1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Rumpelstilzchen erfreulich nah am Grimmschen Original gespielt

Der Klassiker aus dem Märchenbuch hatte Premiere im Puppentheater Rumpelstilzchen erfreulich nah am Grimmschen Original gespielt

Von Rolf-Dietmar Schmidt. 28.11.2011, 04:33

Magdeburg. l Wo ist eigentlich Rumpelstilzchen zu Hause? Diese Frage wurde in der Weihnachtsmärchen-Inszenierung "Rumpelstilzchen" des Puppentheaters Magdeburg, die am Sonnabend Premiere hatte, endlich beantwortet und von dem ganz jungen Publikum begeistert beklatscht. Das hinterlistige kleine Männlein wohnt da, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, also ganz, ganz weit im Märchenwald, fast am Ende der Welt.

Fuchs und Hase sind es auch, die dieses ungeheuer spannende und aufregende Weihnachtsmärchen erzählen und ihre eigene Sicht auf die Geschichte wiedergeben. Und sie bilden den Schlüssel zur Lösung des Geheimnisses, denn ohne den Hinweis "wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen", hätte der mutige Prinz wohl nie das bucklige Männlein gefunden.

Regisseur Pierre Schäfer ist dicht an dem Märchenstoff geblieben, so dass auch die Kleinsten die Figuren aus dem Grimmschen Märchen sofort wiedererkennen. Hinzu kommt, dass Fuchs und Hase die Geschichte verbinden, Zeitsprünge erklären und mit dem Hinweis, "dass alles gut ausgehe" die ungeheure Spannung soweit entschärfen, dass die Angst um die Rettung des einjährigen Prinzen Franz nicht zu groß wird.

Das Märchen selbst muss man wohl niemandem erklären, aber dennoch: Der Müller prahlt mit den zauberhaften Fähigkeiten seiner Tochter Luise, die sogar Stroh zu Gold spinnen könne, was den finanzklammen und gierigen alten König auf die Idee bringt, das Mädchen einzusperren, um sie jede Menge Stroh zu Gold spinnen zu lassen. Das kann sie natürlich nicht und verspricht in höchster Not, denn es geht um ihren Kopf, dem buckligen Zaubermännlein Rumpelstilzchen ihr erstes Kind, wenn er das für sie erledige. So geschieht es auch.

An zwei Stellen greift Regisseur Pierre Schäfer in den Märchenstoff ein. Einmal, indem er dem alten und gierigen König einen jungen Prinzen zugesellt, der nicht die unangenehmen Eigenschaften seines Vaters geerbt hat, ein verwegener Reiter ist, sogar mit dem rollenden Thron seines Vaters über die Bühne saust, aber partout nicht heiraten will. Das zweite Mal ist der Tipp, wo "Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen", der es dem Prinzen erleichtert, den richtigen Namen herauszubekommen, weil er weiß, wo er suchen muss.

Es kommt, wie es kommen muss. Der alte König bekommt sein Gold, der Prinz und die Müllerstochter verlieben sich unsterblich ineinander, heiraten, bekommen einen Sohn, und Rumpelstilzchen kriegt das Kind - natürlich nicht. Aber bis er voller Zorn aufstampfend im Boden verschwindet, weil in allerletzter Sekunde der nun junge König doch noch seinen Namen erfahren hat, gibt es jede Menge Verwirrungen und einen dramatischen Kampf zwischen dem Prinzen und dem Zauberer.

Das alles ist außerordentlich liebevoll und mit wunderschönen Ausstattungsdetails in Szene gesetzt. Da blitzt und donnert es (Bühne Kerstin Schmidt), die handgeführten Puppen (Barbara Weinhold) sind so gestaltet, dass auch die kleinsten Theaterbesucher sich sofort damit identifizieren können, und Pierre Schäfer sorgt für atemlose Spannung. Die Geschichte fesselt von der ersten bis zur letzten Minute, was für junge Puppentheaterbesucher gerade in der spannungsreichen Vorweihnachtszeit wichtig sein dürfte.

Weitere Vorstellungen finden täglich bis 26. Dezember, außer am 9. sowie dem 22.-25. Dezember statt.