Zu Tisch mit dem Künstler Was man zur Venedig-Biennale wissen muss
Goldene Nashörner, ein riesiges Pferd und ein phallusartiger Turm. Die Biennale in Venedig ist ein Muss für Kunstfans. Dieses Jahr steht bei einer der wichtigsten Schauen für zeitgenössische Kunst eine Sache im Vordergrund.
Venedig (dpa) - Wie oft hat man sich schon beim Betrachten eines Kunstwerks gefragt, wie wohl der Künstler so tickt. Was für eine Person er wohl sein mag?
Der Graben zwischen Schaffenden und Betrachtern ist oft tief. Die Biennale in Venedig will das ändern. Ein Leitfaden für die große Kunstschau, die am 13. Mai eröffnet.
Das Motto verstehen
"Viva Arte Viva" heißt das Thema der sechs Monate langen 57. Kunst-Biennale. Übersetzt soviel wie: Es lebe die Kunst, sie lebe. Das soll nach den Vorstellungen der Kuratorin Christine Macel vom Pariser Centre Pompidou ein Loblied auf die Kunst sein. "Viva Arte Viva ist ein leidenschaftlicher Schrei für die Kunst und den Zustand des Künstlers. Es ist eine Biennale, die mit, von und für Künstler entworfen ist", sagte Macel, erst die vierte Frau an der Spitze der mehr als 120 Jahre alten Kunstschau. Ein politisches Thema wie unter ihrem Vorgänger Okwui Enwezor, Direktor des Hauses der Kunst in München, soll es nicht geben - trotz oder wegen der aktuellen Krisen der Welt. "Die Biennale feiert die Existenz der Kunst und der Künstler", erklärte Präsident Paolo Baratta. Dabei soll es vor allem einen Dialog zwischen Künstlern und Publikum geben.
Triff den Künstler
Künstler werden nicht nur durch Zensur und politische Einflüsse unter Druck gesetzt. Auch der kommerzielle Druck macht die Kunst für ihre Erschaffer oft zum Alptraum - oder zum Ding der Unmöglichkeit. Daher soll die Person des Künstlers dieses Jahr im Zentrum stehen. So sollten die Teilnehmer vorab ein Video von sich und ihrer Arbeit drehen. Zudem soll es jeden Freitag und Samstag Tischgespräche mit Künstlern geben - bei den "Open Tables" haben die Besucher die Chance, sich mit den Künstlern direkt zu unterhalten. Die Gespräche sollen live auf der Webseite der Biennale übertragen werden.
Nicht den Überblick verlieren
Wer bei der Schau nicht den roten Faden verlieren will, sollte sich vorbereiten. Denn zur Hauptaustellung sind 120 Künstler aus 51 Ländern eingeladen - vier kommen aus Deutschland, fast ein Dutzend lebt in Berlin. 103 der Teilnehmer sind zum ersten Mal dabei. Es soll also nicht eine Schau der gesetzten Kunststars werden. Hinzu kommen mehr als 80 Pavillons, in denen verschiedene Länder um die Gunst des Publikums buhlen. Drei Länder sind zum ersten Mal dabei: Antigua und Barbuda, Kiribati und Nigeria. Auch wenn kein weltpolitisches Thema als Motto diente: Pavillons wie der syrische, der türkische, der irakische oder auch der amerikanische werden sicher aus dieser Sicht betrachtet. Hinzu kommen unzählige Satellitenveranstaltungen, Lesungen und Workshops. Auch die ständigen Museen zeigen hochkarätige Schauen. Installationen wie ein riesiger goldener phallusartiger Turm des US-Amerikaners James Lee Byars oder eine meterhohe Pferdeinstallation im argentinischen Pavillon sind besonders fotogen.
Besuch im deutschen Pavillon
Dieses Jahr gestaltet die 39-jährige Frankfurterin Anne Imhof den klassizistischen Bau, den schon Ai Weiwei und Christoph Schlingensief bespielten. Kuratorin Susanne Pfeffer - die Direktorin des Museums Fridericianum in Kassel - will nicht zu viel verraten. "Anne Imhof setzt sich damit auseinander, wie sich im jetzigen technologischen, soziologischen und ökonomischen Wandel auch der Körper verändert", sagte sie dem Kunstmagazin "Art". Die Besucher könnten eine "raum- und zeitgreifende Arbeit, die alle klassischen Medien umfasst", erwarten. In ihren Performances ließ Imhof bereits Drohnen und Falken fliegen, Taschendiebe tanzen und Türsteher Geheimcodes austauschen. Ihre Gesamtkunstwerke aus Musik, Aktion, Film, Installationen und bildender Kunst realisiert sie mit einem großen Team.
Und wem das alles zuviel wird?
Der fährt einfach mit dem Wassertaxi an der zur Biennale-Zeit vollkommen überfüllten Stadt vorbei - alleine das ist schon ein Kunstwerk für sich.