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Boxen Francisco will nach oben

Kati Fischer und Karsten Weisheit sind die Köpfe eines Boxprojekts für gewaltfreies Miteinander. Am Freitag findet ein Supercup statt.

Von Falk Heidel 03.12.2015, 06:00

Burg l Die linke Faust schützt das Gesicht. Mit dem rechten Boxhandschuh geht Akam Azat in die Offensive. Seit einer halben Stunde läuft die Trainingseinheit im Burger Boxstall an der Niegripper Chaussee. Der 21-jährige Kämpfer ist hochkonzentriert, will keinen Fausthieb auf die Nase bekommen: „Ich habe keine großen Ziele in dieser Sportart, aber ich komme sehr gern zum Training, weil ich mich fit halten will“, erzählt der junge Mann mit kurdischen Wurzeln. Akams Gegner am Boxring hat ganz andere Ziele: „Ich will mich in der Amateurbox-Szene etablieren“, sagt Francisco Pedro. Für den 20-jährigen Modellathlet soll das Burger Stand-up-Projekt ein Sprungbrett in die nächst höhere Kategorie sein. Francisco hat einen ganz konkreten Lebensplan: „Ich will nächstes Jahr mein Abitur am Wirtschaftsgymnasium machen und danach ein Wirtschaftsstudium in Leipzig beginnen.

Mit seiner Tante und zwei Geschwistern kam er 2002 aus Angola nach Deutschland: „Erst nach Halberstadt, später nach Burg, wo ich auch eingeschult wurde.“

Akam und Francisco sind zwei Beispiele aus einem Boxprojekt namens Stand up (deutsch: aufstehen). Erfinderin und Gründerin dieser Initiative ist Kati Fischer. Seit 2008 musste sich die frühere Streetworkerin gegen etliche Widerstände durchboxen. Ihre Kritiker meinten, Gewalt ist keine Lösung. Doch Fischer sagt: „Boxen ist keine Gewalt. Boxen ist Strategie, Boxtraining ist Disziplin und Willenskraft.“

Die Kämpferin ohne Boxhandschuhe hat sich durchgesetzt: „Unser Projekt nennt sich Boxen für ein gewaltfreies Miteinander.“ Zweimal pro Woche arbeitet Trainer Karsten Weisheit mit den jungen Leuten. Er sagt: „Im Boxring stehen Leute aus zwölf Nationen, die obendrein auf ganz unterschiedlichem Niveau unterwegs sind. Da funktioniert das Training nur, wenn sich alle einordnen können. Das klappt.“

Kati Fischer meint: „Der Sport hat seine eigene Sprache. Da funktioniert die Kommunikation, auch wenn ein Beteiligter weder deutsch noch englisch spricht.“ Tatsächlich sind in den vergangenen Wochen auch Flüchtlinge zu den Stand-up-Boxern gestoßen, die noch keinen Sprachkurs belegt haben, aber hier ihre ersten Integrationsschritte gehen.“

Fischer, Weisheit und Trainer Vinay Schröder arbeiten derzeit auf einen Höhepunkt in der siebenjährigen Geschichte des Projektes hin: Am Freitag steigt der erste Stand-up-Supercup im Burger Boxstall. Nicht nur für dieses Event profitiert das Projekt von Kooperationen, unter anderem mit dem Magdeburger SES-Boxstall. Sechs Kämpfe werden die Besucher am Freitag er- leben – mit deutschlandweit erfolgreichen Boxern als Sparringspartner. Karsten Weishaupt: „Diese Sparringskämpfe werden von Ring- und Kampfrichtern bewertet.“ Kati Fischer hat nicht nur Siegerpokale besorgt, sondern auch ein Rahmenprogramm organisiert: „Unter anderem werden wir erleben, was die internationale Küche von unseren Teilnehmern zu bieten hat.“

Unterdessen trainiert Francisco Pedro noch eine Extrarunde für den Kampfabend: „Ich will mich vor meiner Familie und meiner Freundin nicht blamieren.“