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Ihlebrücke Fachwerk bereitet Kopfschmerzen

Die Ihlebrücke an der Holzstraße in Burg ist marode. Sie muss schleunigst ersetzt werden. Doch das Projekt ist knifflig.

Von Andreas Mangiras 31.08.2018, 06:00

Burg l „Wir lassen uns überraschen“, kommentierte Egon Buchmann, Vorsitzender des Kreisbauausschusses, die Schlussbemerkung von Bauvorstand Bernd Girke zum Kostenrahmen für die neu zu bauende Ihlebrücke an der Holzstraße. „Aus heutiger Sicht sind die Kosten ausreichend“, hatte dieser erklärt. Das Hintertürchen hörte jeder im Raum.

Eine Verpflichtungsermächtigung über 1,2 Millionen Euro will der Kreis sich vom Kreistag Ende September für den Neubau der maroden Ihle-Querung freigeben lassen. Der Bauausschuss gab bereits grünes Licht.

Die Brücke ist in ihrer „Standsicherheit eingeschränkt“, erläuterte Girke. Wegen der „echten Verschleißerscheinungen“ und des kniffligen Projektes steht der Kreis unter Handlungs- und Zeitdruck. Bis Ende 2019 muss es abgeschlossen sein, sonst werden Fördermittel zurückgefordert. Sie machen 75 Prozent der Kosten aus: 929.000 Euro.

Das Vorhaben hat es in sich, erläuterte Girke. Zwei mächtige Spundwände müssen die Uferbereiche stabilisieren. Es wird gewaltige Fundamente geben.

Das hat mehrere Gründe: Die Holzstraße ist eine stark befahrene Straße, auf der bei Umleitungsverkehr auch schwere Lasten rollen. Sie verursachen enorme Spannungen und Schwingungen. Die neue Brücke wird deshalb deutlich größer und stabiler als der Vorgängerbau sein müssen. Hinzu kommen Fuß- und Radwege, die den Bau verbreitern.

In unmittelbarer Nähe steht zudem ein altes Fachwerkhaus, einst eine Mühle, heute eine Gastwirtschaft. Wie Straße und Brücke ist auch der Bau aus dem 17. Jahrhundert nicht für die heutigen Erschütterungen ausgelegt. Und nun der größere Brückenbau. Planung und Ausführungen werden kompliziert, ahnen die Ausschussmitglieder.

„Spundwände und Fundamentierung sind das wichtigste und am aufwändigsten“, sagte Girke. „Die Maßnahme ist sportlich“, räumte er mit Blick auf das Zieldatum 31. Dezember 2019 als Fertigstellung für die Brücke ein.

Die Kostenermittlung stammt aus dem 1. Quartal 2018. Das bestätigte Girke auf Nachfrage von Frank Krehan (Freie Wähler Leitzkau-Gommern). „Werden wir nicht pünktlich fertig, bleiben wir auf den Kosten sitzen“, so Girke. Es sei eine gewisse Preissteigerung schon eingerechnet. „Ob es reicht werden wir sehen“, stößt Girke später im Ausschuss das Kosten-Hintertürchen weiter auf.

Weil die Baupreise derzeit explodieren, hatte sich der Kreis schon einen Zuschlag von 300.000 Euro besorgt. Dafür muss die wegen der Landesgartenschau und Baumaßnahmen an der Bundesstraße 1 immer wieder als Umleitungsstrecke für den Durchgangsverkehr dienende Kreisstraße 1183 geopfert werden. Sie sollte ursprünglich bis 2019 saniert werden.

Nun erhält der Brückenneubau den Vorzug. Stimmt der Kreistag im September zu, kann das Planungsbüro beginnen. Es habe bereits ein Auswahlverfahren gegeben, so Girke. In der Planungsphase soll auch geprüft werden, ob die Kurve aus der Holzstraße in die Karl-Marx-Straße entschärft werden kann.

Frank Endert (Freie Wähler-Endert) hatte einen weiteren Vorschlag. Wegen der nahen Diesterwegschule sei dringend ein Fußergängerüberweg in dem Bereich an der Holzstraße nötig. „Ich gehe davon aus, dass solche wichtigen Dinge berücksichtigt werden“, unterstützte Krehan das Anliegen.

Eine Fußgängerquerung sei nicht Teil des Brückenbauprojektes, erläuterte Landrat Steffen Burchhardt (SPD). Dennoch sieht er Handlungsbedarf. Viele Schüler müssen zwingend die viel befahrene Straße queren. Das Land sei in dieser Frage restriktiver als als andere Bundesländer, so Burchhardt. Seit 2017 gebe es jedoch Lockerungen. „Die Schule ist in unserer Trägerschaft. Wir haben da eine Verantwortung“, sagte Burchhardt zu, das Thema weiter zu verfolgen.

Und was wird aus der ebenfalls dringend sanierungsbedürftigen Holzstraße? Das ist offen. Ein neues Mehrjahresprogramm ab 2020 muss der Kreistag im nächsten Jahr auflegen. Für die Kreisstraße hatte der Kreis aktuell 300.000 Euro eingeplant, für die Ihlebrücke rund 1,2 Millionen Euro. Für beide Vorhaben lag der Landeszuschuss jeweils bei 75 Prozent.

Der Handlungsdruck für die stark befahrene Holzstraße wird durch die Verschiebung nicht geringer. Der enorme Umleitungsverkehr hat, neben dem Lärm für die Anwohner, über die lange Zeit bereits für erhebliche zusätzliche Schäden gesorgt. Zudem haben die Stadt und der Wasserverband Burg mit dem anvisierten Ausbau der Straße eigene Projekte, wie den Ausbau von Gehwegen, verknüpft. Die geraten mit der Verschiebung ins Hintertreffen.

Der Wasserverband Burg plant zeitgleich mit dem Straßenausbau die Kanalisation für Trink-, Ab- und Regenwasser zu erneuern. Das muss nun warten. Fest steht aber: Die Kanäle verschleißen unter der hohen zusätzlichen Verkehrsbelastung auf der Holzstraße erheblich schneller. Die Havariegefahr wächst also.