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Volksstimme-Aktion „Schau in den Garten“ Frisches für die Schulküche: Wie Wienrodes Busch-Schüler zu Gärtnern wurden

In der Wilhelm-Busch-Schule in Wienrode wird nicht nur gerechnet und geschrieben, sondern auch gegärtnert. Und wie!

Von Jens Müller 11.09.2023, 20:03
Die Hochbeete der Busch-Schule in Wienrode stehen unter Patenschaft der Schüler. Bewässert werden die Beete unter anderem über aufgefangenes Regenwasser vom Dach der Turnhalle. Hier erläutert Christine Hahmann Jana Schrader (links) von der Stadtverwaltung, was hier alles angebaut wird.
Die Hochbeete der Busch-Schule in Wienrode stehen unter Patenschaft der Schüler. Bewässert werden die Beete unter anderem über aufgefangenes Regenwasser vom Dach der Turnhalle. Hier erläutert Christine Hahmann Jana Schrader (links) von der Stadtverwaltung, was hier alles angebaut wird. Foto: Jens Müller

Wienrode - Im Hauswirtschaftsraum in der Wienröder Wilhelm-Busch-Schule herrscht geschäftiges Treiben. Während es in Töpfen köchelt, wird auf einer Arbeitsplatte Gemüse geschnitten und Salat angerichtet. Eigentlich nichts Besonderes in einer solch großen Küche. Doch das, was die Schüler hier unter Anleitung ihrer Lehrer auf die Teller zaubern, ist selbst angebaut, aufgezogen und geerntet worden.

Möglich macht das der eigene Schulgarten, der auf den ersten Blick gar nicht so aussieht. Denn das Areal ist ein schmaler Grünstreifen neben der neu gebauten Schulturnhalle. Klein, aber oho. Dafür sorgen inzwischen acht professionell hergestellte Hochbeete, die die Schule vom VHS Bildungswerk aus Blankenburg bekommen hat. Dort gedeihen Kräuter, Radieschen, Möhren, Kohlrabi, Porree, Kopfsalat, und, und, und.

Das Besondere: Die Schüler selbst kümmern sich um die Pflege der Hochbeete. Dafür wurden extra Patenschaften gebildet – zwischen Schülern der oberen mit unteren Klassen. Und das funktioniert hervorragend, wie nicht nur Schulleiterin Heike Boks sagt, sondern auch die sichtbaren Ernteerfolge belegen.

Experten-Tipps für den Schulgarten

Gute Gründe für die Mitstreiter der Gemeinschaftsaktion „Schau in den Garten“ von Harzer Volksstimme, dem Verein „Blankenburg blüht auf“, Harzsparkasse und Stadtverwaltung, sich diese Initiative mal genauer anzuschauen. Dabei nutzten die kleinen Gärtner auch gleich die Gelegenheit, sich Experten-Rat einzuholen - beispielsweise, wie sie den Kartoffelkäfern Herr werden.

Dafür hatten Jana Schrader und Melanie Richter von der Stadtverwaltung zwei Tipps, wie diese Schädlinge ohne chemische Mittel bekämpft werden können. So helfe wie eh und je die ganz klassische, aber mühselige Methode, die Käfer und deren Larven mit der Hand abzusammeln. Eleganter sei es jedoch, rund um die Beet eine Blumenwiese anzulegen, wo sich dann ganz natürliche Feinde tummeln: So unter anderem Marienkäfer, Wespen und Florfliegen. Auch ein Hühnerschlag am Rand wäre zu überlegen: Die Tiere fressen besonders gern die Käferlarven. Außerdem hätten die Schüler dann sogar Eier frei Haus: „Da liefert die Natur das Nützliche gratis mit dazu“, so die Experten. Um die Ernte vor diebischen Vögeln zu schützen, sollen künftig noch Netze und Fliegengitter angebracht werden. Ein Tipp der Schüler wird wohl dort auf alle Fälle noch umgesetzt: eine Vogelscheuche!

Eigentlich eine zuckerfreie Schule

Wie Heike Boks erläutert, gehen diese Initiativen an ihrer Förderschule mit Ausgleichsklassen über die Hege und Pflege von Hochbeeten weit hinaus. Die Beschäftigung in und mit der Natur gehöre zum pädagogischen Konzept. Der Schulgarten ist dabei nur ein Teil. Ergänzt wird er von einer Blühwiese mit Obstbäumen, Blumenkästen und gestalteten Grünflächen am Eingang, wo auch Sonnenblumen selbst gezogen werden.

Tyler und Dominic  beim Einsetzen von selbst gezogenen Sonnenblumen am Eingang zur Wilhelm-Busch-Schule in Wienrode.
Tyler und Dominic beim Einsetzen von selbst gezogenen Sonnenblumen am Eingang zur Wilhelm-Busch-Schule in Wienrode.
Foto: Jens Müller

„Alle Kollegen machen dabei mit“, freut sich die Schulleiterin. So sorgen beispielsweise die Lehrerinnen Andrea Bernhardt und Christine Hahmann sowie die Pädagogische Mitarbeiterin Carola Oschmann dafür, dass geerntetes, aber auch mitgebrachtes Obst und Gemüse nicht nur im Hauswirtschaftsunterricht zubereitet und verspeist, sondern auch im eigenen Schul-Shop vermarktet wird.

„Da haben wir schon viele verrückte Sachen hergestellt“, so Carola Oschmann. Unter anderem wurde schon Brennnessel-Marmelade eingekocht, aber auch selbst gemachter Ketchup und einiges mehr. Die Renner seien die Sirups aus Löwenzahn, Holunderblüten und Waldmeister – obwohl die Busch-Schule eigentlich eine zuckerfreie Schule ist. Aber dafür wird mal eine Ausnahme gemacht: mit einem Esslöffel Zucker auf einen Liter Sirup. Alles professionell abgefüllt und mit handgemachten Etiketten versehen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Ganz nebenbei lernen die Kinder, dass nichts weggeworfen werden muss, wie in anderen Ländern der Erde gekocht wird und wie die Lebensmittel auf englisch heißen.

Abgegeben werden die Produkte gegen Spenden nicht nur über den eigenen Online-Shop, sondern auch auf Schulfesten und beim Wienröder Kirschenfest. Besonders gefragt: selbst hergestellte Ringelblumensalbe, die während der Corona-Zeit bei Lehrern und Schülern unverzichtbare Dienste geleistet hat: „Durch die ständige Desinfektion der Hände war die Haut so gereizt. Da hat die Salbe Wunder gewirkt.“