ich bin sehr stolz auf diese Dekade", sagt sie. "Vor allem in der heutigen Zeit. Man hat ja immer das Gefühl, innerhalb von drei Jahren ist alles vorbei." Doch mit ihrer charmant-koketten Art, den frechen Texten und den chanson-ähnlichen Melodien besetzt Annett Louisan eine musikalische Marktlücke, die sie vor der Schnelllebigkeit der Popwelt schützt. Freche Flirts, emotionale Katastrophen und Liebeskummer sind ihre Themen, mit denen sie die Menschen sanft und dennoch überraschend offen anspricht.

Ihre besondere Stimme - zart, leise, fast kindlich - ist ihr Markenzeichen. Gesungen hat die 37-Jährige schon immer gern. Geboren 1979 in Havelberg und aufgewachsen in Schönhausen in der Altmark, hat sie ihre ersten musikalischen Schritte im Schulchor gewagt. Nach der Wende zog sie mit ihrer Mutter nach Hamburg, wo sie nach Abschluss der Schule ein Kunststudium begann. Das Geld war knapp, also verdiente sie sich als Sängerin den Lebensunterhalt dazu. "Ich habe sehr viele Sachen für viele verschiedene Produzenten gesungen, als Background-Sängerin, als Demo-Sängerin, als Werbestimme. Das war eine sehr gute Schule für mich, da ich einfach die Arbeit und auch meine Stimme besser kennenlernen konnte."

Dadurch kam sie mit anderen Musikern in Kontakt und nahm ein Demo-Band auf. Ein Verlag war interessiert - "aber nicht an meiner Musik, sondern an mir und meiner Stimme." Schließlich erschien Ende Oktober 2004 das erste Album, "Bohème", und auch die Single-Auskopplung "Das Spiel" wird ein Erfolg. Bereits nach sechs Wochen erreichte das Album Gold- und nach nur neun Wochen Platinstatus. Bis heute wurden knapp 450000 Alben verkauft.

Annett Louisan hat ihre musikalische Richtung gefunden: Ein Mix aus französischem Chanson, angereichert mit Folkelementen, Jazz und neuerdings auch Country. "Ich finde das auch sehr schön, weil meine Alben dadurch bunt und unterschiedlich sind", sagt sie. "Sie sind für mich wie Kleider. Da braucht man jeden Tag ein anderes."

2005 startete die Sängerin ihre Tour. Kritiker ließen Zweifel aufkommen, ob ihre Musik denn live überhaupt zur Geltung käme. "Dabei mache ich doch gerade Musik, die auf die Bühne gehört", verteidigt sie sich. "Musik zum Zuhören und Nachdenken. Aber ich muss zugeben, ich musste mir mein Publikum auch erspielen. Gerade am Anfang waren die Säle noch nicht ganz so voll."

Doch Annett Louisan ließ sich nicht beirren. Mit der Tour erschien auch das zweite Album "Unausgesprochen". Die zweite Tournee 2006 war ausverkauft. Zusatztermine wurden angesetzt. Die Sängerin räumte einen Musikpreis nach dem anderen ab. Für "Bohème" erhielt sie Doppelplatin, Platin dann auch für "Unausgesprochen".

Und während sie weiterhin musikalisch auf der Erfolgswelle schwimmt, hat sie auch privat ihr Glück gefunden. Im Juni dieses Jahres hat sie den Musikproduzenten Marcus Brosch geheiratet. Zusammen haben sie an ihrem mittlerweile sechsten Album gearbeitet und einen Song zusammen aufgenommen.

Und wo sieht sie sich in den nächsten zehn Jahren? "Schauspielerei interessiert mich. Ansonsten hoffe ich, dass ich gesund bleibe und mit 80 Jahren noch auf der Bühne stehe."

Morgen Abend steht Annett Louisan im Magdeburger AMO auf der Bühne. "Ich liebe es, in meiner Heimat zu spielen", sagt sie. "Ich habe noch Familienmitglieder in der Altmark und hoffe, einige von ihnen in Magdeburg wiederzusehen." Die Verwandten haben sich hoffentlich rechtzeitig Karten gesichert, das Konzert ist nämlich restlos ausverkauft.