Geld für das Ehrenamt knapp Feuerwehren schlagen im Bereich Arendsee Alarm: Fahrzeuge zu alt und Gerätehäuser marode
Historische Gefährte, schlechte hygienische Bedingungen und Probleme beim Waschen von Einsatzkleidung: Ehrenamtliche fordern zum Handeln auf. Die Verwaltung verweist auf finanzielle Zwänge.

Arendsee. - Was ist dringender: neue Straßen oder Ausstattungen für Feuerwehrleute, damit diese möglichst sicher ihr Ehrenamt ausüben können? Auf diese Frage läuft es bei der aktuellen Diskussion um knappe Investitionsmittel hinaus.
Doch die Kommune hat keine Wahl mehr. Nachdem im Bau- und Ordnungsausschuss Kritik in Richtung Verwaltung aufkam – sie setze Projekte zu langsam um und kümmere sich ungenügend um die Pflichtaufgabe Feuerwehr –, wurde der Diskussionsball wieder zurückgespielt. Vize-Bürgermeister Michael Niederhausen erinnerte daran, dass der alte Stadtrat mit dem Beschluss für den Straßenbau in Binde (B190) und in Fleetmark (Velgauer Straße) auch finanziellen Verpflichtungen zugestimmt hat. Die Kommune muss unter anderem die Regenentwässerung bezahlen, das Land Sachsen-Anhalt kümmert sich um die Fahrbahnen.
Die Konsequenz: Finanzielle Investitionsmittel seien aktuell für das Gerätehaus in Fleetmark und dann im Anschluss für die Straßenprojekte bis 2028 komplett gebunden. Doch die Feuerwehren geben sich mit der Aussage keinesfalls zufrieden. Stadtwehrleiter Marek Weiß verwies auf die Risikoanalyse und dass insbesondere beim Beschaffen von Fahrzeugen kaum was erledigt wurde.
Straßenbau statt Feuerwehr?
Bei der Sitzung kam der Ruf nach Fördermitteln auf. Stadtrat Justin Wellner (ZGSL) wollte von der Verwaltung wissen, welche Bemühungen zum Beschaffen finanzieller Mittel aktuell laufen. Michael Niederhausen verwies darauf, dass der Kommune die nötigen Eigenmittel fehlen. Während der Sitzung wurde aber deutlich, dass es auf dem Sektor doch Fortschritte gibt. Mit Hilfe von Fördermitteln wird noch in diesem Jahr eine neue Sirene in Kläden installiert. Im nächsten Jahr sind Neulingen und Kassuhn an der Reihe. Die Feuerwehr Kaulitz bekommt 2026 ein neues Fahrzeug und Sanne-Kerkuhn voraussichtlich noch in diesem Jahr einen gebrauchten Ersatz für den Oldie von 1974.
Doch Marek Weiß forderte immer wieder mehr Tempo ein. Er begründete dies mit der Tatsache, der Brandschutz sei eine Pflichtaufgabe und alle Feuerwehrleute würden freiwillig in der Not helfen. Dafür sollten diese zum Beispiel die nötigen hygienischen Bedingungen in den Gerätehäusern vorfinden. Nicht überall gibt es Toiletten sowie Waschbecken. Aus Richtung der Feuerwehr Binde war zu hören, dort seien seit Längerem Fenster kaputt. Das Bauamt will sich um dieses Problem jetzt kümmern.
Zudem ist weiterhin unklar, wo die neue Einsatzkleidung der freiwilligen Feuerwehren künftig gewaschen wird – die Lebenshilfe könne dies nicht mehr wie gewünscht leisten. Der Stadtwehrleiter ging auf den Brand in der Schweinezuchtanlage Binde ein. Auch Monate danach befinde sich noch Ruß in einigen Schweißbändern der Schutzhelme. Dies sei für die Gesundheit der Freiwilligen nicht gerade förderlich.
Gemeinsam ausrücken
Er sprach davon, insgesamt seien die Schritte für Veränderungen zu klein. Michael Niederhausen argumentierte, beim Sanieren von Löschteichen sei bereits einiges erreicht worden. Die Diskussion führte schließlich zu der von Stadtrat Detlef Güssefeld (AfD) ausgesprochenen Erkenntnis: Über die grundsätzliche Struktur müsse nachgedacht werden. Er meinte damit weniger selbstständige Feuerwehren, dafür zentrale Stützpunkte und Löschgruppen.
Dabei geben die Freiwilligen den gewünschten Weg bereits vor. So rücken Fleetmark und Kerkau bald vom neuen Standort gemeinsam aus. Schrampe sowie Zießau haben sich vor einigen Monaten zusammengeschlossen. Dort besteht die Forderung nach einem neuen gemeinsamen Gerätehaus. Ob zum Beispiel dieses Großprojekt in der Straßenbauphase schon mal soweit vorbereitet wird, dass es ab 2029 bei den Feuerwehren intensiver weitergehen kann und die Ehrenamtlichen damit eine Perspektive bekommen, blieb bei der Sitzung offen.
Grundsätzlich auf die Strukturen blickend, schlugen der Ausschussvorsitzenden Uwe Walter und die Stadtratsvorsitzende Christel Tiemann (beide CDU/SPD/Arendsee Land) vor, die Kommunalpolitiker sollten sich bei der anstehenden Ratsklausur damit beschäftigen. Künftig geht es auch um die Frage, ob die Kommune Investitionen in den Brandschutz mit Hilfe von Krediten bewerkstelligt.