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Astronomie Ein Blick zu den Frühlingssternen

Freitag beginnt der Übergang in den Frühling. Hobbyastronom Matthias Graner aus Schermen erklärt die neue Jahreszeit am Himmel.

Von Mario Kraus 20.03.2020, 00:01

Burg/Schermen l Echte Hobby-Astronomen lieben natürlich den Winter. In kalten Nächten gleicht der Blick in den unendlichen Himmel dem in eine Schatztruhe. Wenn sich die Augen allmählich an die Dunkelheit gewöhnt haben, sind solche Stunden wie geschaffen, um das Sternenbild in seiner ganzen Schönheit erklären und vor allem erfassen zu können. „Dann trotzt man gern den eisigen Temperaturen“, sagt Matthias Graner. Der Schermener hat schon von Kindesbeinen an eine besondere Beziehung zu den Sternen und Planeten, die mitunter Millionen von Kilometern entfernt sind und über uns ihre Kreise drehen. „Beobachten kann man sie natürlich zu jeder Jahreszeit, besonders bei Neumond“, sagt Graner. Auch jetzt an einem wolkenlosen Abend. Immerhin kündigt sich heute mit dem Frühlingsanfang – Fachleute sprechen von der Tag- und Nachtgleiche – die vielfach gepriesene schönste Jahreszeit an, die die Menschen besonders genießen.

In diesen Tagen sind auch die Frühlingsboten am Himmel unverkennbar. „Als hellster Lichtpunkt zeigt die Venus im Westen ihre ganze Kraft“, sagt Graner. Abgesehen vom Mond ist sie das auffälligste Gestirn und bereits wenige Stunden nach Sonnenuntergang erkennbar. Der Planet verändert stetig seine Position und wandert derzeit auf die Plejaden zu, einem Haufen aus fünf bis sieben Einzelsternen, die auch mit bloßem Auge im Südwesten zu erkennen sind. Genau genommen besteht dieser Verbund aus Hunderten von kleineren und größeren Sternen, die rund 500 Lichtjahre entfernt sind. „Anfang April ist die Venus besonders dicht an den Plejaden“, erklärt Graner.

Auffällig für den ungeübten Beobachter ist in diesen Wochen am Himmelsäquator auch Orion im Süden mit seinen drei hellen Sternen in einer Reihe. Orion ist ein typisches Wintersternbild, das im Sommer wegen seiner Nähe zur Sonne fast gar nicht zu beobachten ist.

Ein recht großes und aus mehreren hellen Sternen bestehendes Bild am Frühlings-himmel ist der Löwe. Zu Jahresanfang erklimmt er den Sternenhimmel im Osten, bevor er im Laufe des Frühlings am südlichen Himmel weiter entlang zieht. Astronomen bezeichnen den Löwen auch als Leitsternbild des Frühlings. Sein hellster Einzelstern übrigens, von Nikolaus Kopernikus auf den Namen „Regulus“ (Kleiner König) getauft, strahlt sogar 200-mal heller als die Sonne. Sein Licht ist 77 Jahre unterwegs, bis es auf die Erde trifft.

„Auch Mars, Jupiter und Saturn sind morgens tief im Osten bis Anfang April gut zu erkennen“, weiß der 60-Jährige und ergänzt: „Ihren Reiz haben allerdings alle Sterne. Und noch mehr, wenn man die Sternbilder kennt.“ Da verharrt der Blick schon mal lange am Linsen-Teleskop mit seiner 200-fachen Vergrößerung. Ob bei Schermen oder in der ganzen Welt, wenn es darum geht, spektakuläre Himmelserscheinungen zu beobachten. Ob die Sonnenfinsternis 2001 in Afrika, 2015 auf Spitzbergen (Norwegen), 2017 in den USA oder 2019 in Chile – Matthias Graner nimmt dafür auch schon mal Tausende von Kilometern in Kauf. „Immer auf eigene Faust und mit eigener Reiseroute“, versichert er. Da kann es schon mal passieren, dass sich Gleichgesinnte aus allen Erdteilen immer mal wieder treffen und auf diese Weise merken, wie klein diese Welt im großen Universum ist. „Solche Gedankenaustausche sind dann immer wertvoll“, sagt der Experte.

Das erscheint logisch. Nicht nur, weil der Sternenhimmel immer in Bewegung ist, sondern sage und schreibe 5000 bis 6000 Himmelskörper beobachtet werden können. In der Milchstraße, unserer Heimatgalaxie, sind es 100 bis 300 Milliarden Sterne. Einfach unvorstellbar.