Testsieger der Stiftung Warentest ist ein Discounter-Produkt Preiswertes Öl für alle Fälle
Berlin/Magdeburg (rgm) l Etwa jedes vierte verkaufte Speiseöl in Deutschland ist ein Sonnenblumenöl. Damit liegt es leicht vor Oliven- und Rapsöl und einfach als Pflanzenöl angebotenen Produkten. Es eignet sich etwa für Salatdressings, zum Backen und Dünsten. Aber auch zum Braten, wie es auf vielen Flaschen steht?
Der Test von 28 Sonnenblumenölen der Stiftung Warentest zeigt: Nur sechs haben gute Brateigenschaften. Generell eignen sich Raps- und Olivenöl besser für die Pfanne. Die beiden sind wegen ihrer Fettsäurezusammensetzung auch für eine gesunde Ernährung im Vorteil. Sonnenblumenöl punktet dagegen mit deutlich mehr Vitamin E. Die beliebte raffinierte Variante kostet wenig und schmeckt neutral.
13 der 28 Öle im Test schneiden gut ab - vor allem raffinierte. Die besten in dieser Gruppe sind Bellasan von Aldi (Süd) für 1,49 Euro pro Liter und Thomy für 2,65 Euro pro Liter. Bei den kaltgepressten Ölen, für die ein deutlich nussiges, kerniges Aroma typisch ist, schnitt das Alnatura Bio-Sonnenblumenöl für 3,60 Euro je Liter am besten ab. In dieser Gruppe stellten die Tester sehr viel häufiger Fehler beim Verkosten fest.
Fünf der getesteten kaltgepresste Öle hatten einen leicht schalig-modrigen, holzigen oder verbrannten Geruch und Geschmack und sie waren unausgewogen. Ursache dafür kann ein Qualitätsmangel bei den Sonnenblumenkernen sein. Im Vergleich zu raffinierten Ölen macht sich die Güte der Rohstoffe bei nichtraffinierten in der Qualität des Öls noch bemerkbar.
Teures mit schlechter Note
Das mit 8,50 Euro pro Liter teure Vitaquell Bio-Sonnenblumenöl schneidet am schlechtesten ab. Es riecht und schmeckt stark ranzig, oxidiert und alt. Es ist nicht klar, sondern schlierig. Auch chemisch zeigt es bereits durch Luftsauerstoff verursachte oxidative Veränderungen - obwohl es noch bis Mai nächsten Jahres haltbar sein soll.
Leicht ranzig und oxidiert schmeckte auch das raffinierte Basic-Bio-Sonnenblumenöl. Es hatte außerdem die meisten ungesunden Transfettsäuren. Sie erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In nativen Ölen kommen sie kaum vor, können sich aber bei der Raffination bilden. Dabei können auch Schadstoffe entstehen: an Fettsäuren gebundenes 3-Monochlorpropandiol, kurz 3-MCPD, und Glycidylester. Wissenschaftler gehen davon aus, dass aus diesen Verbindungen bei der Verdauung "möglicherweise krebserregendes" 3-MCPD und "wahrscheinlich krebserregendes" Glycidol frei werden. Bei allen raffinierten Ölen im Test wiesen die Tester diese Schadstoffe nach. Im Basic-Öl war die Belastung mit Glycidol besonders hoch. Frisan von Norma hatte den höchsten Gehalt an 3-MCPD. Die gute Nachricht: Weichmacher, Lösemittel, Schwermetalle und Arsen fanden die Prüfer nicht. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und Pestizide haben die Hersteller im Griff. In einigen Ölen wiesen die Tester aber Mineralöle nach, die als Verbrennungsprodukte fossiler Brennstoffe die Umwelt belasten.
Verglichen mit Rapsöl eignet sich Sonnenblumenöl weniger gut zum Braten: Es spritzt mehr und ist instabiler bei Hitze. Zum Frittieren geeignet ist nur das gute, aber teure ölsäurereiche Bioöl (High Oleic) der Teutoburger Ölmühle für 9,60 Euro pro Liter.
Weitere Informationen: Zeitschrift test 11/2012 und www.test.de/sonnenblumenoel