1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Burg
  6. >
  7. Zeitzeuge hilft Hobby-Historikern

Gefangenenlager Zeitzeuge hilft Hobby-Historikern

Die Suche nach dem Zweiglager Groß-Lübars vereint den Loburger Udo Geißler und den Niederländer Eric van der Most.

Von Bettina Schütze 29.08.2018, 01:01

Dörnitz/Lübars l Nun begaben sich die Beiden gemeinsam mit dem Zeitzeugen Reinhard Busse sowie Gerd Micklich auf Spurensuche. Das Zweiglager gehörte zum Hauptlager Stalag XI-A Altengrabow.„Hier muss es gewesen sein“, waren sich alle Beteiligten sicher, als sie an der Stelle standen, wo sie das ehemalige Zweiglager vermuteten. Eingezeichnet auf dem vorhandenen Kartenmaterial war das Zweiglager. Aber weit und breit waren keine optischen Hinweise zu finden. Doch damit gaben sich Udo Geißler und Eric van der Most nicht zufrieden. Für den Niederländer aus Gauda, der sich seit zehn Jahren mit der Erforschung des Stalag XI-A hinsichtlich der niederländischen Kriegsgefangenen befasst, stand fest, dass er auf der richtigen Spur ist.

Dass sie an der richtigen Stelle sind, bestätigte Reinhard Busse aus Lübars. Der 81-Jährige, zur Stalag-Zeit ein kleiner Knirps, konnte einiges zur Aufklärung beitragen. „Wir hatten damals Acker am Rande des Lagers. Daneben befanden sich die Gräber.“ Und er zeigte dabei auf die Fläche, die im Fokus der Suche stand. „Wir stehen hier auf dem Platz des ehemaligen Zweiglagers.“ Zu sehen war eine freie Grasfläche mit einer Senke, aber ohne Bäume. Eric van der Most: „Das könnte darauf hin deuten, dass sich hier unter der Erdoberfläche noch Reste des Lagers befinden.“ Mittels eines Ortungsgerätes marschierte der Niederländer los und wurde fündig. Er hatte Bruchstücke des Fundamentes, die im hohen Gras versteckt liegen, lokalisiert. Ein Stück weiter kamen noch ein paar Steine zum Vorschein. Die Freude war bei allen groß.

Bei einem zweiten Suchversuch ein paar Stunden später wurden dann sensationelle Funde gemacht. Es wurden eine etwa zehn Meter große Zisterne, eine in einen Keller führende Treppe sowie zwei noch nicht definierbare Gruben, zwei Meter lang, einen Meter breit und 1,50 Meter tief, gefunden. Udo Geißler: „Über ihre Bestimmung oder Verwendung konnten wir aber noch keine Aussage treffen. Die Freude war riesengroß.“

Nun muss noch bewiesen werden, dass es sich dabei wirklich um Fundstücke des ehemaligen Zweiglagers handelt. Dazu sollen auch Luftaufnahmen herangezogen werden, die vor Jahren über diesem Gelände gemacht wurden.

Die Suche nach Beweisen für die Existenz des Zweiglagers geht für Udo Geißler und Eric van der Most weiter.

Eric van der Most, der zu diesem Deutschland-Besuch auch seine Ehefrau Milja mitbrachte, hat schon einige Schriftstücke und Bücher zu den Ergebnissen seiner Forschungen verfasst. So war das Zweiglager Groß-Lübars kein Arbeitskommando, sondern ein Lazarettlager für Russen und Italiener, auch polnische Gefangene sollen dort gewesen sein, und ein Straflager für arbeitsunwillige niederländische kriegsgefangene Unteroffiziere. Das hatte das Interesse des Niederländers geweckt. Eric van der Most: „Das Zweiglager war vor kurzer Zeit sogar für lokale Historiker unbekannt, ist aber von großer Bedeutung. Nicht nur für die Geschichte der holländischen Kriegsgefangenen, sondern auch für die Geschichte der Russen, Polen und Italiener und deren Friedhöfe.“

Es wird vermutet, dass das Zweiglager bis Juni 1942 errichtet wurde. Fest steht, dass es am 8. Juli 1942 existierte. Darauf weist die Personalkarte des Soldaten A. V. Egorov, Kriegsgefangenennummer 121360, hin. Laut einem Bericht des niederländischen „Bundes von Waffenbrüdern, so hat Eric van der Most herausgefunden, soll das Zweiglager erst im Jahr 1944 errichtet worden sein. Das aber könne nicht stimmen, weiß der Niederländer. Denn laut der Abgangslisten von Stalag III-d und laut des Tagebuches des niederländischen Feldwebels E. A. Stuut kamen Niederländer bereits am 9. Dezember 1943 in das Zweiglager. Soldat Egorov war schon Anfang Juli 1942 in Groß-Lübars.

Der niederländische Feldwebel D. Danen, Kriegsgefangenennummer 108124, kam im Februar 1944 nach Groß-Lübars. „Damals soll auf der Baracke der Holländer die Aufschrift ,belegt mit 24 Arbeitsunwilligen Unteroffizieren’ angebracht gewesen sein“, schreibt Eric van der Most.

Als D. Danen 1994 an die Stelle des ehemaligen Zweiglagers kam, stellte er fest, dass alle Spuren von dem Lager verschwunden sind. Zirka 200 arbeitsunwillige Niederländer sollen in dem Zweiglager Groß-Lübars untergebracht gewesen sein.