Altkanal Niegripp Der Eisvogel ist wieder da
Der Niegripper Altkanal wird weiter saniert. Jetzt wird mit dem Abschnitt von der Siedlung "Zum kurzen Busch" bis Niegripp begonnen.
Burg/Niegripp l Überschwänglich dreht der bunt-schillernde Eisvogel über dem Altkanal seine Runden. So, als würde es ihm und seinen Artgenossen in diesem Teil zwischen Burg und Niegripp richtig gut gehen. Diesen optimalen Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt gab es lange nicht. Der Nie-gripper Altkanal drohte immer mehr zu verschlammen. Jetzt, zu dieser Jahreszeit, war noch vor Jahren ein übler fauliger Geruch allgegenwärtig. Vor allem mit der Dammschüttung und Abbindung vom Elbe-Havel-Kanal 1977/78 war auch der Wasseraustausch unterbunden, notwendige Sohlberäumungen erfolgten nur noch spärlich, so dass der auftürmende Faulschlamm, der sich durch Laub und andere Schwimmstoffe bildete, immer mehr Schadstoffe freisetzen konnte. Der Lebensraum war auch deshalb für viele Fische stark eingeschränkt und gefährdet. Westlich der Dammschüttung war die Schlammdicke sogar zwei Meter mächtig.
Mit der Sanierung des Gewässers ist davon heute kaum noch etwas zu merken. Und der Eisvogel fliegt munter seine Runden. Jens Rosczka, Mitarbeiter der Stadtverwaltung, geht während einer Schiffsfahrt auf dem Gewässer noch weiter: "Dieser kleine Geselle ist schon zu einem Maskottchen für den Altkanal geworden."
Seine tierische Zukunft dürfte jedenfalls gesichert sein, denn die Sanierungen gehen nun in eine weitere Runde. Alle Voraussetzungen seien dafür erfüllt, freut sich Planer Konrad Spiegler, der die bisherigen drei Bauabschnitte betreut und jeden Meter des Gewässers mittlerweile wie seine Westentasche kennt.
In den nächsten Tagen wird ein schwerer Bagger wie in dem Bereich zuvor mit dem Greifer Tausende Kubikmeter Faulschlamm aus dem Wasser holen. Allein in dem nun abgenommenen, etwa 500 Meter langen Bauabschnitt 3.1 waren dies rund 7000 Kubikmeter. Dabei muss noch nicht einmal weit in die Tiefe gegriffen werden. Teilweise liegt die faulige Masse schon ab einem halben Meter im Wasser.
Kanalprofil beschädigt
Die Entschlammung ist nur ein Teil der umfangreichen Sanierungsarbeiten, betont Spiegler. Daneben müssen auch die Uferböschungen saniert werden. An vielen Stellen sind heute Abrisse, Abrutschungen und Unterspülungen zu sehen. Sie sind die Folgen übermäßigen Schiffsverkehrs, beispielsweise einst durch Lastkähne. "Das alte Kanalprofil mit seiner leichten Befestigung hat durch diese massive Beanspruchung stark gelitten", erläutert Spiegler - und zeigt Richtung Ufer auf zahlreiche Beispiele. Nicht selten fielen dann unterspülte Bäume ins Wasser. So müssten nun teilweise senkrechte Böschungen oder Böschungsabrisse gebrochen und neu profiliert werden. Bei der Herrichtung werden unter anderem Mineralkornfilter und Schüttseine verwendet.
Weitere Schäden an den Böschungen haben Angler oder Bootsanleger angerichtet, die durch eigenwillige Konstruktionen Stege, Plattformen oder Treppen in die Böschung geschlagen haben. "Solche Bauten müssen beseitigt werden", sagt Jens Rosczka. Manche von ihnen würden seit Jahren nicht mehr benutzt.
Bereits mit den bisherigen Arbeiten auf einer Länge von knapp zwei Kilometern vom Kanalbeginn bis zur Wochenendhaussiedlung "Zum kurzen Busch" hätten alle beteiligten Akteure einen hohen ökologischen Nutzen erzielt, betont der Umweltbeauftragte der Stadtverwaltung. So wurden im jetzt fertig gestellten Bereich rund 37 000 Kubikmeter Faulschlamm ausgebaggert und 2500 Meter Uferböschung saniert. Die schonende Arbeitsweise vom Wasser aus wird auch im restlichen Abschnitt durchgeführt. Sie sei auch ein Grund, weshalb sich der Eisvogel zu keiner Zeit vergrämen ließ. Und außerdem würde auch nur so wenig wie möglich in den Schilfgürtel oder Baumbestand eingegriffen.
"Mit Beendigung der Sanierung zum Jahresende wird den Wassersportfreunden und Naturliebhabern ein wertvolles Stück Natur zurückgegeben", sagt Rosczka. Und manche Petrijünger freuen sich ganz besonders. Denn der Übertragung des gesamten Altkanals in die städtische Hand steht nichts mehr im Wege. Auch nicht, dass der Fischereiverein Burg dann Pächter des gesamten Abschnittes sein könnte. Nur die Zeit der eigentümlichen Bauwerke sei ein für allemal vorbei.
