Sommerausstellung "Dutch Design - Huis van Oranje" im Schloss Oranienbaum Von der großen Liebe zum Kunsthandwerk
Das Schloss Oranienbaum (Landkreis Wittenberg) steht bis zum 30. September im Zeichen von exzellentem historischen und zeitgenössischen Handwerk. Eröffnet wurde die große Sommerausstellung "Dutch Design - Huis van Oranje" im Beisein der niederländischen Königin Beatrix.
Oranienbaum lDie Tischplatte ist ein Spiegel, in dem sich die restaurierte Stuckdecke spiegelt. Zwischen und mit den Etageren, Kannen, Schalen und anderen Kristallkreationen des niederländischen Glaskünstlers Bernard Heesen. Der von ihm gestaltete Kristallspiegelsaal im Schloss Oranienbaum ist ein besonderer in der Ausstellung "Dutch Design - Huis van Oranje". Er ist auch ihr Ausgangspunkt.
Für den - lange etwas vergessenen - Kristallspiegelsaal im südlichen Flügel des Schlosses bittet Thomas Weiss, Direktor der Kulturstiftung DessauWörlitz, im Jahr 2009 die niederländische Kuratorin Nicole Uniquole, sich Gedanken um eine Gestaltung zu machen.
Die Kulturstiftung bemüht sich seit 2002 um die Restaurierung und Wiederbelebung des einstigen Sommersitzes der Henriette Catharina von Oranien-Nassau (1637-1708) und Ehefrau des Fürsten Johann Georg II. von Anhalt-Dessau (1627-1693). Wiederhergestellt wurde im nördlichen Teil die Porzellangalerie mit Ledertapeten und Delfter Fayencen aus dem 17. Jahrhundert. Als Raum des 21. Jahrhunderts soll der gegenüberliegende Kristallspiegelsaal neu entstehen.
Für Nicole Uniquole ist das nicht genug. Vom Schloss sofort fasziniert, regt sie ein Konzept für das gesamte Haus an. Es entsteht die jetzt eröffnete Ausstellung im Auftrag der Kulturstiftung DessauWörlitz in Kooperation mit der Niederländischen Botschaft Berlin und dem Königlichen Hausarchiv in Den Haag.
"Niederländische Designer bringen Tradition und Innovation zusammen."
Nicole Uniquole
"Die Ausstellung und das exzellente Design aus Holland korrespondieren mit der Geschichte dieses Hauses und mit der Hausherrin", verweist Wolfgang Savelsberg, Abteilungsleiter der Stiftung, auf die Möglichkeiten Henriette Catharinas, durch Herkunft und Erbschaft einen Reichtum an hochwertiger Kunst und Kunstdesign nach Oranienbaum zu bekommen.
Die Liebe der Fürstin zu diesen Dingen greift die Kuratorin in der Ausstellung auf. "Niederländische Designer sind vor allem für ihr konzeptionelles Design bekannt. Seit einigen Jahren kombinieren sie dies mit ehrlichem Interesse an Kunsthandwerk, bringen Tradition und Innovation zusammen", sagt Nicole Uniquole. Mehr als 100 der Besten ihres Fachs konnte sie gewinnen, für die Oranienbaumer Ausstellung zu arbeiten.
In einem Schloss, das, so Thomas Weiss, "nie für die museale Präsentation gedacht war und heute, trotz mehrfach in der Vergangenheit geänderter Raumfolgen auch durch den Charme besticht, den teils noch unrestaurierte Wände und knarrende Dielenbretter hervorrufen", sind die Designerstücke mit Leihgaben aus dem Königlichen Hausarchiv und Gemälden aus dem Stiftungsbestand erlebbar.
"Dutch Design - Huis van Oranje" führt die Besucher durch alle etwa 50 Schlossräume, vom Keller bis zum Boden. An die 350 Exponate zählt die Schau. Für das Ausstellungskonzept, erklärt die Kuratorin, seien die ursprünglichen Raumfunktionen oder, wo sie nicht nachvollziehbar waren, auch die farbliche Gestaltung maßgeblich.
Da finden sich im Vergnügungszimmer historische Frauenporträts neben einer mehrstöckigen Tulpenvase aus Delft, die Königin Beatrix bei ihrem ersten Oranienbaum-Besuch 2004 der Kulturstiftung schenkte. Kleider aus der Debütkollektion von Truus Riet Spijkers sind neben der aus mehreren Kunststofflagen gefertigten Vase von Sebastiaan Straatsma arrangiert.
Für das Teezimmer hat Femke Roefs einen Teewagen geschaffen, der auch Kupferkessel, Glaskannen und Glasbecher mit sich führt. Barbara Broekmann hat den Kunstdruck des Gemäldes von Henriette und ihren Schwestern mit Borten und ausgeschnittenen Stickereien "bemalt". Das Reiseservice der Prinzessin Maria Louise von Hessen-Kassel (1688-1765) ist eines der besonderen Stücke aus dem Königlichen Hausarchiv Den Haag. 1731 bis 1733 in Meißen entstanden, ist es eines der frühesten europäischen Porzellane, erklärt Claudia Hörster von Hausarchiv. Die Goldfassung hat es in Augsburg erhalten, "auch ein Vorbild für die Zusammenarbeit verschiedener Kunsthandwerksformen".
Das älteste Objekt, das das Hausarchiv für Oranienbaum zur Verfügung gestellt hat, ist eine Trinkschale aus dem Besitz des Vaters der Henriette Catharina, "ein besonderes Werk der Haager Schmiedekunst" und zu sehen im Jagdzimmer.
Schmuck, Mode, Bilder, Gebrauchsgegenstände - bis hin zum Hühnerhaus von Frederik Roijé - "es wird Geschichte der Liebe zum Kunsthandwerk erzählt und die These eindrucksvoll unterstrichen, dass Handwerkskunst und Design nie aus der Mode kommen", ist die Kuratorin sicher.
"Die Besucher sollen das Gefühl haben, das ist für einen Tag mein Haus."
Nicole Uniquole
Für Thomas Weiss ist der Umgang mit diesem für die Stiftung besonderen Ort verbunden mit dem Wunsch, "uns eine neue Klientel zu erschließen, junge Menschen zu begeistern, dass sie sich der Geschichte nähern".
Den Oranjersaal, den großen Empfangssaal des Schlosses, haben die Ausstellungsmacher als ein "Wohnzimmer" konzipiert, unter anderem mit großen Ohrensesseln von Jurgen Bey. Nicole Uniquole: "Die Besucher sollen das Gefühl haben, das ist für einen Tag mein Haus. Und wenn Sie, wie ich damals, nicht dem Wunsch widerstehen können, die Balkontüren zum Park zu öffnen - tun Sie es."
Geöffnet bis zum 30. September dienstags bis freitags von 10 bis 17 sowie sonnabends, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr.